insteigen und Start-Knopf drücken. Die Anzeigen sagt 700 Kilometer Reichweite. Der Kodiaq ist ein SUV der alten Schule, besser, eines mit alt bekannten Tugenden. Man sitzt oder besser thront im 4,70-Meter-Schiff und weiß, dass jeder an Bord genügend Platz findet – bei 2,79 Meter Radstand ist das mehr als ein Versprechen. Das sind maximal sieben Reisende, wobei die beiden Kindersitze in Reihe drei die Ausnahme und nicht die Regel sein sollten.
Licht haben die ersten beiden der maximal drei Reihen, wenn das Panorama-Dach (1.000 Euro) verbaut ist. Fahrer und Beifahrer haben zudem den Kopf frei, den über Ihnen ist der Himmel offen. Sollte man sich das Gönnen? Vermutlich schon. Denn auch vom Facelift des Großbären wird man viele mit der Top-Ausstattung oder dem RS-Signet im Heck sehen. Jeder dritte Tscheche rollt als Top-Niveau Style, jeder neunte als RS vom Band.
Ob Diesel oder Benziner ist eine Frage des Einsatzes, da hat der Ottomotor sicher aufgeholt. Deshalb gibt es den Kodiaq im RS-Sportanzug nun ausschließlich als Benziner. Der 245-PS-TSI (ab 41.168 Euro) löst den 240-PS-TDI ab und spurtet fortan noch schneller auf Tempo 100 - binnen 6,5 Sekunden beim Topspeed von 234 km/h. Wie wichtig die Erinnerung an die eigene Rennsportgeschichte ist, zeigt die Tatsache, dass zum Jahresende auch der vollelektrische Enyaq als echter RS-Spitzensportler angeboten wird – den Enyaq Sportline gibt es ja bereits.
Matrixlicht, bitte ordern
Wie beim Stromer schaltet für das Gros der Kodiaq-Kunden die Automatik. Bis auf den Einstiegsbenziner (110 kW, ab 25.126 Euro), der als Fronttriebler den Sechsganghandschalter verbaut hat, ist 7-Gang-DSG Serie. Auch wenn dieses nicht immer ruckelfrei die neuen Kräfte des Bären justiert. Neu ist neben dem RS auch der Top-Diesel mit nun 200 statt 190 PS. Außen zeigt der markentypische Hexagonal-Kühlergrill und die neu designte Motorhaube, dass es sich um einen Skoda handelt. Die LED-Scheinwerfer sind schmal und dennoch gut geschnitten – und das Beste ist, dass sie sind serienmäßig dabei sind. Das optionale Matrixlicht mit 24 Lichtelementen sollte im Dienstwagen aus dem Sicherheitsgefühl heraus Pflicht sein. Ebenfalls neu sind die aerodynamisch gestaltetet Leichtmetallfelgen von 17 bis 20 Zoll – für die beiden größten Dimensionen gibt es Blenden, um die Luftwiderstände gering zu halten und damit im Verbrauch einige Zehntel besser zu werden. Den Scout gibt es nicht mehr, dafür ist der optische Unterfahrschutz serienmäßig, er betont auch bei den nicht Allradlern die Offroad-Attitüde. Mehr als nur Attitüde ist die Progressivlenkung, welche im Sport-Trio L&K, Sportline und RS Serie ist.
Dies alles ist natürlich nur Beiwerk in der großen Verbrauchsformel. Der Fahrer ist weiterhin der entscheidende Punkt, ergänzt um den jeweiligen Beladungszustand, der mit der optionalen dritten Reihe sehr stark variieren kann. Zudem ist der Kodiaq immer auch als Zugfahrzeug (2,0 bis 2,5 Tonnen) wunderbar geeignet, dann mit der empfehlenswerten 4x4-Technik. Im Solobetrieb, und das ist das Gros der Dienstreise, ist selbst der Einstiegsdiesel mit 150 PS (ab 31.672 Euro als "Ambition") ein guter Kompromiss, der auf der ersten Testfahrt im gemischten Einsatz bei knapp über sechs Litern im Verbrauch lag. Mehr Selbstzünder-Power hat der erwähnte große Diesel mit nun 200 PS Leistung. Die Benziner starten ebenfalls bei 150 PS gehen über die 190-PS-Version bis zum König namens RS mit 245 Pferdestärken.
Skoda Kodiaq 4X4 Fahrbericht
BildergalerieIn allen Versionen
Rollten die Tschechen bei der Geburt des Kodiaq 2017 schrittweise die Offroad-(Scout) und Sonder-Modelle aus, sind heute schon die Sonder-Editionen Laurens & Klemens (L&K) sowie die Sportline im Konfigurator verfügbar. Die neuen ergonomischen Sitze, die wahlweise eine Massage anbieten und belüftet werden können und die schicken Innen-Dekore samt auffälliger Nahtlinien sowie einer Ambiente-Beleuchtung, die bis in den Fußraum reicht, heben das oft etwas funktionalwirkende Skoda-Innere auf ein neues Niveau. Wichtig ist auch eine Botschaft der Nachhaltigkeit – gerade im SUV-Segment. So gibt es Öko-Sitze aus tierfreien recycelten Materialien. So bietet auch das Facelift einen hohen Grad an Individualisierung, der die vielfältigen Gründe widerspiegelt, welche die Kundschaft zum Groß-SUV greifen lässt. Prestige ist dabei nicht der vordergründige, wohl eher der postulierte „simply clever“ Gedanke, das Maximale aus dem Platz herauszuholen. Legen sich alle fünf Sitze im Heck horizontal, dann entsteht eine kleine Spielwiese mit geteiltem doppelten Ladeboden. Der Laderaum fasst dann mehr als zwei Kubikmeter, was diese Grundtugend der tschechischen Marke fast schon überbetont.
In der zweiten Reihe sorgt ein Anschluss-Trio von USB 12 und 230 Volt für einen interessanten Kabelmix. Vorn beim Fahrer und Beifahrer geht es in Sachen USB-Anschluss pari aus. Das Handy in der Ladeschale lädt natürlich induktiv. Das Koppeln des selbigen geht leicht und das System fragt gleich, ob es zu Android Auto wechseln soll, was speziell für das Nutzen der Spracheingabe überlegenswert ist. Wobei sich das Konzern-Navi (bis zu 9,2 Zoll großes Display) und deren verbale Hilfe nicht ungeschickt anstellen. Aber so flüssig wie bei Google klappt es noch nicht immer. Dennoch ist die Entscheidung, diese Daten nicht ins Silicon Valley abwandern zu lassen, richtig, wenn man wie der VW-Konzern in Zukunft mit Softwarethemen sein Geld mit dem Autofahrer verdienen möchte. Ein Schritt nach vorn ist das virtuelles Cockpit, auf dessen 10,25 Zoll jeder eine Einstellung findet, die ihm gefällt.
Als clever geht auch das Design der Mittelarmlehne durch, die nicht nur in der Höhe und in der Länge justierbar ist, sondern auch Platz für zwei Getränkebecher oder schmale Flaschen sowie die Einkaufswagen-Chips und den Wagenschlüssel bietet. Das ist ebenso praktisch wie der Hebel in der Fahrertür, dessen Ziehen den Kofferraum öffnet. Nicht neu, aber erwähnenswert für jene, die jetzt erst den Kodiaq für sich entdecken. Dass die On- wie auch Offroad-Touren mittels zahlreicher elektronischer Helferlein noch sicherer gemacht werden, versteht sich von selbst. Ganz simpel wird nun mit einem Knopfdruck auf dem Zwei-Speichen-Lenkrad (im Gegensatz dazu ist das Volant im RS klassisch mit drei Speichen gestylt) der "Travel-Assist" geweckt, der auf der Langstrecke assistiert. Auch in der "alten" Autowelt mit großen Motoren und massig Reichweite geht es bisweilen recht einfach zu.