Jahrelang war der Nissan Leaf das meistverkaufte E-Auto der Welt. Als nahezu alle Hersteller den Erfolg des kompakten Japaners durch eigene Modelle konterten, wurde das "Blatt" (so die deutsche Übersetzung von Leaf) zum Blättchen, auch weil ihn Lieferengpässe ausbremsten. In den ersten drei Monaten dieses Jahres wurden vom mindestens 33.400 Euro teuren Leaf recht bescheidene 331 Autos neu zugelassen. Vom teureren Tesla Model Y waren es 15.851, vom VW ID 3 immerhin 5.283. Zwar hat Nissan inzwischen auch den größeren Ariya im Programm, der spielt in den Statistiken derzeit noch keine Rolle.
Nissans europäischer Chefverkäufer Jordi Vila sieht das Traditionsunternehmen dennoch auf der richtigen Spur und zählt auf. "Neben Ariya und Leaf sind der elektrische Nissan Townstar, ein Schwestermodell des Renault Kangoo, und der Lieferwagen NV200 im Programm. Beide sind vor allem Nutzfahrzeuge, aber als Kombi auch 'zivil' nutzbar." Die nächsten Schritte folgen dann bis 2025. Ein kompaktes SUV soll Qashqai-Kunden für das Elektrische erwärmen, dem gleichen Ziel dient eine Neuauflage des einst so beliebten Nissan Micra, die gemeinsam mit Renault entwickelt wird und in Frankreich die Ikonen Renault 4 und Renault 5 wiederbeleben soll.
Bis ans Ende dieses Jahrzehnts reicht das Programm "Nissan Ambition 2030". Dann sollen Nissan-Kunden unter 19 rein elektrischen Modellen auswählen können. Einen Vorgeschmack erlebten die Besucher der Autoshow in Shanghai. Vorerst nur für den chinesischen Markt ist das SUV Arizon bestimmt, dessen virtueller Beifahrer "Epiro" die künstliche Intelligenz für alle Fragen der Insassen nutzt. Einer der Stars war der elektrische Allrad-Roadster Max-Out, der sicher weiter von einer Serienfertigung entfernt ist, als der Arizon.
Nissan Arizon Concept (2023)
BildergalerieWeitere Beispiele von Nissan-Ideen für die verbrennerfreie Zukunft sind der "Chill-Out", ein SUV-Coupé mit viel Platz für die Insassen. Das große SUV "Hang Out" dagegen ist ein Freizeitmobil, dass auch als mobiles Homeoffice genutzt werden kann. Und auch ein Pick-Up mit Batterie und Allrad steht im Nissan-Programm. Der "Surf Out" soll vor allem die US-Kunden überzeugen, dass für robusten Fahrspaß nicht unbedingt ein dicker Achtzylinder unter der Haube nötig ist.
Das alles steht unter dem eben jenem Motto "Ambition 2030", wofür allerdings noch eine Technik aus der "alten" Welt unverzichtbar ist. Der "e-Power"-Antrieb, der heute in den SUV-Modellen Qashqai oder X-Trail eingebaut ist, soll dank recht niedrigen Verbrauchswerten die CO2-Bilanz des Unternehmens verbessern. Der Trick dabei: Beim X-Trail mit Allradantrieb werden die Räder ausschließlich von Elektromotoren mit Kraft versorgt, die wiederum von einer recht kleinen 2,1 kWh-Batterie gespeist werden. Der Benzinmotor hat keine direkte Verbindung zu den Rädern, dient nur zum ständigen Aufladen der Batterie. Das sorgt vor allem im Stadtverkehr für vergleichsweise moderate Verbräuche (rund 6,5 Liter/100 km).
In drei Jahren sollen 98 Prozent alles Nissan-Zulassungen rein elektrisch oder mit e-Power-Hybrid angetrieben werden. Das alles soll schließlich dazu führen, dass das Unternehmen bis spätestens 2050 nur noch CO2-frei unterwegs ist. Ein kleiner Schritt dazu ist heute schon der Nissan Sakura. Das E-Auto wird nur in Japan verkauft wird, hat eine 20-kWh-Batterie an Bord und kommt damit gut 180 Kilometer weit. Es gehört zu der speziellen japanischen Autoklasse "Kei-Cars", deren Länge maximal 3,40 Meter betragen darf. Und genauso kurz ist der Sakura.