Nur wenige würden den Suzuki Swift als Kultauto bezeichnen. Dabei wurde der zwischen Kleinwagen- und unterer Kompaktklasse angesiedelte Mini in den letzten fast 40 Jahren mehr als neun Millionen Mal verkauft, hat auch in Deutschland eine treue Fangemeinde, obwohl oder weil er sich dem Trend zum E-Auto bisher konsequent widersetzt hat. In der Premiere der nunmehr siebten Generation gelangt nun doch ein wenig Strom in den Swift, der ab 18.900 Euro zu haben ist.
Die bekannte Form des 3,86 Meter kurzen Swift wurde weitgehend beibehalten, aber durch moderne Details an den Zeitgeist angepasst. So sind die LED-Scheinwerfer samt L-förmigen Tagfahrlicht weiter nach außen gerückt, was ein wenig an den Gesichtsausdruck des tollpatschigen Ice-Age-Stars namens Sid erinnert. Der Kühlergrill grüßt in Klavierlack-Optik, verlor aber das jetzt auf die Motorhaube hochgerutschte Suzuki-Logo. Die Seitenpartie wird vom scheinbar schwebenden Dach geprägt, das bis zum kurzen Spoiler über der steilen Heckscheibe reicht. Von achtern aus ist der Swift auch an den Rückleuchten erkennbar, die jeweils ein liegendes „U“ bilden. Alles wirkt gediegen, vermeidet dabei Spielereien. Kein Whow-Erlebnis, aber sympathisch, handlich und solide.
Innenraum: Reichlich Hartplastik in schwarz-grau
Ähnliches gilt für den Innenraum. Hier findet sich klassenüblich reichlich Hartplastik in verschiedenen schwarz-grauen Ebenen. Während das Kombiinstrument hinter dem mit Schaltwippen und Druckschaltern gespickten Lenkrad herkömmliche Analog-Instrumente bietet, ist dem 9-Zoll-Touchscreen das Digitale vorbehalten. Hier ist das Google-Maps-Navi der Chef im rechteckigen Ring und kann drahtlos vom Handy auf den Monitor geholt werden. Alternativ kann man das serienmäßige Navi nutzen.
Vor dem Start zum ersten Kennenlernen lohnt ein Blick in die Liste der verfügbaren Assistenzsysteme, deren Vielfalt für einem Stadtflitzer ungewöhnlich ist, aber ab Juli dieses Jahres für neu erscheinende Autos von der EU gefordert wird. Da fahnden ein Radarauge und eine Kamera gemeinsam nach Gefahren durch andere Fahrzeuge, Radfahrer und oder Fußgänger. Die Späher haben dabei das Umfeld auch diagonal oder seitlich im Blick. Im Notfall bremst der Swift nach einer Warnung an den transusigen Lenker bis zum Stillstand. Ebenfalls vorhanden ist ein aktiver Tempomat, der auf Verkehrsschilder reagiert und ein Tempolimit ernst nimmt. In der 30er-Zone piept er bereits ab 32 km/h und mahnt zur Disziplin. Zudem sorgt er für sicheren Abstand zum Vordermann.
Suzuki Swift (2024)
BildergalerieWenn das System aktiviert ist, wird der Suzuki stets in der Mitte der Fahrspur gehalten, lenkt bei Abweichung so beharrlich zurück. Prädikat gewöhnungsbedürftig. Zudem gibt es einen Toter-Winkel-Warner und einen Ausparkassistenten, der auch beim Rückwärtsfahren funktioniert. Hinzu hat eine Innenkamera, die in die Instrumententafel eingebaut ist, stets den Lenker im Blick. Wirkt der unaufmerksam oder zeigt Müdigkeit wird optisch und akustisch gewarnt. Big Brother auf japanisch, aber vielleicht hilfreich.
Ohne Zweifel will Suzuki mit der für Kleinwagen ungewohnten Komplettheit punkten. Kaum einer der wenigen verbliebenen Rivalen im Liliput-Land kann da mithalten. Noch erstaunlicher, dass all dies bereits im Basismodell serienmäßig an Bord ist.
Kleine Batterie: Energie für Startergenerator
Eine recht kleine Batterie mit 2,3 kW liefert Energie für einen sogenanntem Startergenerator, der wiederum vor allem in niedrigen Drehzahlen den turbolosen 1,2-Liter-Dreizylinder (61 kW/82 PS) mit zusätzlichen 60 Newtonmetern bei der Arbeit unterstützt. Zum Spritsparen taugt sie allerdings nur in bescheidenem Rahmen, bleibt bei rund 5 Liter pro 100 Kilometer. Im Vergleich zum Vorgänger sind allerdings die CO2-Emission dank Feinarbeit im neu entwickelten Motor immerhin um 8 bzw. 11 Gramm auf deren 98 bis 110 Gramm pro Kilometer gesunken. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein bemerkenswerter für Suzuki.
Der marginale Unterschied zum in den Ruhestand verabschiedeten Vorgänger ist für den Normalfahrer kaum spürbar, der freut sich aber vielleicht auf gefühlt mehr Durchzugskraft, wenn die Drehzahlnadel nach oben geht. Das liegt an der Mini-Batterie, die ständig durch die beim Bremsen oder Rollen entstehende Strompower auf „voll“ steht und so unterstützen kann. Bei alledem bleibt der Swift ein Cityflitzer, der dank Wendigkeit und untadeligen Bremsen das Revier innerhalb unserer Ortschaften eher zu seinem erklärt hat als die linke Spur der Autobahn. Das vorhandene räumliche Wohlfühl-Erlebnis wird etwas getrübt durch die harten Schläge zum Beispiel bei Temposchwellen, die die Hinterachse selbst bei Schleichfahrt direkt ins Steißbein der Insassen schickt. Dennoch bleibt der Swift ein gutes Auto zum Pärchen-Ausflug, bei dem auch sehr minderjahrige Kinder mitreisen können. Im Fond hinten wird für Erwachsene naturgemäß eng. Kennen wir aus ähnlichen Modellen
Suzuki Swift: Überschaubare Durchzugskraft
"Swift" heißt zwar auf deutsch "schnell", was aber sicher nicht die Kernkompetenz des kleinen Japaners beschreibt. Klar, dass der kleine Verbrenner unter Gas brummig wird. Wegen der überschaubaren Durchzugskraft ist es auch kein Wunder, dass ein Überholmanöver auf der Landstraße eine längere freie Sicht nach vorne verlangen, bis wieder Gegenverkehr droht. Das gilt vor allem, wenn das stufenlose CVT-Getriebe gegen Aufpreis das Schalten übernimmt. Nicht überzeugen kann auch die etwas gefühllose Lenkung, was sich bei Straßenunebenheiten oder engen Straßen noch verstärkt.
Natürlich reicht die Zahl der Swift-Fans unter den Suzuki-Jüngern nicht aus, um das neue Modell in der Zulassungs-Hitparade nach dem Sternen greifen zu lassen. Vielleicht kommt den deutschen Suzuki ja zugute, dass sich wegen der EU-Sicherheitsgesetze immer mehr Rivalen aus dem wenig ertragreichen Geschäft mit den kleineren Autos zurückgezogen haben.