Vom bestbezahlten Dax-Manager zur tragischen Figur der Autobranche: Die Fallhöhe hätte für Martin Winterkorn kaum größer sein können. Am 23. September 2015 trat der VW-Konzernchef wegen des Diesel-Skandals zurück. "Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin", betonte er damals.
Aus Aufsichtsratskreisen verlautet, dass es einige Überzeugungsarbeit brauchte, bis Winterkorn verstand, dass er den Kopf hinhalten musste. Nach offizieller Lesart bat er selbst die Kontrolleure um eine Rücktrittsregelung. Doch es sei anders herum gelaufen, wissen Insider: Winterkorn habe eine Zeit gebraucht, um zu verstehen, dass er persönlich die Aufklärung der Affäre nicht mehr vorantreiben soll.
Bisher heißt es offiziell und inoffiziell von VW, es sei keine Schuld an "Wiko" festzumachen. Ob der aber die Hinweise auf Ungereimtheiten bei den Abgastests in den USA ernst genug nahm und sich rückblickend keinerlei Blauäugigkeit attestiert, sei dahingestellt. Auf jeden Fall ermittelt seit Juni die Staatsanwaltschaft gegen Winterkorn wegen Marktmanipulation. Denn womöglich informierte VW "bewusst verspätet" über die sich "ergebenden insbesondere finanziellen Konsequenzen".
Winterkorns Nachfolger Matthias Müller sagte der "Bild am Sonntag" über Winterkorns tiefen Fall: "So was will keiner erleben." Bis auf einige Auftritte bei Fußballspielen ist es ruhig geworden um den früheren "Mr. VW". Er soll sich viel in seiner Villa bei München aufhalten, die er von Wolfgang Porsche gekauft hatte. "Anfangs hat er alle Neuigkeiten über den Skandal aufgesaugt, es ging ihm elend", sagt einer, der es wissen muss. Inzwischen stehe er wieder besser da.
Winterkorn ist weiter Aufsichtsrat beim Fußball-Rekordmeister Bayern München. "Wir arbeiten beim FC Bayern sehr gut mit ihm zusammen, sein Rat ist uns wichtig", sagte Uli Hoeneß kürzlich im "Manager Magazin". (dpa)