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Fahrbericht Audi SQ7 TDI: Stärkstes Diesel-SUV der Welt

03.05.2016 15:00 Uhr
Der Audi SQ7 beeindruckt durch seinen gewaltigen Vorwärtsdrang, den das SUV brandneuer Technik verdankt.
© Foto: Audi

Was das S beim Q7 bedeutet, beantwortet ein Tritt aufs Gaspedal. Die physikalischen Gesetze scheinen außer Kraft gesetzt. Der V8- Diesel mit Doppelturbo und elektrischem Verdichter macht das Topmodell der Baureihe zum weltweit stärksten Diesel-SUV.

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Von Michael Specht/SP-X

Seinen Slogan "Vorsprung durch Technik" konnte Audi längere Zeit nicht wirklich untermauern. Mit dem SQ7 wollen die Ingolstädter nun ein bisschen vom verlorenen Terrain zurückerobern. Im Topmodell der großen SUV-Baureihe steckt neben einem brandneu entwickelten 4,0-Liter-Achtzylinder-Biturbo-Diesel auch ein erstmals in der Branche verwendeter elektrischer Verdichter. Er bezieht seine Energie – ebenfalls bislang einmalig im Pkw-Bau – aus einem 48-Volt-Teilbordnetz. "Es ist ein neuer Weg in die Zukunft", sagt der Technische Projektleiter Klaus Bugelnig.

Was dieser "neue Weg" aus dem 2,3 Tonnen schweren SUV macht, dürfte die Vorstellungskraft eines jeden "normalen" Autofahrers deutlich übersteigen. Es ist schier unglaublich, wie sich der SQ7 beim Tritt aufs Gaspedal förmlich in den Asphalt krallt und losstürmt, als ginge hinter ihm die Welt unter. Audi gibt für den Sprint von null auf 100 km/h weniger als fünf Sekunden an. Das ist Porsche-Carrera-Niveau.

Viel eindrucksvoller aber sind die Zwischensprints, die Überholvorgänge auf Landstraße und Autobahn. Eine Sache von Sekunden. In keinem SUV werden die Insassen heftiger in die Sitze gepresst als in diesem Audi. Und wer sich ein bisschen den technischen Hintergrund zu Gemüte führt, weiß auch schnell, woher diese geballte Power kommt. Es sind weniger die 435 PS, die der 4.0-Liter-V8 an Leistung entwickelt als vielmehr seine 900 Newtonmeter Drehmoment. Und zu allem Überfluss stemmen die Kolben diese Kraft bereits bei lächerlichen 1000 Touren auf die Kurbelwelle. Nie zuvor hat dies ein Großserienmotor in einem Pkw bei einer solch niedrigen Drehzahl erreicht.

Turboloch gehört der Vergangenheit an

Auch dahinter steckt ein Grund: Audi setzt einen elektrischen Verdichter mit einer Spannung von 48 Volt ein, der innerhalb eines Wimpernschlags auf 70.000 Umdrehungen beschleunigt und so dem ersten der beiden Turbolader etwa eine Sekunde lang die Anlaufschwäche überbrückt. "Das Turboloch gehört damit der Vergangenheit an", sagt Andreas Fröhlich von der Aggregate-Entwicklung.

Im Ergebnis erlebt der SQ7-Kunde ein ungemein souveränes SUV, dem es in keiner Verkehrssituation auch nur minimal an Leistung mangelt. Im Gegenteil, der Achtzylinder-Diesel – kein anderer Premiumhersteller bietet derzeit einen solchen Motor an – spielt förmlich mit dem Fünf-Meter-Brocken aus Bratislava, wo Audi den SQ7 herstellt. Dass dieser Fahrspaß nach Norm mit nur 7,2 Liter und im Alltag mit rund zehn Liter Diesel (der Verbrauch auf unserer Testfahrt) entlohnt werden muss, zeugt von der guten Effizienz des Hightech-V8. Der sich im unteren Drehzahlbereich und eingeschaltem "Dynamic"-Modus im Übrigen anhört wie ein uramerikanischer Achtzylinder-Benziner. Man traut seinen Ohren nicht.

Damit nicht genug. Den Ingenieuren gelang auch eine recht geniale Abstimmung, was Lenkung (Allradlenkung serienmäßig) und Fahrwerk angehen, die den SQ7 so handlich wie einen Q5 machen und man das hohe Gewicht des Autos komplett vergisst. Hohen Komfort bietet ja bereits der normale luftgefederte Q7. Im Top-Modell kommt noch eine sogenannte elektrische Wankstabilisierung hinzu, die wie der Verdichter ebenfalls am 48-Volt-Netz hängt. In Millisekunden verhindern Stellmotoren an den Stabilisatoren, dass sich in zügig gefahrenen Kurven die Karosserie zur Seite neigt. Das klappt so gut, dass man meint, in einem Sportwagen zu sitzen, nur höher, so horizontal fegt der Audi ums Eck. "Die Wankstabilisierung kommt ohne Öl aus, ist wartungsfrei und umweltfreundlich", sagt Albert Schlecht, Entwicklung Fahrwerk. BMW nutzt diese Technik im Siebener, hier allerdings mit einer Spannung von nur zwölf Volt. Auch der Bentley Bentayga, technisch verwandt mit dem Audi Q7, nutzt die 48-Volt-Anti-Wanktechnik. Und wir können sicher sein, im nächsten Porsche Cayenne, Lamborghini Urus und VW Touareg wird sie ebenfalls stecken.

Bewährte Konzepte aus dem SQ5

Ein S-Modell vom Q7 hat es bislang nicht gegeben. "Nach der Einführung des SQ5 übertragen wir nun das Konzept auf die Q7-Baureihe", sagt Stefan Knirsch, Audi-Vorstand für Technische Entwicklung. Zu verwechseln ist der Boost des elektrischen Verdichters nicht mit einem Mild-Hybrid, bei dem ein Riemen-Generator mechanisch die Kraft zum Motor leitet und das Auto so beim Beschleunigen unterstützt. Doch auch solche Antriebe hat Audi in der Entwicklung.

Angeboten wird der SQ7 als Fünf- und Siebensitzer an. Die Markteinführung ist im Sommer. Der Preis startet bei 89.900 Euro. Nicht eben wenig. Doch Audi betont, es würden gegenüber dem 3.0-TDI sehr viele Extras serienmäßig an Bord sein. Rund 50 Prozent der Produktion, glauben die Marketing-Strategen, wird in Europa bleiben. Ein Viertel soll sogar in die USA gehen, trotz des Volkswagen-Diesel-Skandals. Man will aber noch warten, bis sich der Rauch verzogen hat. Im Plan steht der US-Start für Anfang 2017. Audi hatte den Diesel-Verkauf in Amerika im vergangenen November bis auf weiteres eingestellt. 


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