Zwei Wochen stellen uns Hersteller gewöhnlich einige ihrer Produkte zu Testzwecken zur Verfügung. Zwei Wochen? Nicht beim BMW i3! Das Elektroauto ist bei Redaktionen offenbar so gefragt, dass der Hersteller es nur für fünf Werktage entleihen kann. Einer der seltenen Fälle also, bei dem die Redakteure ihren Terminkalender dem Fahrzeug anpassten.
Über kaum ein anderes Fahrzeug ist in diesem Jahr so viel geschrieben worden wie über BMWs erstes reines Elektrofahrzeug. Und es ist nicht nur der Antrieb der Interesse weckt, sondern auch das Karosseriedesign mit seiner Fahrgastzelle aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK). Ein Stromer, der polarisiert – das gilt auch für die Resümees der asp-Redakteure, wie Sie den folgenden Zeilen entnehmen können.
Peter Diehl
Pro:
- Ausgeklügeltes Karosseriereparaturkonzept (vgl. asp 5/2014, ab Seite 12).
Contra:
- Überraschend intensive rekuperationsbedingte Verzögerung bei Gaswegnahme; hier wird Regelbarkeit vermisst.
- Nutzer erhielt bei kritischem Akkuladezustand Nachricht per Mail und SMS – nur: zwischen Ereignis und Benachrichtigung lagen Stunden.
- In diesem Leben werde ich nicht mehr Fan von Elektroautos.
Bernd Reich
Pro:
- Verblüffend gut gelungener Stadtwagen mit vielen ausgetüftelten Details. Wendig, durchzugsstark und super leise.
- Digitale Instrumentierung und Navi von herausragender Qualität mit vielen i3-spezifischen Funktionen.
- Nach einer kurzen Eingewöhnung genügt es, den Fuß rechtzeitig vom Gas zu nehmen, um an der gewünschten Stelle zum Stehen zu kommen. Die Bremse braucht man kaum noch.
- Reichweite mit dem Akku je nach Leistungsabruf bei ca. 120 km, gute Rekuperation.
- Nahtloses Einsetzen des Range-Extenders bei leer gefahrenem Akku.
- Gut arbeitender Parkpilot.
Contra:
- Wir erhielten eine E-Mail als der Akku leer war. Nett gemeint, aber George Orwell's Big Brother lässt grüßen.
- An einer 220-Volt-Steckdose dauert es mit mehr als 8 Stunden doch sehr lange, bis der Akku wieder voll ist.
- Die Sitze sind nach Vollausnutzung der möglichen Reichweite (300 km) nicht mehr so bequem…
- Der Range Extender hätte ein Sounddesign verdient, so klingt er wie aus einem Rasenmäher entliehen.
- Der i3 soll auffallen, aber hoffentlich wird beim Facelift das Design (Seite!) nicht vergessen.
Frank Schlieben
Pro:
- Durchzug des E-Motors macht Spaß (verleitet aber auch dazu, unvernünftig mit dem Akkuladestand umzugehen; Ampelblitzstart etc.).
- Angenehmes und entspanntes Fahren auch auf längeren Strecken, gute Sitzposition
- Die Übersichtlichkeit des Wagens ist sehr gut, der Wendekreis geradezu verblüffend
- Haptik der Innenraumverkleidungen ist ungewöhnlich aber angenehm
- Die Bedienung der elektronischen Helfer ist intuitiv möglich
- Der Wechsel zwischen E-Motor und Range Extender erfolgt völlig übergangslos (mal abgesehen vom Sound des Motörchens).
Contra:
- Auch wenn ich mich damit als old-fashioned oute, das Thema Reichweite nervt, ließe sich aber mit einem größeren Tank für den Range Extender gut lösen.
- Die Sitze sind auf Dauer genau so solide wie sie aussehen.
- Das Hantieren mit dem Ladekabel ist bisweilen eine fummelige Angelegenheit, die Kabellänge könnte üppiger sein.
- Der Neupreis für den i3 erfordert vom Käufer einen großen Geldbeutel und viel Enthusiasmus.
- Dass man mit dem Auto fast ohne Bremse fahren kann, weil der Wagen beim Lupfen des Gaspedals sofort und - für meinen Geschmack zu hart - verzögert, ist gerade im dichten Stadtverkehr nicht ganz ungefährlich.
Fazit: Auf jeden Fall ein spannendes Fahrzeugkonzept, auf dessen Weiterentwicklung man gespannt sein darf.