Wenn das der alte Carlo noch miterleben dürfte: Fiat widmet dem Markengründer, Rennfahrer und Tuningexperten einen kompletten Themenpark für Oldtimerfans und überhaupt Liebhaber schneller Autos. Carlo Abarth, 1908 geboren, war es, der den heute schnellsten Fiat 500-Modellen (bis zu 132 kW/180 PS), nein, Verzeihung, sie heißen ja Abarth, ihren Namen verlieh. Erkennbar sind die Flitzer nicht nur an den beiden Auspuffrohren, sondern auch am Skorpion, der statt des Fiat-Emblems auf den Wagen prangt. Dass Frisieren der heute klassischen Nuova 500 und auch ihrer größeren Brüder 600 hat es dem 1979 verstorbenen Südtiroler angetan, und die aufgemotzten Kleinstwagen dürften wohl zu seinen populärsten Werken zählen. Er verpasste den beliebten Knutschkugeln der Fünfziger und Sechziger bis zu einem Liter Hubraum und mehr als 80 Pferdchen, was sie damals zu obszön schnellen Vehikeln machte.
Der die heiligen Hallen des nun gegründeten Officine Abarth Classiche betritt, sieht eine bunte Mischung verschiedener Abarth-Kreationen. Man wandelt zwischen den nach wie vor hier montierten, neuen Fünfhunderten sowie einem Strauß alter Schätze, zu denen profane Cinquecento ebenso zählen wie Tuning-Fiat 131 Mirafiori oder exklusive Rennware wie der Abarth 1000 Monoposto. Die Fiat-Mannschaft hat offenbar nicht nur Geld in die Hand genommen, sondern auch mit viel Detailliebe agiert. So inszenierten die Turiner ihre Pilgerstätte farbenfroh und informativ mit Bannern an den Wänden, auf denen sich Zeitleisten und Modelle finden und die dem neugierigen Wissen auf leidenschaftliche Art und Weise vermitteln.
Jede Menge Hebebühnen und der hübsch herausgeputzte Fiat 900 T-Transporter verströmen Museums-Charakter. Doch dabei soll es nicht bleiben. Hier soll geschraubt werden. Schließlich möchte der Konzern Geld mit der Oldtimer-Sparte verdienen und hofft auf solvente Kundschaft mit der einen oder anderen Rarität.
Carlo Abarth hatte neben den populären Fiat-Klassikern ja auch noch ganz andere Kaliber im Köcher. Preziosen wie der Cisitalia 204A gingen genauso durch seine Hände wie zahlreiche Alfa Romeo-Modelle. Nicht zu vergessen die sündhaft teuren Rennwagen à la Abarth 2000 oder Abarth 2000 Sport Spider. Auch mit Ferrari experimentierte der Tuning-Künstler herum. Hinzu kamen Fahrzeuge damals begehrter Marken wie Lancia und Simca. Anfang der Sechziger zählte Abarth fast 400 Mitarbeiter, die beispielsweise über 250.000 Sport-Auspuffanlagen fertigten. Im Jahr 1971 verkaufte der Geschäftsmann und Tüftler seine Firma an Fiat.
Das Engagement Fiats im Bereich Oldtimer ist logische Konsequenz des aktuellen Zeitgeistes – automobile Klassiker liegen im Trend. Mit dem Officine Abarth Classiche gibt Fiat gut betuchten Kunden die Möglichkeit, ihre Abarth-Spezialität mit hoher Fach- und Sachkompetenz revidieren zu lassen. Und die Italiener haben durchaus satt investiert, beispielsweise in einen Maschinenpark, der eine hohe Detailpräzision ermöglichen soll. Geht es nach dem Konzern, soll die Abarth Classiche zu einer Institution heranreifen für Abarth-Restaurationen. Eine, die ihren Kunden mit dem nachher revidierten Oldtimer freilich auch ein Zertifikat mit auf den Weg geben wird, das wiederum zu einem soliden Wertgutachten verhelfen soll. Ihre Meriten wird sich die Profi-Werkstatt noch verdienen müssen. Einen vielversprechenden Eindruck jedenfalls konnte man bereits jetzt gewinnen. (sp-x)
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