Von Klaus Lockschen/SP-X
"Kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch" – das ist das Geschäftskonzept, das ZF Friedrichshafen in Sachen Antriebswende bei Pkw verfolgt. Im Portfolio sowohl Plug-In-Hybridantriebe als auch reinelektrische Aggregate. Bert Hellwig, Leiter Systemhaus E-Mobilität beim weltweit zweitgrößten Automobilzulieferer, glaubt, dass beide Konzepte für die Einhaltung der CO2-Grenzwerte notwendig seien. Es komme auf die jeweiligen Fahrprofile des Autofahrers an, welcher Antrieb das Optimum sei.
Im Schnitt lägen 80 Prozent aller Fahrten unter 70 bis 80 Kilometern, so der ZF-Mann. Derzeit machen Hybride allerdings schon bei 50 Kilometern elektrischer Fahrt schlapp. Wichtig sei es, durch mehr Effizienz im Antriebsstrang und verbesserte Batterietechnologie die Distanz zu erhöhen, so dass etwa 100 Kilometer elektrisch gefahren werden könnten. "Mehr als 100 Kilometer Reichweite wiederum ist bei Plug-in-Hybriden aus Gewichts- und Kostengründen nicht sinnvoll", so Hellwig.
"Auch künftig wird die Batterie eines reinen Stromers Schätzungen zufolge wohl um die 100 Euro pro Kilowattstunde kosten, und pro Elektrofahrzeug habe ich dann allein 8.000 bis 10.000 Euro an Batteriekosten. Bei einem Hybrid sind das aber nur etwa 2.000 Euro.“
Hybrid wird Terrain noch ausbauen
Der Hybrid wird wohl sein Terrain noch kräftig ausbauen. Das zumindest bescheinigt ihm eine ZF-Studie. Darin wird davon ausgegangen, dass die weltweite Neuwagennachfrage im Jahr 2030 bei knapp 119 Millionen liegen dürfte. Darunter wären bis zu 27 Millionen Hybride und etwa 37 Millionen reine Stromer. 55 Millionen Neuwagen würden dann immer noch von konventionellen Motoren angetrieben. 2017 lag der weltweite Absatz von Hybridfahrzeugen bei 2,7 Millionen und von Elektroautos bei lediglich 800.000 bei einem Gesamt-Autoabsatz von 95 Millionen.
Mit Plug-in-Hybridantriebssträngen ist ZF gut im Markt integriert. Neu ist nun das Geschäft mit den vollelektrischen Optionen. Die gibt es beim Friedrichshafener Unternehmen derzeit allerdings nur jenseits der öffentlichen Blicke. Das soll sich bald ändern.
Was an Effizienzoptimierung generell möglich ist, das verdeutliche Hellwig mit einem Verweis auf den ZF-Antriebstrang beim Venturi Formel E-Rennwagen. Alles sei da auf Leichtgewicht getrimmt. Mit dem Ergebnis, dass 95,8 Prozent der Ladung aus der Steckdose auch auf den Asphalt gebracht würden.
Und mit Blick auf die nächste IAA kündigt das Friedrichshafener Unternehmen eine neue Generation von Antrieben an: eine 2-Gang-Lösung mit über 200 kW / 272 PS Spitzenleistung. "Mit der dabei umgesetzten Effizienzsteigerung kann der Fahrzeughersteller die Batterie etwas kleiner machen und trotzdem eine größere Reichweite erreichen," so Hellwig.