Von Michael Blumenstein/Autoflotte
Adam und Karl sind tot. Vielleicht war die Namensgebung der ehemaligen Opel-Lenker kein gutes Omen für die beiden Zwerge aus Rüsselsheim – nach nur einer Generation ist Schluss. So mutiert der Corsa, der 1982 mit einer Länge von 3,62 Metern startet, anno 2019 wieder zum kleinsten Opel und misst 37 Jahre später 4,06 Meter (plus 39 mm). Damit rückt er ans obere Ende des Segments, was ein gutes Raumangebot erwarten lässt. Dazu später mehr.
Von außen fallen die kurzen Überhänge auf. Oder besser: Die normalen Überhänge. Die letzten Versionen hatten so einen dicken Überbiss, dass er oft beim Tiefgarage-Fahren den Asphalt küsste. Ein Minus von 50 Millimeter verspricht Designer Friedhelm Engler nun. Engler freut sich beim F auch über die Gewichtsreduzierung von bis zu 108 Kilogramm. Denn die Leichtigkeit – die beim Basismodell auf unter 1.000 Kilogramm hinausläuft – sollte auch optisch rübergebracht werden, ohne dabei auf den für Designer so wichtigen "stattlichen Auftritt" zu verzichten. Geduckter (minus 48 mm) und geweiteter (plus 16 mm) stellt er sich mit einem für Kleinwagen exzellenten cw-Wert von 0,29 (Klassenprimus) in den Wind, was Verbrauch und Endgeschwindigkeit gleichermaßen zugutekommt. Der Benzindurst soll beim stärksten Modell (1.2 Turbo mit 130 PS) geringer ausfallen als beim sparsamsten Vorgängerbenziner. Eine ausgefeilte Unterbodenverkleidung bei allen Modellen sowie ein aktiver Kühlergrill (bei den Turbos), der sich - Aerodynamik verbessernd - verschließen kann, sind in der Klasse einzigartig.
Reinplumpsen
Beim Reinplumpsen in die im Vergleich zum Vorgänger 5,5 Kilogramm leichteren Sitze (die es auch mit Leder und Massagefunktion gibt) fällt auf, dass die Übersicht nach vorn und zu den Seiten verbessert hat – nach hinten nicht. Die Heckscheibe ist extrem schmal, die C-Säulen sehr breit. Der Dacheinzug schließt bündig mit den Köpfen der Passagiere ab, schränkt die seitliche Luftigkeit ein und kann beim Ein- und Aussteigen nerven. Dafür ist das Platzangebot vorne gut, was es jedoch zuvor bereits der Fall war. Zwar ist die Sitzposition nun tiefer als im Vorgänger, dafür rücken die Pedale weiter in den Innenraum, was vor allem Langbeiner veranlasst, den Sitz nach hinten zu schieben. Leider "geht" das Lenkrad dann nicht mehr ganz mit. Hinten bietet der neue Corsa vernünftige Platzverhältnisse. Einige können das besser, andere schlechter. Ganz hinten passen 309 Liter hinter die hohe Ladekante, die für gute Crasheigenschaften sorgt. Beim E-Modell verringert sich das Volumen auf 267 Liter.
Opel Corsa GS Line (2020)
BildergalerieInnenraummaterialien, Bedienung und Design sind am oberen Ende des Segments, wenn man die Premiums wie einen A1 (oder auch den Adam) missachtet. Endgültige Aussagen dazu lassen sich jedoch erst nach dem Serienanlauf tätigen, der im Oktober stattfinden wird, damit im November die ersten Corsa zu den Kunden kommen. Dann jedoch erst einmal die Verbrenner. Der E-Corsa mit 50 kWh-Akku folgt sechs Monate später (ab 25.126 Euro). Auf der Frankfurter IAA können sich Interessenten überlegen, ob der neue Corsa in den Fuhrpark passt.
Achtgang-Automatik
Damit das möglichst häufig gelingt, hat Opel zum Marktstart einen 1.5d (102 PS), der als Edition ab 16.260 Euro zu haben ist. Der 1,2-Liter-Sauger bereitet den Einstieg: 75 PS für 11.756 Euro. Hinzu kommen 958 Euro für die manuelle Klimaanlage. Als Idealkombination könnte sich der 1.2T Edition mit 100 PS herauskristallisieren, den es mit Handschalter oder Automatik ab 16.210 Euro gibt. Der Elegance bietet aktuell die beste Kombination aus Optik, Technik und Preis (ab 15.000 Euro). Hier gibt es erstmals das geniale Matrixlicht (588 Euro). Eine Achtgang-Automatik kostet 1.480 Euro beim 100-PS-Turbo und ist Serie beim 130-PS-Topmotor.
13,6 Millionen Corsa konnte Opel bisher verkaufen. 22 Prozent aller in Deutschland verkauften Opel sind Corsa. Er ist nach wie vor das absatzstärkste Modell der Marke. Aus Kostensicht müsste sich der kleinste Opel nun nicht nur für Kunden sondern endlich auch für Opel rechnen; denn die Gleichteilestrategie, die der Volkswagen-Konzern seit rund 20 Jahren exzessiv praktiziert, kann jetzt endlich auch Rüsselsheim.
Alle genannten Preise sind Netto-Preise.