Von Patrick Broich/SP-X
Ja, es hat bei Renault auch schon Achtzylinder-Modelle gegeben. Und zwar so richtige Hubraummonster – etwas, was man sonst nur von den Amerikanern und deutschen Premiumherstellern erwartet. Aber das ist lange her. Es gab in den Dreißigern gleich eine ganze Familie von der so genannten Nerva-Baureihe mit großer Limousine, Cabrio und drahtigem Ableger, dem so genannten Nervasport. Er ist erfolgreich bei der Rallye Monte Carlo mitgefahren, und heute steht ein ehemaliges Gewinner-Exemplar auf dem alten Rennkurs Montlhéry bei Paris, wartet nur darauf, noch einmal ein bisschen gefordert zu werden.
Heute schmunzelt man: Der soll sportlich sein? Da steht ein ausladender Vorkriegswagen, etwas behäbig anmutend, aber schön bollernd, wenn sein 5,4-Liter-Reihenachtzylinder erwacht. Das manuelle Viergang-Getriebe rastet angesichts der Fahrzeuggeneration sogar ziemlich leichtgängig, und dann schiebt das hochbetagte Aggregat mit Macht aus dem Drehzahlkeller an, wirkt dank massig Drehmoment viel souveräner, als die knapp über 100 PS vermuten lassen, die das Datenblatt ausweist. Mit 145 km/h Spitzentempo muss der schwarze Renner den Menschen damals unfassbar schnell vorgekommen sein. Mächtig Fahrspaß bereitet er jedenfalls auch heute noch.
Hier in Linas steht ein Querschnitt dessen, was der französische Hersteller schon an sportlichen Gefährten auf die Straße gebracht hat inklusive Mégane R.S. der gerade abgelösten Generation. Doch viel spannender ist der blaue R12 Gordini in der "Cup"-Ausführung. Der eingebaute Käfig soll eine Warnung sein: Der mit etwa 125 PS ausgestattete Fronttriebler ist nicht nur längsdynamisch böse, sondern geht besser um die Ecken, als man von einem Auto der frühen Siebziger erwarten würde. Mit Drehzahlmesser und Fünfganggetriebe ausgerüstet, dürfte der Franzose zu Neuzeiten den meisten Autobahn- und Landstraßen-Benutzern seine schmalen Rückleuchten gezeigt haben. Sogar heute noch macht der R12 richtig Laune und erzeugt den Wunsch, ihn mal länger ausführen zu dürfen – vielleicht an einem sonnigen Wochenende auf frühsommerlichen Landstraßen. Aber nein, es ist ja nur ein kleiner Appetitanreger. Ähnlich verhält es sich beim kleinen Bruder R8, der zwar nur 95 PS aufbringt, aber leichter, wendiger und damit noch giftiger ist.
Rennerfolge bekräftigen Renaults Intention
Sportlich unterwegs war Renault auch in den bleiernen Fünfzigern, als halbwegs betuchte Nutznießer der langsam aufstrebenden Wirtschaft sich einen 4CV (das berühmte Cremeschnittchen) leisten konnten. Mit der Kennzahl 1063 gab es statt unter dreißig über 40 Pferdchen, und aus dem phlegmatischen Heckmotor-Auto wurde ein angenehmer Tourer. Ist er auch immer noch – wer sich traut, das 0,8-Liter-Maschinchen dieses Spätvierziger-Produktes ein wenig zu drehen, wird durchaus seine Fahrfreude mit dem rund siebzig Jahre alten Gefährt haben. Rennerfolge mit ihm in Le Mans haben Renaults Intention damals bekräftigt.
Ach, was wäre die Marke außerdem ohne die Legende R5. Der bekannteste Straßenfeger ist zwar die Turboversion, aber als Sauger macht der kleine Kultwagen ebenfalls Spaß. Die 75er Cup-Ausführung mit rund 85 PS aus 1,3 Litern Hubraum (R12-Motor) plus modifiziertem Fahrwerk reicht völlig aus, es mal ordentlich krachen zu lassen. Wer den Vierzylinder auf Touren hält, kann den Kleinwagen um die Kehren witschen. Stahlrohre schützen auch hier im Fall eines Überschlags, wenn man es mit der Querbeschleunigung übertrieben hat.
Doch zurück ins Jahr 2016. Es steht mal wieder eine Alpine vor der Türe. Damit eröffnet Renault das nächste Kapitel in seiner Geschichte der sportlichen Fahrzeuge und knüpft gleichzeitig wieder an ein glorreiches Kapitel in der Vergangenheit an. Das Konzept wird sein: wenig Gewicht und kräftiger Turbomotor gleich Fahrspaß-Maximierung. Und freilich soll auch der kompakte Mégane wieder einen rasanten R.S.-Ableger als Topmodell erhalten. Fahrspaß ist eben das Stichwort – hier möchte Renault demnächst wieder verstärkt liefern. Das Engagement im Motorsport soll zusammen mit dem wieder emotionaler angehauchten Modellprogramm vor allem das Image der Marke aufpeppen. Denn der Konzern hat sich jede Menge vorgenommen und möchte bis 2020 die Verkaufszahlen verdoppeln.