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Vernetzung: Intelligenz aus dem Schwarm

16.06.2016 11:00 Uhr
Vernetzung: Intelligenz aus dem Schwarm

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Laut eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey werden bis 2020 rund 85 Millionen "Connected Cars" weltweit unterwegs und 75 Prozent aller neu verkauften Autos mit Vernetzungstechnik ausgestattet sein. Experten sehen darin einen Milliardenmarkt. Autos werden in Zukunft permanent miteinander kommunizieren und Informationen über das Internet abrufen können.

In Ansätzen ist das schon heute Realität: Fahrzeuge mit Googles Android Auto oder Apples Car Play können Apps auf dem Smartphone in das Auto integrieren, um beispielsweise den Wetterbericht oder E-Mails abzurufen. Opels Onstar holt im Notfall automatisch Hilfe. Und mit einem Software-Update erreichte Teslas Model S eine höhere Reichweite und bekam teilautomatisiertes Fahren nachgerüstet. In Zukunft wird es auch möglich sein, dass Autos schon vorsorglich einen Werkstatttermin ausmachen, wenn ein Service ansteht oder ein Teil auszufallen droht. Versicherungen analysieren das Fahrverhalten des Nutzers und zimmern daraus die entsprechenden Tarife für den Fahrer. Im Gütertransport kann mit Hilfe von Telematiksystemen Fahrzeug- und Transportmanagement betrieben werden, um unnötige Leerfahrten zu vermeiden.

Digitalisierte Lebensumgebung

Gerade wenn Autos in Zukunft autonom fahren, wird die intelligente Vernetzung ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Fahrzeuge können dann untereinander ("Carto-Car-Kommunikation", C2C) sowie mit der Infrastruktur, etwa mit Ampelanlagen oder Verkehrsleitsystemen ("Car-to-Infrastructur", C2I), kommunizieren. In Sekundenbruchteilen lassen sich etwa Informationen zu Ampelphasen und Baustellen auswerten und an andere Teilnehmer schicken. Diese Systeme warnen den Fahrer in kurzer Zeit über Gefahrensituationen wie Unfälle, Glatteis, Pannenfahrzeuge oder Stauenden entlang der Route, selbst wenn diese noch nicht in Sichtweite des Fahrzeugs sind. Während der automatisierten Fahrt könnte das Fahrzeug in diesen Fällen selbständig bremsen oder die Spur wechseln, um die Gefahrenstelle mit ausreichendem Abstand zu umfahren, ohne dass der Fahrer eingreifen muss. Bei widrigen Umfeldbedingungen wie Schnee, Nebel oder verschmutzter Fahrbahn können Informationen, die nicht vollständig durch die Fahrzeugsensoren erfasst werden, durch die Kommunikation ergänzt werden. Diese stellt somit eine ideale Ergänzung zum automatisierten Fahren dar.

Daneben ermöglichen Vernetzungstechnologien einen höheren Komfort und eine deutliche Zeitersparnis für Fahrer und Passagiere. Die intelligente Vernetzung von Fahrzeugen und Parkräumen bietet das Potenzial, die Suche nach einem Parkplatz deutlich zu verkürzen und das Auto einfach per Knopfdruck parken zu lassen. Beispielsweise kann das vollautomatisierte Fahrzeug in vernetzten Parkhäusern einen zugewiesenen Parkplatz finden - ganz ohne Fahrer.

Auch beim Fahren auf der Autobahn wird sich die Sicherheit und die Effizienz steigern. Der Fahrer kann künftig während der Fahrt beispielsweise mit Freunden, der Familie oder Kollegen kommunizieren, auch per Videokonferenz. "Das Auto der Zukunft wird zu einer neuen digitalisierten Lebensumgebung", ist sich Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, sicher. Bosch möchte künftig auch in das Geschäft mit der Datenwolke ("Cloud") einsteigen: Der Automobilzulieferer kann so seine Daten in einem Rechenzentrum bereithalten und für seine Dienste zur Verfügung stellen. Aber auch die Autohersteller bereiten sich auf die Zukunft vor: Daimler, BMW und Audi haben den Kartenhersteller Here gekauft. Neben der genauen Erstellung von Karten für die Navigation soll es mit dem Dienst möglich sein, aktuelle Daten in Echtzeit anderen zur Verfügung zu stellen. Diese Daten stammen dann direkt von den Verkehrsteilnehmern, der Infrastruktur oder aus der Datenwolke, die diese Informationen aus dem Internet per Mobilfunk bereitstellt.

Datenschutz und Datensicherheit

Durch die zunehmende Vernetzung entstehen große Mengen an Daten- und Informationsströmen im Fahrzeug. Bei der Entwicklung dieser Technologien sind Datenschutz und Datensicherheit von besonderer Bedeutung ( siehe Interview Kasten). Dazu hat die deutsche Automobilindustrie im Jahr 2014 Datenschutz-Prinzipien erstellt, die als Grundsatz für eine sichere und transparente Datenverarbeitung dienen. Zu diesen Prinzipien gehören Transparenz, Selbstbestimmung und Datensicherheit. Der Kunde soll vor Manipulation und Missbrauch seiner Daten geschützt werden. Das erfordert eine ständige aktive Weiterentwicklung der Datensicherheit und der IT-Infrastruktur.

Kurzfassung

In den nächsten Jahren werden viele neue Autos untereinander und mit dem Internet kommunizieren. Auch für das autonome Fahren wird die Technik essenziell sein. Datenschutz und Datensicherheit sollten dabei aber nicht außer Acht gelassen werden.

Datenschutz: "Risiken werden Ausgeblendet"

asp: Herr Professor Roßnagel, was bedeutet es konkret für unsere Gesellschaft, wenn Menschen bereitwillig ihre Daten zur Verfügung stellen?Prof. Roßnagel: Wissen ist Macht und derjenige, der viel über andere weiß, besitzt Macht. Unternehmen wissen heute mehr über die Bevölkerung als Geheimdienste. Sie kennen die Gewohnheiten, Einstellungen und Vorlieben des Einzelnen und wissen auch über seine Kommunikation, seine Beziehungen, seine Verflechtungen mit anderen und Gruppenbildungen Bescheid. Kurz gesagt: Es findet eine Machtzusammenballung in Bezug auf Wissen über gesellschaftliche Strukturen statt.asp: Wie bewerten Sie den Wissensstand zum Thema Datenschutz innerhalb der Gesellschaft?Prof. Roßnagel: Den Wissensstand in der Gesellschaft halte ich nicht für zu niedrig, den meisten Menschen ist die Thematik zumindest grob bekannt. Problematischer ist vielmehr das Paradoxon dahinter: Obwohl man um die Gefahren weiß, nutzt man dennoch alle aktuellen Vorzüge der Internetdienste, die sich mit Daten bezahlen lassen. Die Risiken werden zugunsten eines unmittelbaren Vorteils schlichtweg ausgeblendet. Künftige Nachteile liegen gefühlt weit in der Zukunft und wirken im Augenblick der Nutzung daher abstrakt.asp: Wie sieht Ihre Prognose für die kommenden zehn Jahre aus?Prof. Roßnagel: Die Informationstechnologie unterliegt einer hohen Dynamik. Es werden innerhalb kürzester Zeit weitere Erfindungen für Anwendungen auf den Markt kommen - leider immer noch geldfrei, aber datenintensiv. Wenn wir Lösungen für den Umgang mit dem Phänomen "Datenmensch" haben wollen, müssen wir uns als Gesellschaft jetzt darüber klar werden, was wir eigentlich wollen. Denn die Unternehmen werden immer mehr Lebensbereiche erfassen und unsere persönlichen Daten für neue Dienste einsetzen, bis hin zum Gesamtbild eines Menschenlebens.Professor Roßnagel, Universität Kassel

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