Eine handwerkliche Ausbildung ist nach wie vor das beste Fundament für Erfolg im Beruf. "Kunden wollen meisterliche Arbeit, wir wollen höchste Kompetenz", sagte Jürgen Karpinski, Präsident des Deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK), am Freitag beim 10. Bundes-Berufsbildungskongress in Bad Wildungen. Die duale Ausbildung und die Meisterpflicht seien die Garanten für berufliche Karrieren. An die Politik richtete der Branchensprecher die Mahnung, die Wertigkeit der handwerklichen Ausbildung stärker zu würdigen. "Arbeit mit der Hand ist gleichwertig mit der Arbeit im Kopf."
Das Auto sei weiter der Technologieträger Nummer eins, das bringe eine große Verantwortung für die Kfz-Branche mit sich. Wer sich heute nicht intensiv mit der Ausbildung des Nachwuchses auseinandersetze, verschenke die eigene Zukunft, so Karpinski. "Unser Land wird so gut sein, wie wir heute unsere Jugend ausbilden." Derzeit bildet das Gewerbe 95.000 junge Menschen aus. 2014 gab es vier Prozent mehr Ausbildungsverträge als im Vorjahr. Auch heute bleibt der Kfz-Mechatroniker der beliebteste Ausbildungsberuf in Deutschland.
Dass es heute nicht mehr nur um die Ausbildung, sondern auch um die Integration in den Beruf geht, unterstrich Prof. Friedrich Hubert Esser vom Bundesinstitut für Berufsbildung. Während die demographische Entwicklung durch die Immigration etwas abgefedert werde, verändere die Akademisierung zunehmend die Bildungswege. "Wir brauchen ein stärkeres Bekenntnis zur Wertigkeit beruflicher Bildung und der entsprechenden Berufe", nahm Esser die Mahnung Karpinskis auf.
In der Balance
Wichtig sei auch eine ansprechende Perspektive in den Unternehmen. Esser: "Jugendliche wünschen heute nicht nur ein auskömmliches Einkommen, sondern auch die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben sowie ein modernes Arbeitsumfeld." Der Experte forderte ebenfalls eine stärkere Existenzgründerberatung für den risikoreichen Einstige in die Selbstständigkeit. Diese bedürfe der stärkeren politischen Unterstützung. An Bedeutung gewinnt laut Esser auch der Megatrend Digitalisierung. Zu den Anforderungen der "Wirtschaft 4.0" gehörten unter anderem die Offenheit für neue Entwicklungen und Technologien sowie die Internationalisierung der Bildung – vor allem interkulturelle Kompetenz und Fremdsprachenkenntnisse.
Unter dem Motto "Gemeinsam Zukunft bewegen" lud der Branchenverband am 28. und 29. Juni in das hessische Bad Wildungen. Hochkarätige Referenten gaben den rund 300 Teilnehmern in diesem Jahr Einblicke in die Bildungspolitik, die Lebenswelten von Jugendlichen, Leben und Lernen in der Zukunft, Soft Skills sowie den Automobilvertrieb von morgen. Neben den Fachvorträgen und Podiumsdiskussionen hatten die Besucher in verschiedenen Foren die Gelegenheit, in aktuelle Themen der Branche tiefer einzusteigen – etwa die Herausforderungen und Handlungsfelder für die Zukunft des Kraftfahrzeugs, das Online-Recruiting von Azubis, die Praxisaspekte der digitalen Ausbildung oder den Einsatz von Social Media im Autohaus. (se)
Mehr zum 10. Bundes-Berufsbildungskongress lesen Sie in AUTOHAUS 12/2015, das am 15 Juni 2015 erscheint. Impressionen gibt es in der Bildergalerie!