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Fahrbericht Porsche 718 Spyder RS: Fulminantes Abschiedskonzert

09.08.2023 06:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Abschied mit 500 PS: Der Porsche 718 Spyder RS ist das letzte Verbrenner-Derivat der Baureihe.
© Foto: Porsche

Die Verbrenner-Tage in der 718er-Baureihe von Porsche sind gezählt. Zum Abschied bieten die Ingenieure noch einmal alles auf, was aktuell machbar ist. Das Ergebnis: Der schärfste 718er, den sie je auf die Straße gelassen haben.

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Schärfe kann man schmecken und fühlen, deshalb passt die Charakterisierung des Neuen durch GT-Baureihenleiter Andreas Preuninger nicht hundertprozentig. Denn: Den Spyder RS kann man vor allem hören. Zur detaillierten Beschreibung der akustischen Lebensäußerungen sollte allerdings ein Musikkritiker zu Rate gezogen werden. Denn was die Sportauspuff-Anlage in Kombination mit den beiden dicken Ansaugöffnungen hinter den Köpfen von Fahrer und Beifahrer produziert, ist einen Musik-Oscar wert. Von flüsterleisem Säuseln bis zu furiosem Fortefortissimo, wie in Tschaikowskys sechster Sinfonie reicht die Bandbreite, moduliert wird mit dem rechten Fuß. Ein beeindruckendes Konzert, das offen wie geschlossen geboten wird. Denn das Verdeck im Bimini-Stil lässt die Wucht der Klänge weitestgehend ungefiltert ins Innere.

Der Verursacher des Klangspektakels ist ein guter Bekannter. Der bis 9.000 Touren drehende Vierliter-Sechszylinder sorgt bislang im 911 GT3 und im 718 Cayman GT4 RS für die gebotene Dynamik. Im ein paar Kilo leichteren Spyder RS kann er seine 368 kW / 500 PS und sein maximales Drehmoment von 450 Newtonmetern noch einen Tick souveräner ausspielen. In Kombination mit dem kurz übersetzten Siebengang-PDK sprintet er in gerade mal 3,4 Sekunden von null auf 100 km/h, in 10,9 Sekunden auf 200 km/h. Erst bei 308 Sachen ist Schluss. Und zwar offen. Denn das Verdeck ist nur bis 200 km/h freigegeben. 13 Liter Sprit soll der RS laut Norm auf 100 Kilometer schlucken. Das ist allerdings nur bei sanftem Gaspedal-Einsatz machbar.

Für ausgedehnte Autobahn-Touren ist der Porsche 718 Spyder RS nicht gebaut

"Rein für den Fahrspaß, was zum Entspannen" ist der Spyder RS laut Andreas Preuninger gedacht. Eine Einschätzung, der man nach ein paar Stunden im Cockpit des Neuzugangs nur zustimmen kann. Beeindruckend, wie gelassen man den hochgezüchteten Boxermotor dahinschnurren lassen kann. Und wie ansatzlos er loslegt, wenn Leistung gebraucht wird. Lastwagen überholen? Ist gefühlt in einem Wimpernschlag erledigt. Ebenso das Einfädeln auf die Schnellstraße. Für ausgedehnte Autobahn-Touren ist der RS nicht gebaut, dafür hat Porsche passendere Modelle im Portfolio. In Zuffenhausen sieht man den mit reichlich Karbon auf Idealgewicht getrimmten Roadster mit dem klassischen Entenbürzel als eine Art Motorrad auf vier Rädern, als Sonntagsausflugs-Mobil mit Spaß-Garantie.

Entsprechend ist auch das Fahrwerk des Neuzugangs ausgelegt. Es ist nicht auf die Nordschleife hin optimiert, sondern auf normale Straßen und Einsatzbedingungen. Was keinerlei Einschränkungen bei den fahrdynamischen Prozessen im Geltungsbereich der Straßenverkehrsordnung bedeutet. Da kann der Spyder RS im Zweifelsfall immer mehr, als sich auch ein versierter Pilot zutraut. Knackige Wechselkurven, lange Geraden, Haarnadelkurven – das elektronisch geregelte Dämpfungssystem mit zwei manuell ansteuerbaren Kennfeldern ist im Rahmen der physikalischen Gesetzmäßigkeiten jeder Herausforderung gewachsen. Und wenn es doch einmal auf die Rennpiste gehen soll, können Spur, Sturz und Stabilisatoren für den Rundstreckenbetrieb formatiert werden.


Porsche 718 Spyder RS

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"Messerscharfe Lenkpräzision, agiles Handling und ein äußerst neutrales Fahrverhalten" verspricht man bei Porsche – und hält dieses Versprechen beim ersten Aufgalopp durch die Schwäbische Alb auch ein. Vom lustvollen Cruisen bis zum ziemlich verschärften Kurvenräubern reicht das Repertoire, immer vermittelt das neue 718-Derivat das angenehme Gefühl, noch über reichlich Reserven zu verfügen. Dazu nervt er nicht mit Härte, sondern bietet durchaus eine Portion Fahrkomfort.

Der Komfort- und Genussfaktor wird durch das Gesamterlebnis Spyder RS noch intensiviert. Die reichliche, aber nicht lästige Luftzufuhr im offenen Zustand, die Möglichkeit, mit dem nur 6,5 Kilo leichten Stoffdach die Luftigkeit zwar beizubehalten, zu intensive Sonnenstrahlen aber fernzuhalten und die gut fixierenden Sportsitze ergeben zusammen mit dem Porsche-typischen Alles-passt-Gefühl eine faszinierende Kombination. Das Wohlbefinden könnten allenfalls kurzfristig auftretende Regenschauer beeinträchtigen: Die Montage des Verdecks ist zwar nicht wirklich schwierig, aber sie dauert ihre Zeit. Nach fleißigem Trockentraining dürften die von Porsche avisierten rund zwei Minuten allerdings zu schaffen sein.

Noch diesen Sommer soll die Auslieferung der ersten Spyder RS starten, zu Preisen ab 155.575 Euro. Wer sich noch das Weissach-Paket mit reichlich Race-Tex im Inneren, der Option auf leichte Magnesium-Schmiederäder (14.875 Euro) und Auspuff-Endrohren aus Titan gönnen möchte, ist mit weiteren 11.965 Euro dabei. Individueller denn je bei Porsche lässt sich der offene 718er mit "Farbe nach Wahl" gestalten. Für 10.865 Euro extra hält der Sportwagenbauer 110 Varianten parat. Und wer das neue Gefährt etwa dem Lieblings-Nagellack der künftigen Eignerin anpassen will, kann sich für 27.382 Euro mit der Option „Farbe nach Wahl Plus“ einen Wunsch-Farbton komplett frei zusammenmischen lassen.


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