Mehr als 1.900 Beschäftigte des Autozulieferers Grammer an allen deutschen Standorten haben am Montag gegen die Beteiligung der Investorenfamilie Hastor an dem Unternehmen protestiert. Der Amberger IG-Metall-Chef und stellvertretende Grammer-Aufsichtsratsvorsitzende Horst Ott sagte bei einer Kundgebung vor der Konzernzentrale: "Wir kämpfen um unsere Arbeitsplätze." Er forderte, es dürfe "kein Monopoly auf unsere Kosten" geben.
Die Familie Hastor sorgt seit Monaten für Unruhe in der Autobranche: Ihre Firmengruppe Prevent hatte im vergangenen Sommer mit einem Lieferantenstreik etliche Fließbänder bei Volkswagen in Emden und Wolfsburg zum Stillstand gebracht. Die Familie hält inzwischen 20 bis 30 Prozent der Grammer-Aktien. Sie will den Vorstandschef ablösen, die Kontrolle im Aufsichtsrat übernehmen und die Firma profitabler machen.
Der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler sagte: "Erfahrungen mit der Hastor-Familie zeigen, dass sie lediglich eine kurzfristige Gewinnoptimierung im Blick hat. Dadurch droht ein großer Schaden für die Kundenbeziehungen." Laut Grammer halten sich große Kunden derzeit mit Aufträgen zurück oder drohen abzuspringen.
Arbeitsplätze in Gefahr
Ott sagte, die aktuelle Lage für das Unternehmen sei "existenzbedrohend, und damit ist jeder einzelne Arbeitsplatz weltweit in Gefahr". Wer daran "Hand anlegt, weiß jetzt: Er legt sich mit uns allen an", meinte der Gewerkschafter vor 700 Beschäftigten.
Einem Schreiben des Betriebsrats der Prevent-Tochter TWB (Hagen) an die Kollegen bei Grammer zufolge sind viele Zweifel an den Investoren indes unberechtigt. TWB sei seit März 2010 bei Prevent, heißt es in dem Brief. "Im Rückblick können wir sagen, dass es für uns und unsere Familien sehr gut war, dass Prevent uns damals gekauft und übernommen hat." Davor seien die Belange der Mitarbeiter teils weniger wichtig gewesen. Zielvorgaben des neuen Eigentümers habe man zudem gebraucht, "um unser Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen".
In der Region Amberg beteiligten sich laut IG Metall 1.100 Mitarbeiter an den Protesten, in Hardheim bei Tauberbischofsheim 500, in Zwickau, Schmölln, Bremen, Rastat, Langenfeld und Wörth insgesamt mehr als 300. Aus Tschechien, wo Grammer-Mitarbeiter ebenfalls zu Aktionen aufgerufen waren, lagen am Abend noch keine Zahlen vor. Wie es mit Grammer insgesamt weitergeht, entscheiden die Aktionäre am 24. Mai auf der Hauptversammlung in Amberg. (dpa)