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Kältemittel: Klimafreundlicher Klimaservice

28.03.2023 11:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Der Klimaservice muss fachgerecht durchgeführt werden.
© Foto: adobestock/malkovkosta

Beim Klimaservice rücken Aspekte der Nachhaltigkeit in den Vordergrund. Weil die Kältemittel teuer sind und noch dazu umweltschädlich, soll der Kältemittel-Verlust beim Service weitgehend vermieden werden.

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Kurzfassung

Kältemittel sollen beim Service nicht in die Umwelt gelangen. Daher arbeiten die Gerätehesteller an Konzepten zur vollständigen Rückgewinnung. Andere sehen großes Potenzial in der Verwendung von CO2 in Wärmepumpen.

Ganz gleich, ob es sich um das klimaschädliche Kältemittel R134a oder das brennbare R1234yf handelt: Kältemittel aus der Klimaanlage sollten keinesfalls in die Umwelt gelangen.

"Wir werden das Low-Emission-Konzept in den verschiedenen Modellen unserer Klimaservicegeräte weiterführen, um den Kunden die Möglichkeit zu bieten, umweltschonend und technisch sauber zu agieren", verspricht daher Guido Sasse, Bereichsleiter Klimatechnik bei Dometic Waeco und stellvertretender Vorsitzender des Fachbereichs Klimaservice im ASA. Bei diesen Geräten finden sowohl der Rückgewinnungsprozess des Kältemittels als auch der Altölablass in einem geschlossenen Kreislauf statt. Kältemittel, welches bei Nicht-Low-Emission-Geräten aus der Vakuumpumpe entweicht und über den Altölablass verloren geht, wird bei Low-Emission-Geräten dem Kältemitteltank wieder zugeführt. Bei Geräten ohne Low Emission schaltet die Vakuumpumpe in etwa bei 500 Millibar zu, und aufgrund der fehlenden Anbindung der Vakuumpumpe-Auslassseite zum internen Kreislauf gehen diese Kältemittelmengen in die Umwelt verloren. Dies können 40 bis 100 Gramm pro Service sein.

"Wenn man Kältemittel absaugt, dann hat man bei Nicht-Low-Emission-Geräten systembedingt das Problem, dass Kältemittel in die Atmosphäre entweicht", erklärt Sasse. Die Werkstatt könne dadurch eine falsche Anzeige im Display bekommen, wenn keine Vorkehrungen getroffen werden. "Wenn der Mechaniker vermeintlich 500 Gramm abgesaugt hat, sind aber aufgrund des Verlustes nur 400 Gramm tatsächlich wiedergewonnen. Bis heute ist dieser Umstand vielen Mechanikern nicht bewusst", beklagt Sasse. Die Einsparung von Kältemittel ist vor allem bei Flottenbetreibern ein echter Kostenfaktor. Betreiber von Busflotten, wo größenbedingt entsprechend noch deutlich höhere Kältemittelmengen im Spiel sind, haben das längst gelernt.

Dreifachzertifizierung

Guido Sasse betont, dass neue Klimaservicegeräte der ASC-6xxx-Serie von Dometic über eine Dreifachzertifizierung verfügen, also potenziell für alle drei Kältemittel freigegeben sind: R1234yf, R134a und R513a. Das bedeutet, dass das Innenleben der Geräte, also die Qualität der Schläuche und Auslegung von Dichtungen, entsprechend vorbereitet sein muss - ungeachtet dessen, mit welchem Kältemittel die Werkstatt dann tatsächlich arbeitet. Das Kältemittel R513a, das preislich derzeit nur etwas teurer ist als R134a, spielt als Ersatz für das deutlich klimaschädlichere R134a bisher allerdings nur im Busbereich eine Rolle. Einige Verkehrsbetriebe haben bereits umgestellt. Im Pkw-Bereich spielt es dagegen keine Rolle.

Gefahren durch Butan

Sasse warnt vor selbst gebastelten Lösungen mit Butan oder Propan, die im Markt immer wieder auftauchen und eine große Gefahr auch für die Mitarbeiter der Werkstatt darstellen. Sasse: "Es gibt Behälter, da steht 134a drauf, tatsächlich ist aber Butan drin. Das flüchtige Gas hat eine ganz andere Gefahrenklassifizierung und ist brennbar. Bei einem Unfall kann das fatale Folgen haben."

Sasse empfiehlt daher, lieber auf Nummer sicher zu gehen: "Wir empfehlen den Werkstätten eine Analyse des befüllten Kältemittels. Optisch ist nicht zu erkennen, welches Kältemittel tatsächlich befüllt ist." Tatsächlich gibt es Berichte über abgebrannte Klimaservicegeräte aufgrund falsch deklarierter Kältemittel. Dometic Waeco bringt für die ASC-6xxx-Serie in Kürze ein entsprechendes Analysetool auf den Markt, das Falschbefüllungen erkennt.

Der ASA-Verband fordert daher bereits, dass die Kältemittel-Überprüfung fester Bestandteil der Hauptuntersuchung (HU) werden soll. Guido Sasse pflichtet bei: "Der Prüfer sollte erkennen können, wenn ein verbotenes Kältemittel befüllt ist, wir sehen hier eine Notwendigkeit aufgrund der gegebenen Gefährdung."

CO2 als Kältemittel

Jenseits der fluorierten Kohlenwasserstoffe hat sich das vergleichsweise unproblematische Kohlendioxid (R744) als Kältemittel in Wärmepumpen etabliert. Manche Anbieter von Servicegeräten wie AVL Ditest sehen in der Wärmepumpe durchaus Potenzial - vor allem im Einsatz bei batterieelektrischen Fahrzeugen. Wärmepumpen mit Kohlendioxid arbeiten bei deutlich höheren Drücken - entsprechend muss auch das Klimaservicegerät ausgelegt sein. Insgesamt bietet das Kältemittel aber viele Vorteile, ist Dietmar Muchitsch, Produktmanager bei AVL Ditest, überzeugt. "Wir sind überzeugt, dass dies eine Zukunftstechnologie sein wird", glaubt Muchitsch. Zwar habe man anfangs mit technischen Problemen zu kämpfen gehabt. Beim E-Auto werde sich die Technologie aber etablieren. Aufgrund des ruhigeren Laufs des E-Motors habe man dort mit weniger Problemen durch Vibrationen und Undichtheiten zu rechnen.

In den Elektroautos gehe es lange nicht mehr nur darum, den Innenraum zu beheizen oder zu kühlen, sondern hier sei das aktive Thermomanagement der Batterie notwendig. In kühleren Regionen müsste man zur Temperierung zusätzliche elektrische Heizer einsetzen, was wegen des hohen Stromverbrauchs nicht erwünscht ist. Also greift man auf Wärmepumpen zurück, erklärt Muchitsch: "Hier liefert aus thermodynamischen Gründen nur CO2 im Wärmetauscher befriedigende Ergebnisse, weil man mit hohen Drücken arbeitet. CO2 ermöglicht es, in einem sehr breiten Temperaturbereich zu heizen oder zu kühlen. Der Hersteller Volkswagen setzt beim ID.3 auf diese Technologie. CO2-Klimaanlagen spielen daher aktuell vor allem in Servicebetrieben der Volkswagen-Gruppe eine Rolle.

Gefährdungen durch CO2gering

"Eine mögliche Gefährdung durch hohen Druck haben wir geräteseitig ausgeschlossen", versichert Muchitsch. Dass jemand die Kupplung unter Druck öffnet, sei nicht möglich. Es ist sichergestellt, dass die Servicekupplungen nur im druckfreien Zustand abnehmbar sind.

CO2 hat den Vorteil, dass es chemisch nicht reaktiv ist. Dennoch ist ein Gaswarner am Gerät notwendig, denn das Gas hat die Eigenschaft, sich am Boden zu sammeln, da es schwerer ist als Luft. In Gruben könnte dies zur Gefahr werden.

Im Vergleich zum Kältemittel R1234y kostet R744 nur ein Zehntel in der Beschaffung. Das Gas ist besonders getrocknet und hat einen extrem geringen Wasseranteil, damit es in Klimaanlagen nicht zu Eisbildungen kommt.

Die Verwendung der Klimaservicegeräte mit CO2 ist sogar einfacher. Ein Sachkundenachweis ist nicht notwendig. Statt Kältemittel zu recyceln, wird Gas einfach abgelassen. Die Hersteller empfehlen, den Klimaservice alle zwei Jahre auszutauschen, weil Klimaanlagen nie zu 100 Prozent dicht sind - besonders bei hohem Druck - und durch Kältemittelverluste mit der Zeit an Leistungsfähigkeit verlieren.

Was kommt auf die Werkstätten zu?

Mittelfristig werden Werkstätten im Klimaservice wohl drei Geräte benötigen, glaubt Dietmar Muchitsch. Zumindest solange das Kältemittel R134a noch Verwendung findet - auch wenn dessen Tage gezählt sind. Obwohl immer mehr Fahrzeuge mit R1234yf auf dem Markt sind, wird der Klimaservice für Bestandsfahrzeuge mit R134a die Werkstätten noch lange beschäftigen. Das Problem dabei: durch die F-Gas-Verordnung wird R134a künstlich verknappt. Durch die Verordnung (EU) Nr. 517/2014 wurde die verpflichtende Reduzierung des Verbrauchs von fluorierten Treibhausgasen (F-Gase) in der Europäischen Union von 2015 bis 2030 stufenweise festgelegt.

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