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Serie Personalführung / Teil 4: Leistung soll sich lohnen

19.06.2015 06:00 Uhr

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Bei den meisten Personalgesprächen kommt früher oder später der Zeitpunkt, an dem das Thema Lohn- oder Gehaltserhöhung im Raum steht. Daher sollte sich der Werkstattinhaber vorher überlegen, ob er bereit und auch in der Lage ist, diesem Mitarbeiter mehr zu bezahlen. Dabei hilft es, wenn sich der Werkstattinhaber nicht nur auf sein Bauchgefühl verlassen muss, sondern konkrete Zahlen auf den Tisch legen kann. Werner Tönnemann, Partner der Coaching- und Beratungsgesellschaft S&B-Consulting FreitagTönnemann PartG, empfiehlt daher allen Werkstattinhabern, die Produktivität, den Leistungs- sowie den Anwesenheitsgrad der Werkstattmitarbeiter zu erfassen.

"Bei der Produktivität wird ermittelt, wie das Verhältnis der produktiven zu den anwesenden Stunden ausfällt", erklärt der Serviceexperte, der auch für die Autohaus Akademie Seminare leitet. "Das ist natürlich nur dann möglich, wenn jeder Mitarbeiter erfasst, wie lange er an welchem Auftrag gearbeitet hat."

Daten erleichtern faire Beurteilung

Die Erfassung von Arbeitswerten sei dazu nicht notwendig, die Produktivität könne auch auf Minutenbasis ermittelt werden. Ein Wert von 90 Prozent ist laut Tönnemann durchaus zufriedenstellend. Bei seinen Beratungen stieß der Experte allerdings auch auf Betriebe, deren Gesamtproduktivität um die 80 Prozent oder gar noch darunter lag. Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass die Mitarbeiter dort absichtlich trödeln oder unfähig sind. "Die Produktivität hängt auch davon ab, wie gut das Werkstattgeschäft gesteuert wird, insbesondere von der Qualität der Arbeitsvorbereitung - und davon, ob überhaupt kontinuierlich ausreichend Reparaturaufträge vorhanden sind", sagt Tönnemann. Zur Vorbereitung von Mitarbeitergesprächen ist der Vergleich der Produktivität einzelner Mitarbeiter aufschlussreich. Einem Kfz-Mechatroniker, der einen deutlich niedrigeren Wert erreicht als seine Kollegen, wird wohl kein Werkstattinhaber eine Lohnerhöhung genehmigen. Eine weitere aufschlussreiche Kennzahl ist der Leistungsgrad. Hier wird ermittelt, wie viele der produktiven Stunden auch verkauft, also an die Kunden weiterberechnet wurden (siehe Kasten "Messbar gut"). "Bei dieser Kennziffer ist sogar ein Wert über 100 Prozent möglich", sagt Werner Tönnemann. "Denn manche Mechatroniker arbeiten schneller oder effizienter als die Vorgabewerte - wobei allerdings die Garantie- und Kulanzvorgaben der Hersteller unter realistischen Bedingungen nur schwer zu erreichen sind." Beim Leistungsgrad spielen insbesondere die Qualität der Ausbildung sowie die Erfahrung der Mitarbeiter eine Rolle. Hilfreich ist es natürlich auch, wenn die Wege innerhalb der Werkstatt kurz sind, wenn ausreichend Testgeräte und Werkzeuge vorhanden sind - und zwar dort, wo sie gebraucht werden." Die dritte Kennzahl ist der Anwesenheitsgrad: Dabei werden die Stunden, in denen der Mitarbeiter tatsächlich anwesend ist, mit den möglichen Anwesenheitsstunden verglichen. Damit lässt sich herausfinden, welche Mitarbeiter häufig krank sind oder aus anderen Gründen fehlen, wobei Zeiten für Schulungen und Weiterbildungen berücksichtigt werden sollten.

Kennzahlen und weiche Faktoren

"Grundsätzlich sollte jede moderne Werkstattsoftware in der Lage sein, diese Kennzahlen zu berechnen", sagt Tönnemann. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Zeiten ordentlich erfasst werden und sich der Werkstattinhaber die Mühe macht, die entsprechenden Auswertungen zu fahren. "In großen Autohäusern wird das in der Regel konsequent durchgeführt, kleinere Betriebe haben hier noch gewisse Defizite", berichtet der Experte aus der Praxis. Bei der Beurteilung eines Mitarbeiters sollten jedoch nicht nur diese drei Kennzahlen berücksichtigt werden, sondern durchaus auch weiche Faktoren. So rät Tönnemann dazu, auf "SOS" zu achten, nämlich auf Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit. Trägt der Mitarbeiter konsequent seine Sicherheitsschuhe und die für einzelne Aufgaben erforderliche Schutzausrüstung? Kann man sich darauf verlassen, dass er jedes Kundenfahrzeug vor Verschmutzungen schützt? Hält er seinen Arbeitsplatz in Ordnung? Stimmt sein persönliches Erscheinungsbild? Und da ein Bild bekanntlich mehr sagt als tausend Worte, rät der Unternehmensberater, durchaus auch mal ein paar aussagekräftige Fotos in der Werkstatt zu schießen, die beim Personalgespräch gezeigt werden können.

Wie gut ein Werkstattmitarbeiter mit Kunden umgehen kann und ihnen Reparatur- und Wartungsarbeiten verständlich erklären kann, sollte laut Tönnemann ebenfalls eine Rolle bei der Beurteilung spielen. "Damit lassen sich die Perlen unter den Monteuren erkennen, die dank ihres Auftretens und Kommunikationsverhaltens den Serviceberater in der Annahme vertreten können und für entsprechende Weiterbildungen in Frage kommen." Auch Verbesserungsvorschläge, so Tönnemann weiter, weisen auf das Potenzial eines Mitarbeiters hin: Denn wer Defizite sieht, benennt und von sich aus Ideen zu deren Behebung hat, zeigt Durchblick, Motivation und Engagement. Doch selbst wenn ein Mitarbeiter einsame Spitze ist, muss das noch nicht heißen, dass er bei jedem Personalgespräch eine Lohnerhöhung kassiert. Zwar sollten seine Leistungen wahrgenommen und im Gespräch ausdrücklich gelobt werden.

Wie im zweiten Teil der Serie (asp 03/2015) beschrieben, muss Anerkennung jedoch nicht unbedingt und ausschließlich in Form von Geld gewährt werden. Dennoch gerät der Werkstattinhaber bei sehr guten Mitarbeitern, die mehr Geld fordern, in die Zwickmühle. "Auf die Frage nach einer Lohnerhöhung sollte ein Werkstattinhaber mit der Frage kontern, welche Mehrleistung der Mitarbeiter denn bringen will oder ob er Ideen hat, wie der Werkstattinhaber diese Summe von den Kunden holen kann", rät Werner Tönnemann. "Daraufhin kommt meistens nicht mehr allzu viel."

Risiken nicht überbewerten

Die Gefahr, dass Leistungsträger kündigen, wenn sie keine Lohnerhöhung erhalten, sieht der Unternehmensberater zwar durchaus. Seiner Erfahrung nach sollte sie aber nicht überbewertet werden, weil vielen Mitarbeitern die Vorteile eines familiengeführten Unternehmens durchaus bewusst sind, darunter die viel zitierte Flexibilität mittelständischer Betriebe, die auch für Mitarbeiter Ausnahmen zulässt, die Zusammenarbeit mit einem vertrauten Stamm an Kollegen, ein breites Aufgabenspektrum. "Dass in der Industrie mitunter besser bezahlt wird, dafür Mechatroniker aber häufig am Fließband stehen oder anderweitig eher gleichbleibende Arbeiten ausführen, darf an dieser Stelle durchaus erwähnt werden", sagt Tönnemann. Außerdem weist er darauf hin, dass es Möglichkeiten gibt, Steuern und Sozialabgaben ganz legal zu reduzieren und dem Mitarbeiter dadurch einen höheren Nettolohn auszubezahlen. Mehr dazu im nächsten Teil der Serie.

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