Im Gegensatz zu einem Automatikgetriebe sind automatisierte Schaltgetriebe (ASG) wie ein herkömmliches Handschaltgetriebe mit Kupplung aufgebaut. Das Besondere an ihnen ist jedoch, dass der Wechsel der Gänge automatisch oder auf Knopfdruck erfolgt. Automatisierte Schaltgetriebe besitzen deshalb zusätzlich noch hydraulische oder elektrische Aktuatoren, die das Ein- und Auskuppeln und den Gangwechsel übernehmen. Der Fahrer hat so den Komfort eines Automatikgetriebes, nicht jedoch dessen Komplexität. Aufgrund der einfachen Bauweise sind automatisierte Schaltgetriebe gerade im Kleinwagensegment und bei besonders günstigen Fahrzeugmodellen attraktiv. Die Robustheit ist zudem mit einer herkömmlichen Handschaltung vergleichbar, und aufgrund der kompakten Bauweise sind sie leicht integrierbar.
Mittlerweile ausgemustert
Ein Nachteil der ASG ist jedoch der relativ langsame Gangwechsel und damit verbunden ein ruckeliges Schalten unter Last. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich automatisierte Schaltgetriebe nicht auf breiter Front in der Automobilbranche durchgesetzt haben. Vor rund 20 Jahren sollten sie eine Alternative zu den Automatikgetrieben mit Drehmomentwandler sein, kamen jedoch in nur wenigen Modellen zum Einsatz. Bei manchen Automarken wurde diese Technologie jedoch in großen Stückzahlen verbaut. Ein sehr prominentes Beispiel ist der Smart, der in der ersten und zweiten Generation ausschließlich mit einem automatisierten Schaltgetriebe ausgeliefert wurde. Diese Smart-Modelle wurden von 1998 bis 2015 gebaut und sind in Deutschland noch in über 100.000 Exemplaren auf der Straße.
Weitere Hersteller, die auf das ASG setzten, sind Citroën, Dacia, Renault und Iveco. Und sogar der Volkswagen-Konzern stattete seine Kleinstwagenbaureihe Up sowie das darauf basierende Skoda- Modell Citigo und den Seat Mii ab 2013 mit ASG aus. Die letzte neue Anwendung auf dem deutschen Markt war der Lada Vesta.
Obwohl ASG-Getriebe sehr robust ausgeführt sind, können sie natürlich auch kaputtgehen, zumal die Fahrzeuge mit dieser Technologie oft schon in die Jahre gekommen sind. Die Reparaturarbeiten bringen jedoch einige Besonderheiten mit sich, gerade im Bereich der Kupplung. Hier ist neben dem Know-how auch das entsprechende Werkzeug notwendig. ZF Aftermarket hat beispielsweise Ersatzteile der Marke Sachs für viele Fahrzeuge mit ASG im Programm. Auch Schaeffler ist im Bereich der Getriebe- und Kupplungsreparatur aktiv und bietet entsprechende Reparatursets ( siehe Kasten rechts) an.
Standfest und kaum fehleranfällig
In den Kfz-Betrieben sind Fahrzeuge mit ASG ein eher seltener Gast. Das kann sich bei einer Reparatur an der Kupplung rächen, denn obwohl die Technik prinzipiell identisch mit der eines Handschaltgetriebes ist, gibt es einige markante Unterschiede, die unbedingt beachtet werden müssen, betont der Kupplungsspezialist ZF Aftermarket. Generell sind automatisierte Kupplungen standfest und wenig fehleranfällig. Da das Einrücken durch einen elektronisch gesteuerten Aktuator erfolgt, spielen Bedienungsfehler durch den Fahrer keine Rolle. Auch eine zu untertourige Fahrweise wird durch den automatischen Gangwechsel vermieden.
Trotzdem sind auch automatisierte Kupplungen irgendwann verschlissen, oder es treten Nebenerscheinungen wie Rupfen oder unvollständiges Trennen auf. Die korrekte Montage des Ersatzteils ist dann entscheidend für den Fahrkomfort und die Lebensdauer, weil die elektronische Betätigung eben kein "Gefühl" hat, sondern nach festen Parametern funktioniert. Stimmen die Ausgangswerte nicht, nach denen das Steuergerät arbeitet, kann das beispielsweise zu einem unharmonischen Anfahrverhalten führen.
Exakte Prüfung vor dem Einbau
Vor der Reparatur eines automatisierten Schaltgetriebes sollten zunächst die verwendeten Ersatzteile überprüft werden, damit eine Fehlfunktion im Fahrzeug und eine erneue Montage ausgeschlossen werden können. Bei der Kupplungsscheibe ist vor dem Einbau eine sorgfältige Prüfung nötig. So sollte etwa der Seitenschlag überprüft werden. Für die korrekte Messung stellt ZF Aftermarket ein Seitenschlagprüfgerät zur Verfügung. Bei Überschreitung des Grenzwerts von 0,5 Millimetern sollte der Mechatroniker den Seitenschlag der Kupplungsscheibe mithilfe einer Richtgabel beheben.
Außer an der Kupplung selbst können auch am Aktuator Schäden auftreten. Diese Bauteile lassen sich nur im Ganzen austauschen, was aber mit wenig Aufwand verbunden ist. Es gibt lediglich eine elektrische Verbindung zum Fahrzeug. Achtung: Bei manchen Modellen muss die Werkstatt die Vorspannkraft des Aktuators per Federwaage einstellen. Bei anderen Fahrzeugen ist ein Anlernprozess per Diagnosegerät nötig, wobei das Getriebesteuergerät den Schleifpunkt der Kupplung ermittelt. Beachtet das Werkstattteam zudem vor der Kupplungsmontage grundlegende Regeln wie penible Sauberkeit und die korrekte Zentrierung der Kupplung sowie die genaue Prüfung der Peripherieteile (Ausrücksystem) auf Verschleiß, dann steht einer erfolgreichen Reparatur und einer hohen Kundenzufriedenheit nichts im Wege.
Reparatursets von Schaeffler
Schaeffler hat zahlreiche Reparatursets für die Reparatur von Getrieben und Kupplungen im Portfolio. Folgende Produkte gibt es:
- LuK Gearbox: Mit Gearbox hat Schaeffler eine Reparaturlösung zur Reparatur von Schaltgetrieben parat, die alle zur Reparatur benötigten Komponenten enthält. Für das weitverbreitete VW-02T-Getriebe gibt es zudem ein passendes Spezialwerkzeug.
- LuK Repset: Das Repset ist die Reparaturlösung für den Kupplungstausch. Eine Variante des ASG ist das Doppelkupplungsgetriebe. Hier bietet der Hersteller für relevante Smart-Modelle die passende Reparaturlösung an.
- LuK SAC: Für die Instandsetzung von selbstnachstellenden Kupplungen (SAC) bietet Schaeffler neben der Reparaturlösung auch ein Spezialwerkzeug an.
Kurzfassung
Automatisierte Schaltgetriebe (ASG) sind noch in hohen Stückzahlen in älteren Fahrzeugen verbaut. Obwohl sie sehr robust sind, sollten Kfz-Betriebe bei der Reparatur einige Besonderheiten beachten.
- Ausgabe 05/2020 S.28 (262.2 KB, PDF)