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Wahrheiten über das Elektroauto: Zweifelhafter Hoffnungsträger

02.01.2018 10:21 Uhr
Wahrheiten über das Elektroauto: Zweifelhafter Hoffnungsträger
Elektroautos gehört die Zukunft, doch ihr ökologischer Nutzen dürfte begrenzt sein.
© Foto: Bosch

Dem Elektroauto gehört die Zukunft. Doch können die Stromer helfen, unsere größten Umweltprobleme zu lösen?

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Von Mario Hommen/SP-X

Das Elektroauto wird gerne als Hoffnungsträger gepriesen, das helfen soll, einige der drängendsten Umweltprobleme in den Griff zu bekommen. Vor allem in Hinblick auf die Klimakrise sehen viele die Stromer als rettende Mobilitätslösung. Doch vieles spricht dafür, dass sich die E-Mobilität in Hinblick auf den Klima- und Umweltschutz als Chimäre entpuppen könnte.

Auch wenn Elektroautos keine Abgase aus einem Auspuff in die Umwelt pusten, handelt es sich keineswegs um klimatechnisch saubere Ökomobile. Zwar fahren die Stromer lokal emissionsfrei, doch in ihrer Gesamtbilanz sorgen sie für schädliche Emissionen, vor allem auch für einen hohen CO2-Ausstoß. Beispiel gefällig? Allein der Energiebedarf zur Herstellung einer Traktionsbatterie entspricht der Menge Treibstoff, mit der konventionell angetriebene Autos gut und gerne 50.000 bis 80.000 Kilometer weit fahren können. Es bedarf also einer hohen Laufleistung, damit die Ökobilanz eines E-Autos am Ende besser als die eines herkömmlichen Fahrzeugs ausfällt.

Zumal der Strom zum Antrieb eines Elektroautos auch noch in vielen Jahren überwiegend aus klimaschädlichen Quellen stammen wird. Wer ausschließlich über eine autarke Photovoltaikanlage sein E-Mobil mit Strom füttert, könnte tatsächlich eine nahezu klimaneutrale Nutzung realisieren. Praktisch werden die allermeisten Fahrer von E-Autos die Energie jedoch aus öffentlichen Stromnetzen beziehen. Und hier stellt sich die Frage, wieviel Strom dann regenerativen Ursprungs ist. Im deutschen Netz liegt der Anteil derzeit bei gut einem Drittel. Im Umkehrschluss heißt das: Rund zwei Drittel der Energie zum Betrieb von Elektroautos in Deutschland kommt aus Müllverbrennungsanlagen, Atom-, Kohle- oder Gaskraftwerken.

Effizienz muss gesteigert werden

Eigentlich soll das Elektroauto eine zentrale Rolle bei der Energiewende spielen. Doch um die Energiewende möglichst schnell zu erreichen, müssten Autos noch deutlich effizienter werden – auch Elektroautos. Die meisten der derzeit bei Autokunden gefragten E-Mobile sind allerdings alles andere als effizient. Stattdessen handelt es sich um mächtige Luxusmobile mit ebenfalls mächtigen Batteriepaketen und enormer Motorleistung. Vom effizienztechnischen und ökologischen Ideal sind diese Fahrzeuge meilenweit entfernt. Dennoch darf sich ein Tesla Model X mit einem grünen Image schmücken, wenngleich die Ökobilanz für dieses Fahrzeug in Wahrheit schlecht ausfällt.

Batterieelektrische Autos haben das Problem eingeschränkter Reichweite, was vor allem an der geringen Energiedichte der zudem sehr teuren Batterien liegt. Trotz vieler Ankündigungen: Bislang ist keine Superbatterie in Sicht, die bei kleinem Bauraum eine hohe Speicherkapazität erlaubt und auch noch günstig ist. Zwar gibt es immer wieder Berichte über Graphen-, Feststoff- oder Flusszellen-Batterien – doch keine dieser angeblichen Heilsbringer scheint reif für die Serienproduktion. Vorläufig setzen alle etablierten Elektroautohersteller entsprechend auf die Lithium- Technik, die im Vergleich zu anderen verfügbaren Batterievarianten die höchste Energiedichte und Lebensdauer verspricht. Allerdings sind bei dieser Technik auf absehbare Zeit keine großen Entwicklungssprünge zu erwarten. Experten gehen davon aus, dass mit einigen Innovationen in den kommenden Jahren die Energiedichte von Lithium-Ionen-Akkus lediglich moderat steigen wird.

Da es vorläufig bei Lithium-Ionen-Batterien bleiben wird, für deren Produktion unter anderem die Metalle Lithium und Kobalt benötigt werden, könnte es zu massiven Rohstoffengpässen kommen. Beide Materialien dürften angesichts ambitionierter E-Mobilitäts-Pläne vieler Autohersteller in den USA, China und Europa schon bald knapp werden. Bereits jetzt gilt der Weltmarkt von Lithium und Kobalt als leergefegt. Den Abbau der Rohstoffe deutlich zu steigern, dürfte jedoch Probleme bereiten. So kommt mehr als die Hälfte des weltweit geförderten Kobalts etwa aus der politisch instabilen Demokratischen Republik Kongo. Etwas besser dürfte es um die Versorgung mit Lithium stehen. Neben einigen Ländern in Südamerika fördern auch China und Australien in größeren Umfängen Lithium. Sollte der Bedarf in den kommenden Jahren drastisch steigen, und dafür sorgen schon allein die Expansionspläne deutscher Hersteller, wird es allerdings auch hier zu Engpässen kommen. Gut möglich, dass der Kampf um die Rohstoffe manchen Autobauer vor schwer lösbare Problem stellt.

Fehlende Infrastruktur für Brennstoffzelle  

Die derzeit verfügbaren Batterien sind ein alles andere als optimales Speichermedium, weshalb viele das Brennstoffzellenauto als eigentlichen Königsweg sehen, um der E-Mobilität zum Durchbruch zu verhelfen. Wasserstoff eignet sich in vielfacher Hinsicht besser als Speichermedium. Doch auch hier wartet die Technik seit Jahrzehnten auf den Durchbruch für den Massenmarkt. Immer wieder wurden in der Vergangenheit kleine Versuchsflotten auf die Straße gebracht sowie hier und dort neue Wasserstofftankstellen eröffnet, doch der Siegeszug dieser Technik scheint in weiter Ferne. Um der Brennstoffzelle zum Durchbruch zu verhelfen, bedarf es unter anderem gewaltiger Investitionen in die Infrastruktur. Den globalen Bedarf bis ins Jahr 2030 hat eine kürzlich von McKinsey veröffentlichte Studie auf rund 280 Milliarden US-Dollar beziffert.

Da der Strom für E-Autos oftmals nicht aus regenerativen Quellen stammt, werden die Stromer als lokalemissionsfrei bezeichnet. Doch auch dieser Vorteil, der zum Beispiel dabei helfen soll, Luftgrenzwerte in Städten einzuhalten, ist nur bedingt wahr. Unter anderem setzen Elektrofahrzeuge schädliche Emissionen wie Feinstäube auch lokal frei, beispielsweise durch Reifen- und Bremsabrieb. Will man dem Feinstaubproblem konsequent entgegnen, müsste man auch eine massenhafte Nutzung von Elektroautos in Städten hinterfragen.

Elektroautos sind außerdem aus sicherheitstechnischer Sicht für den Menschen gefährlich. In China spricht man seit Jahren in Zusammenhang mit der E-Mobilität auch vom "leisen Tod". Unter anderem, weil viele E-Roller-Nutzer für mehr Reichweite im Dunkeln oftmals ohne Licht fahren. In der Dunkelheit sieht man sie nicht, hören kann man sie ohnehin nicht, was eine große Gefahr für Fußgänger darstellt.

Mehr Ölverbrauch durch wachsenden Transportsektor

Selbst wenn Elektroautos in den nächsten Jahren boomen, werden sie keinen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Eine im Herbst 2017 von der Internationalen Energieagentur (IEA) veröffentlichte Studie geht davon aus, dass vor allem der weltweit unvermindert wachsende Transportsektor für einen Anstieg des Ölverbrauchs von derzeit 94 Millionen Barrel auf 105 Millionen Barrel im Jahr 2040 sorgen wird. Prophezeit wird eine Verdoppelung der globalen Autoflotte bis ins Jahr 2040 auf rund zwei Milliarden Fahrzeuge. Dabei soll die E-Auto-Flotte den Berechnungen zufolge auf 280 Millionen Fahrzeuge wachsen. Doch angesichts der mehr als 1,7 Milliarden Verbrenner wird Beitrag der Elektromobile zur Verringerung globaler CO2-Emissionen, selbst wenn diese mit viel regenerativ erzeugtem Strom betrieben werden, kaum ins Gewicht fallen.

Derzeit deutet also vieles darauf hin, dass das Elektroauto auch in den nächsten Jahrzehnten keinen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz leisten wird. Vermutlich werden sich deshalb viele die Frage stellen, was denn geschehen muss, um individuelle Massenmobilität und Klimaschutz in Einklang zu bringen? Die meisten Autofahrer werden die ehrlichen Antworten als unbequem empfinden.

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KOMMENTARE


AndreasPoster

02.01.2018 - 18:58 Uhr

Hallo,die Aussichten klingen nicht sehr positiv.Ich möchte mal einige 'positive Anmerkungen' geben.Der 'Dieselskandal' - pfui VW, Audi & Co. - was für 'Dreckschleuder Diesel ...' NUR: Das Silvester-Feuerwerk schleuderte 1/6 der gesamten Diesel-Feinstaub-Anteile von ALLEN DISEL und LKW IM JAHR !!!!!!!!! aus- (Hallo Herr Umweltminister??? - klar ggfs. hatten Sie mit dem Silvester-Kauf von Pyroartikeln zu tun und auch ggfs. Urlaub?)WAS ist das das für ein verlogenes SYSTEM? - die Dieselproblematik - oh pfui, ist da wohl eher ein 'Kindergeburtstag', aber mit dem Diesel-Geschwaffle vernichteten Sie Milliarden - oder mit VW-Chef Müller gesagt, da geht 'umsatzseitig etwas'- ... zum Wohle unserer Umwelt - Judas oder Missionar? ich habe meine Meinung!Blickwechsel: wir schicken unsere teuren Rohstoffe - na gut etwas aufbereitet z.B. nach Afrika - was machen die 'undankbaren Afrikaner' - nein, die freuen sich nicht über 'unsere großzügige Hilfe' - hey, (Rostofflieferungen liegen ganz weit oben im Kurs)die wollen doch tatsächlich etwas zu Essen??? - dabei weiß doch jedes Kind, dass z.B. eine Tonne Reis nichts Wert ist, DENN: ist sie einmal da - wird sie einfach aufgegessen und ist weg ... - nicht mehr da, vernichtet!!!NEIN: daher kann unser Credo nur lauten: wir geben der Dritten Welt etwas Dauerhaftes - macht etwas aus unserem SCHATZ.Ach so, ein besonderer Dank an unsere Regierung: Atomausstieg DANKE - Mensch ich hatte schon große Angst vor dem Tsunami im Erzgebirge, vor einem großen Erdbeben im Sachsen, ... vor den 'Irren' mit ihren Spenggürteln - nochmals Danke, ich fühle mich echt sicherer jetzt ...Bevor ich nun selbst an uns glaube: Pfui, DEM VERLOGENEN GESCHWÄTZ ...PS: Wir lieben 'schadstoffarme' AUTOS ... Hoch lebe unser Umweltbewußtsein ...


Martin Hartmann

08.01.2018 - 16:41 Uhr

Etwas wirr ist das schon, was Sie da Schreiben, Herr Poster, aber dass nur am Rande bemerkt .Aktuell sollte sich sicherlich jeder Käufer eines Elektroautos in Betracht auf die Ökobilanz im Klaren darüber sein, dass der Stand der Technik seines neuen Lieblings meilenweit von Umweltfreundlichkeit entfernt ist. Ich bin selber ein Kritiker der aktuell noch unausgereiften E-Mobilität, aber da der Verdacht nahe liegt, dass nicht nur VW und Audi "schummeln", ist es mehr als nur notwendig, dass die Forschung in alternative Antriebe schnellstmöglich vorangetrieben wird. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn hier weiterhin gepennt wird, wird die Rechnung noch viel höher ausfallen - und zahlen tut die gesamte Menschheit.


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