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Fahrbericht Mercedes EQB: Stromausbau

18.11.2021 06:30 Uhr | Lesezeit: 5 min
Aufmerksame Beobachter erkennen den Strom-Kraxler an der sogenannten Black Panel-Front mit geschlossenem Kühlergrill.
© Foto: Mercedes-Benz

Mit dem Mercedes EQB geht die Elektrifizierungsoffensive der Stuttgarter weiter. Erstmals in Europa betritt ein kantiger Geländewagen das Terrain der Stromer.

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Das jüngste Elektrofahrzeug der Marke Mercedes-Benz ist kein komplett neues Modell, sondern eine lautlose Version des GLB – natürlich mit der inzwischen üblichen Nomenklatur als EQB. Zwei Versionen liefert das ungarische Werk Kecskemét zum Marktstart im Dezember nach Europa, nämlich den EQB 300 4Matic mit 168 kW / 228 PS Spitzenleistung sowie den EQB 350 4Matic mit 215 kW / 292 PS. Preise kommuniziert der Hersteller erst ab Ende November, es darf jedoch damit gerechnet werden, dass unter 55.000 Euro nicht viel gehen wird. Ausgestattet mit 66,5 kWh Akkukapazität, lässt sich das SUV praxistauglich einsetzen. Mit seiner kantigen Optik erinnert der EQB mehr an einem burschikosen Geländewagen denn an ein weichgespültes SUV, wenngleich ihm die Designer die typischen "EQ"-Modifikationen spendieren. So erkennen aufmerksame Beobachter den Strom-Kraxler an der so genannten Black Panel-Front mit geschlossenem Kühlergrill. Hinten ziert den Mercedes ein durchgehendes LED-Leuchtband. Aus LED-Einheiten leuchten selbstverständlich auch die Frontscheinwerfer.

Es passt gut, dass der EQB hierzulande an der Vorderachse mit Asynchron- und an der Hinterachse mit permanenterregter Synchronmaschine ausgeliefert wird. Nach ersten Runden mit beiden Versionenkönnen wir ihnen hohe Traktion bescheinigen. Gerade das bissig einsetzende Drehmoment der starken Ausgabe (520 statt 390 Newtonmeter) stellen die Pneus auf eine harte Probe. Der Dreifuffziger schiebt nachdrücklich, aber keineswegs lautlos Richtung 100 km/h-Marke (6,2 Sekunden), denn die Sounddesigner haben ein markantes Antriebsgeräusch entwickelt. Auf diese Weise kann man womöglich auch Skeptiker der Elektromobilität ins Boot holen, denen völlige Stille beim Antritt befremdlich vorkommt. Geräusche sind übrigens auch und gerade beim Elektroauto ein großes Thema auf Entwickler-Ebene. Schließlich überlagert der Verbrenner konventioneller Autos mit seinem Klangteppich dissonante Lärmquellen, die jetzt plötzlich hervortreten. Daher müssen die Ingenieure viele Komponenten wie Achsen, Nebenaggregate und Rahmen mit Hilfe von Gummilagern sorgfältig entkoppeln.

Souverinität pur

Man kommt im Alltag wunderbar mit dem Dreihunderter aus, selbst wenn der nicht ganz so wild beschleunigt. Mit einem Standardsprint von acht Sekunden auf 100 km/h ist er weit entfernt von phlegmatischen Umgangsformen, stattdessen gibt es Souveränität pur. Hinzu kommt, dass der elektrische Antrieb keinen Übersetzungssplitt benötigt und ohne Zugkraftunterbrechung bis zur Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h durchzieht. Mal schnell per Fahrpedalbefehl in eine Lücke witschen – das klappt mit dem Stromer einfach besser als mit einem konventionellen Verbrenner, dessen Getriebe erst einmal die Fahrstufe wechseln muss.


Mercedes EQB

Mercedes EQB Bildergalerie

Wer mit dem EQB auf die Langstrecke gehen möchte, sollte kalkulieren, dass maximal hundert Kilowatt Ladeleistung zur Verfügung stehen – damit lässt sich der 66,5 kWh-Akku (reicht für rund 400 Kilometer nach WLTP-Standard) im Idealfall in einer halben Stunde von zehn auf 80 Prozent laden. So kann man durchaus ohne Frust quer durch die Republik rollen, wenn man die Ladezeiten im Hinterkopf behält. Per gemächlicherem Wechselstrom saugt der GLB immerhin mit 11 kW aus der heimischen Wallbox– ideal, um seine Batterie über Nacht vollzuziehen. Die serienmäßige Wärmepumpe nutzt die Abwärme des Antriebsstrangs, um der Traktionsbatterie für das Heizen des Innenraums so wenig Energie wie möglich zu entziehen.

Eine optionale dritte Sitzbank erhöht die Praxistauglichkeit des geschmeidig abrollenden und komfortabel gefederten Stromers, allerdings sitzen hier nur Personen bis 1,65 Metern Körpergröße kommod, das sagt sogar der Hersteller selbst. Vier Personen freuen sich dafür über üppige Raumverhältnisse, mehr brauchen selbst große Menschen nicht zwingend. Und der Geländewagen ist mit 1.710 Litern Laderaumvolumen ein echter Lademeister und nicht nur ein Lifestyle-Alibi-Nützling.

Ein bisschen alte Welt ...

Die geballte Ladung Infotainment liefert Mercedes in Form seines bekannten Widescreens, auf dem man fröhlich tatschen kann, um die alltäglichen Einstellungen vorzunehmen. Das mag man begrüßen oder verschmähen – aber der allgemeine Trend geht eben aktuell weg von der physischen Taste. Allerdings lässt sich beispielsweise die Sitzheizung dann doch per gutem, alten Druckknopf einschalten und steht somit konträr zur Klimasteuerung. Auch das Menü lässt sich per Drucktaste aufrufen, also doch ein bisschen alte Welt im modernen Auto.

Noch ein Wort zum Kraftstoffverbrauch, bevor der Kunde dann im Dezember gut informiert zur Bestellung schreiten darf: Sowohl EQB 300 als auch 350 werden mit einem kombinierten Stromkonsum von 18,1 kWh je 100 km nach WLTP-Standard angegeben, der als praxisnah bezeichnet werden darf. Immer noch einem Dschungel gleichen indes die Ladetarife. Mercedes gewährt mit dem "Mercedes me Charge"-Tarif immerhin ein Jahr lang einen Preis von 29 Cent je Kilowattstunde an den Ionity-Ladestationen, von denen es mittlerweile rund 400 gibt entlang Europas Fernstraßen.

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