Geht's um die Namen neuer E-Autos, macht das Renault ziemlich clever: Statt sich neue Bezeichnungen auszudenken, werden einfach bewährte Baureihen in die E-Mobilität transferiert – siehe Scenic und Mégane. Für den nächsten Kleinwagen, der den im April auslaufenden Renault Zoe beerbt, lassen die Franzosen den legendären Renault 5 wieder aufleben.
Als Nachfolger des Kultmobils der 1970er- und 80er-Jahre wird der Renault 5 E-Tech ab Herbst 2024 ausschließlich mit Elektroantrieb angeboten. Er basiert auf der neuen "AmpR" genannten Elektroplattform für Kleinwagen und wurde in Rekordzeit von nur drei Jahren entwickelt. Mit einer Ladung soll der Wagen rund 400 Kilometer schaffen und für rund 25.000 Euro bei den Händlern stehen. Damit wird der Franzose zum Top-Konkurrenten für den VW ID.2all, den Wolfsburg für 2025 zum gleichen Preis angekündigt hat.
Zwischen Twingo und Clio
3,92 Meter lang, platziert er sich zwischen dem 30 Zentimeter kürzeren Twingo und dem neun Zentimeter längeren Clio. Im neuen R5 spielt Renault geschickt mit den 70ern, lackiert den Flitzer in leuchtenden Farben, die sich "Pop Yellow" oder "Pop Green" nennen. Und natürlich übernimmt der Fünftürer auch die Grundform des Originals, interpretiert dessen Design aber neu im Stil der 2020er. Aber immer mit einem Augenzwickern. Nähert sich beispielsweise der Besitzer dem Auto, leuchtet auf der Motorhaube eine Lade-Kontrolllampe in Form einer 5 auf, quasi als Reminiszenz an den Lufteinlass des Ur-5ers.
Renault 5 E-Tech
BildergalerieAuch innen kombiniert der Wagen geschickt die Optik früherer Tage. Hier Jeansstoff als Sitzbezüge und bonbonfarbige Designelemente, dort moderne Technik. So blickt der Fahrer auf die üblichen Digitalinstrumente, die je nach Ausstattung auf einem sieben oder zehn Zoll großes Display laufen. Zusätzlich gibt’s in der Mitte einen zehn Zoll großen Bildschirm als Schaltzentrale. Auch hier ein Blick zurück aufs Original: Der Digitacho zeigt die Geschwindigkeit mit bunten statt der üblichen grauen Zahlen an und die Grafikelemente auf dem Hauptbildschirm im Pop-Art-Look könnten aus der Feder von der Andy Warhol stammen.
Dafür greift Renault bei der Fahrzeugsteuerung auf Bewährtes zurück. Multimedia- und Bediensystem basieren wie im Mégane E-Tech auf die Android-Technik von Google, vom Navigationssystem mit intelligenter Ladeplanung bis zur Sprachsteuerung. Insgesamt ähnelt die Bedienung der aller aktuellen Renault-Modellen, und wer nicht tatschen und tippen will, nutzt eben ChatGPT und spricht mit "Reno". Der Avatar hat seinen ersten Einsatz im R5, ist im Grunde nichts anderes als die männliche Version von Alexa. "Wo ist die nächste Ladestation?", "Wie kann ich meine Reichweite optimieren?" oder "Plane ein, das Auto morgen früh um 9 Uhr zu laden" – Reno soll bereits speziell auf die im E-Auto üblichen Problemfälle getrimmt sein. Zusätzlich stellen die Franzosen über den Google Play Store stellen 50 Apps bereit. sollte die Fahrt im kunterbunten R5 an sich nicht genug Abwechslung bieten, halten Maze, Amazon Music, SongPop oder diverse Info-Apps die Passagiere bei Laune.
Stärkstes Modell zum Start
Die neue Architektur kombiniert die von Clio und Captur übernommene Vorderradaufhängung mit einer wie im Megane E-Tech eine sehr direkt übersetzten Lenkung und einem selbst für ein City-Auto kleinen Wendekreis von nur 10,3 Metern. Außerdem ermöglicht die Plattform den Einsatz verschiedener Akkugrößen. Der R5 wird mit zwei Lithium-Ionen-Batterien, drei Motorisierungen und serienmäßig mit einer Wärmepumpe angeboten. Zum Marktstart sitzt im Sandwichboden ein 52-kWh-Akku für 400 Kilometer Reichweite, kombiniert mit einem 110 kW / 150 PS-Motor. Später schieben die Franzosen zwei Varianten mit 90 kW / 120 PS und 70 kW / 95 PS nach. Beide sind an eine 40 kWh große Batterie gekoppelt und kommen wie alle aktuellen E-Motoren von Renault ohne seltene Erden aus. Reichweite hier: 300 Kilometer. Die Stromspeicher wurden komplett neu entwickelt und auf Leistung und Gewicht optimiert, sodass der kleine Stromer selbst mit großem Akku unter 1.500 Kilo bleibt.
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Unterwegs lädt der R5 je nach Motorisierung mit maximal 80 bzw. 100 kW. Am AC-Lader nuckelt er standardmäßig mit elf kW. Den praktischen 22-kW-Bordlader wie im Zoe hat Renault eingespart. So dauert es relativ lange 4,5 Stunden, um die 52-kWh-Batterie vollzuladen. Dafür kann der kleine Stromer nicht nur Strom bunkern, sondern wahlweise ans Netz oder an die Haustechnik zurückspeisen. Letzteres macht den R5 speziell für Eigenheimbesitzer interessant, die ihren eigenen Strom produzieren. Eine bidirektionale Wallbox und passende Stromverträge sollen die Renault-Händler auf Wunsch gleich mit verkaufen. (von Hanno Boblenz/SP-X)