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Reibungsloser Übergang

21.02.2014 12:02 Uhr

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Unternehmensberatung für Kfz-Betriebe – Serie Teil 2

Binnen drei Monaten ging der Verkauf der Auto Rudolf GmbH aus dem oberpfälzischen Berching über die Bühne. Zu diesem ausgesprochen rasanten Generationswechsel trug nicht zuletzt die Beratung durch die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz bei.

Die beiden Parteien waren sich im Grunde längst einig: Der Kfz-Meister Florian Frey würde die Auto Rudolf GmbH kaufen, da sich Rainer Rudolf aus dem Geschäft zurückziehen wollte. Seit September 2012 arbeitete Frey als Werkstattleiter im Unternehmen. Der Generationswechsel sollte im folgenden Jahr stattfinden. Dass der künftige Nachfolger den Renault Servicevertrag übernehmen konnte, stand bereits fest. Davor galt es allerdings, zwei nicht zu unterschätzende Hürden zu überwinden, nämlich die Festlegung und die Finanzierung des Kaufpreises. Dies war auch deshalb schwierig, weil die Gebäude und das Grundstück, auf dem sich das Renault Autohaus inklusive Werkstatt, Lackiererei und Unfallinstandsetzung befindet, zum Betriebsvermögen zählte.

Um eine für beide Seiten faire Lösung zu finden, wandte sich Florian Frey an die Betriebsberatung der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, genauer gesagt an den betriebswirtschaftlichen Berater Horst Zaglauer. Den kannte er aus einem seiner Meisterkurse, in dem Zaglauer zum Thema Finanzierung referierte. „Am 8. Januar 2013 haben wir zum ersten Mal wegen der Betriebsübernahme telefoniert. Zwei Tage später war ich zusammen mit einem unserer technischen Berater vor Ort in Berching“, erinnert sich Zaglauer. Bei diesem Beratungstermin war zum Teil auch der damalige geschäftsführende Gesellschafter Rainer Rudolf anwesend.

Alle Beteiligten an einem Tisch

Der technische Berater verschaffte sich einen Überblick über die Ausstattung des Betriebs. Horst Zaglauer sah sich die Bilanzen sowie die betriebswirtschaftlichen Auswertungen der letzten drei, vier Geschäftsjahre und die bisherige Finanzierung des Unternehmens an. Auch über die finanziellen Möglichkeiten des künftigen Inhabers wurde gesprochen. „Beim Kapital, das ich selbst aufbringen konnte, sah es allerdings nicht wirklich gut aus“, erinnert sich Frey. Denn nach der Meisterschule hatte er bereits mit einem Partner eine Kfz-Werkstatt geführt, was allerdings für beide Seiten keine gute Lösung war, so dass sich Frey nach einer Alternative umsah.

In dieser Phase kam der Anruf von Rainer Rudolf, ob er Interesse hätte, seinen Betrieb zu übernehmen, genau richtig. „Ich habe bereits vor der Meisterschule vier Jahre bei Auto Rudolf als Kfz-Mechatroniker gearbeitet“, sagt Florian Frey. „Daher kannte ich den Betrieb und wusste, dass er gut läuft.“ Das Angebot, zunächst ein halbes Jahr als Werkstattleiter zu arbeiten und danach die Übernahme in die Wege zu leiten, erschien ihm höchst attraktiv, wenngleich er sich damals nicht vorstellen konnte, wie die Finanzierung zu stemmen war.

Preisfragen schnell geklärt

Immerhin beschäftigte Auto Rudolf Ende 2012 insgesamt zehn Mitarbeiter. Der Betrieb verfügt über zwei Lackierkammern, eine Halle für die Unfallinstandsetzung, eine Werkstatt mit vier Hebebühnen, eine Waschanlage und dazu noch eine Ausstellungshalle plus Flächen für den Gebraucht- und Neuwagenhandel. Die drängenden Fragen rund um Kaufpreis und Finanzierung konnte Horst Zaglauer relativ schnell beantworten. „Den Preis der Werkstatt haben wir über das AWH-Verfahren ermittelt“, erklärt der Betriebsberater. Diese Methode wurde von Beratern der Handwerksorganisation entwickelt und ist als branchentypisches Verfahren im Handwerk auch zur Ermittlung von Erbschafts- und Schenkungssteuer zugelassen (siehe Kasten: Passt für das Handwerk. Das AWH-Verfahren). Mit dem auf diese Weise ermittelten Verkaufspreis war Rainer Rudolf, der vorher keine konkrete Summe genannt hatte, dann auch einverstanden.

Verkauf und Verpachtung kombiniert

Bei der Finanzierung konnte der Betriebsberater ebenfalls mit einem praktikablen Vorschlag aufwarten: „Wenn die Sicherheiten zur Finanzierung nicht ausreichen, springt die Bürgschaftsbank Bayern ein und bürgt gegenüber den Banken für den Kredit, den sie dem Käufer einräumen“, erklärt Zaglauer. Darüber hinaus konnte Frey auch günstige Fördermittel der LfA Förderbank Bayern in Anspruch nehmen. „Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Unternehmen kapitaldienstfähig ist, also so profitabel arbeitet, dass Zins und Tilgung mit hoher Wahrscheinlichkeit problemlos geleistet werden können.“ Dies war bei der Rudolf GmbH der Fall – allerdings erst, nachdem das Betriebsgrundstück quasi aus der GmbH herausgelöst wurde. Unterm Strich kaufte Florian Frey also die Auto Rudolf GmbH inklusive Gebäude, während er das Grundstück pachtet – mit der Option es später zu kaufen. Dazu ließ er sich das Vorkaufsrecht einräumen.

Bei der Erstellung des Geschäftsplans inklusive Kapitaldienstfähigkeitsberechnung wurde Frey ebenfalls von den Experten der Handwerkskammer sowie dem Steuerberater des Autohauses unterstützt. Die gemeinsamen Berechnungen im Businessplan waren offenbar plausibel: Binnen weniger Wochen kam die Finanzierungszusage der Raiffeisenbank Berching, der alten und neuen Hausbank der Auto Rudolf GmbH. „Das passte einwandfrei“, freut sich Frey noch heute. Parallel dazu wurde der Verkaufsvertrag aufgesetzt, der unter anderem auch bei Themen wie der Übernahme der Mitarbeiter und der Gewährleistungshaftung klare Verhältnisse schuf. Offizieller Übergabetermin war der 1.4.2013, knapp drei Monate nach dem ersten Anruf bei der Handwerkskammer. „Das war wirklich eine Hauruck-Aktion“, erinnert sich Frey. „Ohne die Unterstützung der Betriebsberater wäre das sicherlich nicht so schnell und reibungslos über die Bühne gegangen. Außerdem hat es natürlich geholfen, dass ich vorher schon im Betrieb gearbeitet habe, wir uns gut kannten.“

Den eigenen Stil prägen

Große Veränderungen leitete Florian Frey im ersten Jahr nach der Übernahme nicht in die Wege. „Der gesamte Betrieb war schließlich gut aufgestellt, die Mannschaft und das Betriebsklima sind top.“ Daher sind auch nach wie vor alle Mitarbeiter an Bord – und dazu noch zwei Neuzugänge, die Frey eingestellt hat. „Das Geschäft entwickelt sich durchaus positiv, nicht zuletzt, weil ich ein offener Mensch bin, der gerne mit Kunden redet und auch einige neue Kunden aus meinem Familien- und Bekanntenkreis mitgebracht habe. Bei uns auf dem Land kennt man sich schließlich, Berching hat gerade mal 5.000 Einwohner.“ Dass sich Florian Frey seit Jahren im Schützenverein engagiert und amtierender Gaukönig der Sportschützen ist, dürfte seinem Bekanntheitsgrad auch nicht schaden.

Nur die Ausstattung hat seine Freude über die Betriebsübernahme etwas getrübt. Denn kurz danach musste eine Lackierkammer und das Wucht- und Montiergerät ausgetauscht werden. „Das waren zwar unerwartete und hohe Kosten. Aber die Werkstatt läuft so gut, dass ich das ohne zusätzlichen Kredit gestemmt habe – und jetzt haben wir High-End-Technik, die 30 Jahre halten dürfte.“ Darüber hinaus investierte Frey in eine neue Beleuchtungsanlage für die Werkstatt, in moderne IT fürs Büro und in Werbemaßnahmen. „Früher hat Auto Rudolf höchstens an Weihnachten eine Anzeige geschaltet“, sagt Frey. Er wirbt jetzt dagegen regelmäßig im Mitteilungsblatt der Gemeinde, mit dem er 75 Prozent seiner Kunden erreicht. Neben Anzeigen setzt er auch Renault-Werbeflyer ein. Außerdem betreibt er Bandenwerbung in Fußballvereinen und stiftet Trikotsätze mit Werbeaufdruck für Fußballmannschaften. Derzeit ist Frey dabei, die Ausstellungshalle neu zu gestalten. „Damit wird auch nach außen sichtbar, dass sich etwas geändert hat.“ Mit der Beratung durch die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz ist er hochzufrieden: „Das ist eine tolle Mannschaft. Die Firmenübernahme hätte gar nicht besser laufen können“, lobt Frey. „Besonders angenehm war, dass die Beratung extrem wertvoll, aber dennoch kostenfrei ist. Wenn man anfängt, investiert man sein Geld einfach lieber in den Betrieb als in einen Berater.“ Eva Elisabeth Ernst

Betriebsberatung der Handwerkskammern

„Die Handwerkskammern (HWK) in Deutschland beraten Handwerksbetriebe zu nahezu allen Themen, quasi von der Wiege bis zur Bahre“, fasst Horst Zaglauer, Betriebsberater der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, zusammen. Neben betriebswirtschaftlicher Beratung rund um Existenzgründung, Finanzierung, Unternehmensnachfolge und Unternehmensanalyse können die Experten der HWK auch mit Rechtsberatung weiterhelfen. Beispielsweise zum Forderungsmanagement, zum privaten Baurecht, zum Miet- und Pachtrecht, zu Erbschafts-, Wettbewerbs- und Umsatzsteuerfragen sowie zum Arbeits- und Sozialrecht. Dazu werden noch die Themenfelder Außenwirtschafts-, Technik- und Umweltberatung abgedeckt.

Die HWK-Beratungen sind für Existenzgründer im Handwerk und Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer kostenlos und werden von Bund und Ländern gefördert. „Nicht nur bei betriebswirtschaftlichen Fragestellungen ist es empfehlenswert, dass sich der Unternehmer frühzeitig an uns wendet. Am besten, bevor er weitreichende Entscheidungen fällt oder eine Unternehmenskrise zu weit fortgeschritten ist“, so Zaglauer abschließend.

Mehr im Internet unter www.handwerkskammer.de

Unternehmenswert nach dem AWH-Verfahren

Beim AWH-Verfahren (AWH = Arbeitskreis der Wert ermittelnden Berater im Handwerk) ergibt sich der Wert eines Unternehmens hauptsächlich aus den Gewinnen, die sich künftig damit erwirtschaften lassen. Basis der Berechnung bilden in der Regel die Gewinne der letzten drei Geschäftsjahre, die um den Unternehmerlohn sowie außerordentliche und atypische Geschäftsvorfälle, wie etwa der Verkauf von Immobilien oder ungewöhnlich hohe Forderungsausfälle, bereinigt werden. Der bereinigte Durchschnittsgewinn wird abgezinst, um damit die jährlich zu erwartenden Gewinne auf eine Einmalzahlung, die ja der Kaufpreis darstellt, quasi zu übersetzen. Der dabei eingesetzte Kapitalisierungszinssatz drückt das Risiko aus, das bei einer Investition in das Unternehmen eingegangen wird und liegt bei mittelständischen Handwerksbetrieben häufig zwischen 16 und 20 Prozent.

Weitere Infos unter www.wertermittlung-handwerk.de

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