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Automobile Jubiläen 2020: Nostalgische Momente und große Gefühle

03.01.2020 14:00 Uhr
Der hybride Elektrowagen Lohner Porsche "Semper Vivus" ("immer lebendig") wird auf der Pariser Weltausstellung gezeigt und für einen amerikanischen Kunden mit Allradantrieb per Radnabenmotoren ausgerüstet.
© Foto: Porsche

Auch im Autojahr 2020 gibt es viele Gründe zu feiern, wie die runden Geburtstage von weit über 300 Meilensteinen der Modellgeschichte bei Alfa bis Wartburg zeigen.

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Von Wolfram Nickel/SP-X

Gefühlt nimmt sie jedes Jahr zu, die Zahl großer Jubiläen bei Marken, Modellen und Ereignissen der Mobilitätsgeschichte. Was auch daran liegen mag, dass Carl Benz seine ersten Ausfahrten mit einem Verbrennungsfahrzeug bereits vor 135 Jahren unternahm und sich der Blick heute besonders gerne und sentimental zurückwendet, um so einmal nicht über die Verkehrsprobleme auf überfüllten Straßen und das Ende von Otto- und Dieselmotoren zu diskutieren. Dabei waren genau diese Auseinandersetzungen um Mobilitätskonzepte von Beginn an Bestandteil der Motorisierungsgeschichte. Sei es als Porsche im Jahr 1900 seinen ersten Hybrid-Antrieb im Lohner-Wagen auf der Pariser Weltausstellung präsentierte oder die globale Zulassungsstatistik 1910 konstatierte: Schon jedes vierte Auto wird von Strom oder Dampf bewegt. Strebt heute die "Vision Zero" die Vermeidung tödlicher Unfälle an, sollten die ersten Verkehrsregeln vor 120 Jahren dasselbe Ziel erreichen.

Die Automobilhersteller würdigen dagegen eher die Geburtstage von Kult-Fahrzeugen, die bei allen Fans Wiedersehensfreude bewirken, so wie bei alten Freunden, die vorübergehend verloren schienen. Schließlich sollen emotionale Jubiläumspartys den Neuwagenverkauf beschleunigen, getreu dem Slogan: Ohne große Herkunft keine Zukunft. Weit über 300 Einträge runder Jahrestage füllen 2020 den Terminkalender, vom Alfa-Start anno 1910 über den Audi quattro von 1980 bis zu den allerletzten DDR-Neuheiten beim Trabant vor 30 Jahren ist alles dabei.

Jede Generation hat ihre Autos, mit denen sie schöne und amüsante Erinnerungen verbindet und eine enthusiastische Clubszene bewahrt die verblichenen Helden vor dem Vergessen. Offenbar vermittelt die automobile Nostalgie so viele Glücksgefühle, dass die unüberschaubare Zahl der Oldtimerkorsos und -Rallyes zur Enttäuschung von Zuschauern mancherorts bereits behördlich reglementiert wird. Schließlich ist der Anblick von Großvaters jetzt 60-jährigem Ford Taunus 17 M "Badewanne" oder Onkel Heinrichs ebenso altem NSU Prinz III gleichermaßen bewegend wie die scharfen Bügelfalten des Peugeot 404 im Pininfarina-Anzug oder das Räng-Däng-Däng des Zweitakter-Jahrgangs 1960 aus DKW Junior, Saab 96, Trabant und Wartburg. Letztgenanntes DDR-Duo zeigte sich 30 Jahre später mit Volkswagen-Unterstützung in frischer Viertakt-Form, zu spät allerdings, um sich nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 mit westlichen Wettbewerbern zu messen.

2020 bringt neue H-Klassiker

1990, dieser Jahrgang bringt 2020 neue H-Kennzeichen-Klassiker hervor, darunter Kultautos wie den Mercedes-Achtzylinder 500 E, made by Porsche, den damals endlich auch in Deutschland erhältlichen Mazda MX-5, die unter Stardesigner Claus Luthe konzipierten BMW 3er (E36) und den finalen Audi 100 (C4) mit Sechszylinder. Aber es hieß auch Abschied nehmen von minimalistischen Revolutionären wie dem Citroen 2 CV ("Ente") und vor allem von vielen osteuropäischen Fabrikaten, die der politische Wind of Change ins Nirvana wehte. Manchmal durften sie jedoch zuvor noch ein kurzes Gastspiel auf der vereinigten deutschen Autobühne geben, wie die Yugo des jugoslawischen Fiat-Lizenznehmers Zastava oder sowjetische Moskwitsch im Simca-Design.

Simca, Talbot, Austin oder Arna, wer kennt sie noch? Dieses Quartett brachte sich vor 40 Jahren ins Gespräch. Frankreichs kurzzeitig zweitgrößter Autobauer Simca mutierte nach Übernahme durch den PSA-Konzern damals zum perspektivlosen Projekt Talbot, Austin lancierte 1980 mit dem Metro einen glücklosen Mini-Nachfolger und das Allianz-Modell Arna (Alfa Romeo Nissan Automobili) versuchte vergeblich im Kimono eines Japaners die Mailänder Marke auf gewinnbringenden Kurs zu führen. Aber Alfa hatte auch Grund zu feiern, denn das Gründungsjahr 1910 rundete sich. Klar, dass sich die Alfisti die Gelegenheit zu einer ausgelassenen Geburtstagsparty auch 2020 nicht nehmen lassen, zumal die italienische Marke dann ins französische PSA-Konzern-Portfolio kommen soll.


Automobile Jubiläen 2020

Automobile Jubiläen 2020 Bildergalerie

Grund für Jubiläums-Jubel haben kommendes Jahr auch vier Japaner: Der Toyota-Konzern wurde vor 130 Jahren gegründet, aber erst vor 50 Jahren wagte sich der fernöstliche Gigant mit dem Erfolgsmodell Corolla und verführerisch schönen Celica Coupés auf den deutschen Markt. Mazda feiert 2020 seinen 100. Jahrestag und Subaru 40 Jahre Boxermotoren und Allradantrieb für deutsche Kunden, die sich vor allem aus Förstern und Jägern zusammensetzten. Die Freizeit-Gesellschaft der 1980er Jahre ins Visier nahm dagegen der Offroadspezialist Suzuki.

Voll auf Luxus und Lifestyle setzte 1980 die neu ausgelieferte Mercedes S-Klasse (W 126) und der BMW 745i mit frühem Sechszylinder-Turbo, so wie 1970 der Citroen SM mit Maserati-Motor und der Range Rover als erster Offroader in Nadelstreifen die Haute Couture beeindruckten. Unterwegs mit der Mission Maximum war vor 110 Jahren auch der Blitzen-Benz als erster 200-km/h-Sportwagen, extrem teure Maybach- und Mercedes-Luxuskarossen während der Weltwirtschaftskrise (1930), erste Porsche 356 aus Zuffenhausener Fertigung (1950) oder 1970 Alfa Montreal, Lamborghini Jarama und Maserati Indy als Vmax-Bolzer. Feuchte Augen und Freudentränen bescherten ihren stolzen Erstbesitzern aber auch die meist mühevoll ersparten kleinen Volksmobile mit Kosenamen wie Seat 600 "Pelotilla" (Seat-Gründung 1950), Lloyd LP-300 "Leukoplastbomber" (ab 1950), Volvo PV 444 B "Buckel-Volvo" (ab 1950), das genügsame sowjetische "Eisenschwein" Saporoshez (ab 1960), der "Super-Käfer" VW 1302 (ab 1970) oder "die tolle Kiste" Fiat Panda (ab 1980). Heute sind diese Kleinen die größten Sympathieträger bei Oldtimer-Events.

Nachhaltige Veränderungen brauchen Zeit

Natürlich gibt es auch Jubiläumsjahre, in denen die Menschen existenzielle Probleme plagten und Pkw fast nur für Behörden bereitstanden. So ging vor 75 Jahren der Zweite Weltkrieg zu Ende und der Kampf ums Überleben in Trümmerlandschaften ließ kaum Raum für Gedanken an neue Autos. Fahrräder und Busverkehr waren vorläufig wichtiger und auch da gibt es eine enge Verbindung zu frühen Pkw-Produzenten: Vor 125 Jahren startete Skoda als Fahrradhersteller Laurin & Klement und Benz lieferte 1895 den weltweit ersten Linienbus. Kaum kam dann der motorisierte Individualverkehr ins Rollen, stand ein anderes Thema ganz oben auf der politischen Agenda: Unfallvermeidung - speziell für die Kleinsten. So gibt es den schulischen Verkehrsunterricht seit 90 Jahren, während jedoch die Unfallzahlen auf den Straßen kontinuierlich stiegen. Bis 1970 mit fast 20.000 Verkehrstoten ein Allzeit-Negativrekord registriert wurde. Ein Wendepunkt war erreicht: Neue Sicherheitstechniken, eine optimierte Unfallrettung und aktualisierte Verkehrsregeln senkten die Zahl der Verkehrstoten 2019 auf das Niveau von 1930 – damals, als die vergleichsweise wenigen Autos noch Wohlstandssymbole waren. Was zeigt dieser Blick in den Rückspiegel? Nachhaltige Veränderungen brauchen Zeit und Jubiläen werden auch künftig die schönsten Anlässe sein für Erinnerungen. Etwa, wenn es in 30 Jahren um die heutigen Anfänge des autonomen Fahrens geht.

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