Die Corona-Folgen und der teure Konzernumbau haben den zweitgrößten Autozulieferer Continental auch 2020 in den roten Zahlen gehalten. Unterm Strich fiel ein Verlust von 962 Millionen Euro an, wie der Dax-Konzern am Dienstag in Hannover berichtete. Im bereits schwierigen Jahr davor hatte das Minus bei 1,22 Milliarden Euro gelegen. Die weltweite Autokonjunktur rutschte zuletzt weiter ab, weil die Nachfrage nach Fahrzeugen durch die Einschränkungen in der Pandemie stark abnahm und es darüber hinaus Probleme in vielen Lieferketten gab. Das machte sich auch beim Umsatz von Conti bemerkbar, der um rund 15 Prozent auf 37,7 Milliarden Euro sank.
Teuer ist für das Unternehmen zudem der Umbau hin zu mehr Software, Elektronik und Sensorik. Dies erfordert hohe Investitionen, während für den Abbau von Jobs in klassischen Bereichen oft Abfindungen fällig werden. Es griffen inzwischen aber auch schon Einspareffekte.
Konzernintern ist der Kurs umstritten. Allein in Deutschland stehen bis zum Jahr 2029 rund 13.000 Arbeitsplätze bei Continental im Feuer, weltweit sind es gut 30.000. Die Dividende für das abgelaufene Jahr soll ausfallen. Der neue Vorstandschef Nikolai Setzer will die Neuausrichtung zu Zukunftstechnologien weiter vorantreiben.
Halbleiter-Engpässe
Wegen der Lieferprobleme bei Elektronik-Halbleitern muss der Konzern zusätzliches Geld zurücklegen. Der Mangel an Chip-Bauteilen, die in jedem Auto stecken und im Zuge der Vernetzung noch wichtiger werden, führt bei dem Dax-Konzern zu ergänzenden Logistik-Ausgaben von voraussichtlich rund 200 Millionen Euro. Die "fortwährenden Engpässe bei Halbleiter-Komponenten in der Lieferkette" müssten daher auch in der Prognose von Conti für das laufende Jahr berücksichtigt werden.
Insgesamt rechnet der Autozulieferer mit einer teilweisen Erholung nach dem harten Corona-Jahr. Vorstandschef Nikolai Setzer erwartet ein Umsatzwachstum auf 40,5 bis 42,5 Milliarden Euro, nach rund 37,7 Milliarden Euro 2020. Um Sondereffekte, Zinsen und Steuern bereinigt, sollen im laufenden Geschäft nicht wie zuletzt 3,5 Prozent, sondern bis zu 6 Prozent als Gewinn übrig bleiben. Dabei sind Kosten etwa für Stellenverlagerungen und -abbau noch herausgerechnet. Conti hat wegen des Umbruchs in der Autobranche und der Pandemie-Folgen unter dem Strich zwei Verlustjahre hinter sich und ist in einem Großumbau.
Das Halbleiter-Thema erhöht den Druck, denn die Autobranche ist einer der wichtigsten Abnehmer der Hightech-Teile. Aufgrund der abgesackten Fahrzeug-Nachfrage orientierten sich im vergangenen Jahr mehrere Chiphersteller um und belieferten stattdessen verstärkt Kunden aus IT, Unterhaltungselektronik oder Medizintechnik - das Material fehlt nun bei den Autobauern, dort fielen schon zahlreiche Schichten aus.
Volkswagen rechnet als größter europäischer Anbieter damit, dass sich das Problem wohl erst in der zweiten Jahreshälfte entspannen dürfte.