Zwei Wochen stellen uns Hersteller gewöhnlich einige ihrer Produkte zu Testzwecken zur Verfügung. Je nach Terminkalender bleibt den einzelnen Redakteuren dann Zeit für mehr oder weniger ausgiebige Probefahrten. Diese fielen diesmal wieder recht flott aus, denn zum Einsatz kam der Kia Cee'd GT Track.
"Die GT-Variante des Kompaktwagens verbindet ein Maximum an Sportlichkeit mit praktischem Komfort auf Premium-Niveau", versprechen uns die Koreaner in der Pressemappe. Ob und wie dieses Versprechen eingelöst wird, das empfanden die asp-Redakteure diesmal höchst unterschiedlich – zu erkennen an den folgenden Pro- und Contra-Listen.
Bernd Reich
Pro:
- Gelungenes Design, gute Funktionalität, gut ablesbare Instrumente, im Innenraum wertiger Eindruck
- Gut schaltbares Getriebe, durchzugsstarker Motor, kräftige Bremsen
- Tolles Panoramadach mit großer Öffnung
Contra:
- Auf Dauer ist der Motor in der Kombination mit dem Sportauspuff schlicht zu laut
- Die Fahrwerksabstimmung ist übertrieben hart, zugleich hat der Wagen schon bei leichter Nässe Traktionsprobleme
- Die Sportsitze sowie die Rücksitzbank sind für groß gewachsene Mitfahrer nicht reisetauglich.
Peter Diehl
Pro:
- Spurtstarker, aufgeladener 1,6-l-Ottomotor mit beachtlichen Nennwerten.
- Getriebe passend abgestuft, woraus eine gute Fahrbarkeit resultiert.
- Sportsitze wegen ihrer Langstreckentauglichkeit sehr lobenswert.
- Aufgeräumtes Cockpit, logische Schalteranordnung (mit häufig vermisstem Ausschalter für das Multimedia-Display).
Contra:
- Bremssystem dem Antriebsstrang nicht angemessen.
- Lenksäulenschalter mit 1990er-Jahre-Anmutung.
- Lenkrad mit Schaltern und Reglern überladen.
Niko Ganzer
Pro:
- Was das Gestühl angeht, bin ich eigentlich recht tolerant. Aber seit ich in dem perfekten Sportsitz des Cee'd gesessen bin (Recaro), werde ich bei anderen Fahrzeugen genauer hinschauen.
- Toll auch der Tacho, der sich in zwei unterschiedlichen Designs (klassisch und sportlich) einstellen lässt.
- Der GT vermittelt sehr gut ein sportliches Fahrgefühl: Sehr direkte Lenkung und kurze Schaltwege.
Contra:
- Das Modell erinnert mich an einen Halbstarken, der seit Kurzem in die Muckibude geht. Ein 204-PS-Motor in einem sonst eher schmächtigen Körper.
- Mal ehrlich Kia (stellvertretend für viele andere Marken): 14 Hebel und Knöpfe am Lenkrad - was soll das?
Frank Schlieben
Pro:
- Super Sportsitze mit perfektem Seitenhalt.
- Giftiger Motor, mit ordentlich Leistung und gutem Drehmomentverlauf.
- Verarbeitung im Innenraum top; Herr Winterkorn hat recht: "da klappert nix".
- Sehr präzise Lenkung, allerdings bei niedrigen Geschwindigkeiten ein wenig zu leichtgängig.
- Knackige Schaltung mit kurzen Schaltwegen.
- Das Gimmick mit dem digitalen Tacho, den man auf eine Art Rennstreckenmodus mit zentraler Geschwindigkeitsanzeige und dem anliegenden Ladedruck umstellen kann, ist nicht jedermanns Sache, mir hat´s gefallen.
- Scheibenwischer mit großem Wischerarm auf der Fahrerseite bringt großes Sichtfeld für den Fahrer.
Contra:
- Auf nasser Straße oder auf glatten Fahrbahnbelägen verlieren die Antriebsräder plötzlich und ohne Vorwarnung die Traktion, was gerade in lang gezogenen Autobahnab- und -auffahrten unangenehm werden kann
- Auch bei Navi, Radio und Telefonkopplung hat man sich an dem Klassenprimus VW Golf GTI orientiert, doch VW hat das Thema überzeugender gelöst; in unserem Testwagen brach die Verbindung zum Smartphone wiederholt und ohne ersichtlichen Grund ab.
- Die 800 Euro für den werkseitig montierten Sportauspuff kann man sich sparen, der macht das Auto akustisch übertrieben krawallig.
- Der Platz auf der Rückbank ist recht beengt.
- Das Lenkrad wirkt mit den zahlreichen Bedienknöpfen etwas überfrachtet, und deren Bedienung lenkt den Fahrer unnötig stark ab.
- Harte, unkomfortable Fahrwerkabstimmung, Fondspassagiere bekommen vor allem Querfugen ungefiltert ins Kreuz
- Motor-, Abroll- und Windgeräusche sind ab Tempo 160 im Innenraum schwer zu ertragen; Unterhaltungen und Musik hören sind kaum noch möglich.
- Spritkonsum ist ordentlich, aber gemessen an den Fahrleistungen noch tolerierbar.
Fazit: Wer Autos dieser Art mag, sollte ca. 5.000 Euro mehr für einen Golf GTi anlegen; der ist in allen Disziplinen besser als der Kia; vor allem beherrscht der nicht nur die rauen Töne, der Wolfsburger kann auch das Kapitel Komfort und taugt zum Langstrecken-Reisewagen; davon ist der Kia Ceed' Lichtjahre entfernt. (asp)