Der Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK) befürchtet "verheerende" Folgen für die von ihm vertretenen Unternehmen durch die VW-Abgasaffäre. Leidtragende der Software-Manipulationen seien nicht nur die vielen Verbraucher, sondern auch die freien Händler, ließ der BVfK-Vorsitzende Ansgar Klein am Freitag in Bonn mitteilen. Er beklagte eine Diskriminierung markenungebundener Betriebe und eine Behinderung des freien Warenverkehrs – nicht nur in Deutschland. Die Schwächung der Marktposition werde auch Auswirkungen auf den innereuropäischen Automobilhandel haben und letztlich zu einer "massiven Beeinträchtigung von Verbraucherinteressen" führen.
Nach Meinung des BVfK werden kleinere und mittlere Unternehmen angesichts der Vielzahl der Einzelfälle im Abgas-Skandal große finanzielle Einbußen erleiden. Arbeitsplätze und Firmenexistenzen seien in Gefahr. Im Gegenzug werde Volkswagen stellenweise sogar Vorteile aus dem Skandal ziehen.
Mit Blick auf die geplanten Unterstützungsmaßnahmen für die VW-Vertragspartner hieß es: "Die Tatsache, dass der freie Handel im Kfz-Markt einen politisch gewünschten, vom Hersteller-Vertragshändler-Kartell allerdings bekämpften Gegenpol zum klassischen Vertriebskartell darstellt, liefert die Erklärung für das ignorante Verhalten des VW-Konzerns gegenüber den Forderungen des BVfK bezüglich der Freistellung seiner Mitglieder." Bislang haben die Wolfsburger nur eine umfangreiche Kostenfreistellung ihrer Partnerbetriebe angekündigt (wir berichteten).
Bundestagsausschuss eingeschaltet
Der Verband hat sich daher an den Bundestagsausschuss für Recht und Verbraucherschutz gewandt. Gefordert werden kurz- und mittelfristige Maßnahmen, um das "Funktionieren des freien innerdeutschen Kfz-Handels sowie des EU-Warenverkehrs" sicherzustellen. Der aktuell haftungsrechtlichen Schieflage müsse entschieden entgegen gewirkt werden. Klein: "VW darf nicht als langfristiger Gewinner hinsichtlich der Schwächung des Wettbewerbs zu Lasten von freien Kfz-Händlern und preisbewussten Verbrauchern aus dem Skandal hervorgehen."
Volkswagen hatte im Mitte September einräumen müssen, in weltweit rund elf Millionen Dieselmotoren eine Software eingesetzt zu haben, die Daten zum Stickoxid-Ausstoß schönte. Die Nachbesserung der 2,4 Millionen in Deutschland betroffenen Fahrzeuge soll Anfang 2016 in den Markenwerkstätten anlaufen. (rp)