Von Michael Lennartz/SP-X
Abarth – ein klangvoller Name in der Autoszene. Zumindest erinnern sich jene Zeitgenossen, die motorsportbegeistert und vielleicht nicht mehr ganz so jung sind, gut an die glanzvollen Zeiten, in denen die italienische Marke zahlreiche Siege auf Rennstrecken und Rallyepisten eingefahren hatte. Das ist längst Vergangenheit, die schnellen und starken Modelle nicht. Etwa 15 Prozent der Käufer von Fiat 500 und 124 Spider entscheiden sich für die Ableger, die der Sport- und Tuning-Spezialist im Programm hat.
Nachdem es um die Jahrtausendwende sehr ruhig geworden war um Abarth, glückte 2008 ein erfolgreiches Comeback mit sportlichen Ablegern zu Serienmodellen aus dem Fiat-Portfolio. "Wir haben im ersten Jahr mit knapp unter 1.000 Fahrzeugen begonnen und unsere Bilanz nach starken Zuwächsen in den vergangenen Jahren auf fast 3.800 Zulassungen in 2017 gesteigert", freut sich Marken-Manager Harald Koch zehn Jahre später über das "tolle Ergebnis" allein in Deutschland.
Das erfolgreiche Wiederaufleben, ja die ganze Historie der Marke Abarth ist eng mit dem Fiat 500 verknüpft. Schließlich spielte der Cinquecento auch in seiner Urfassung schon bald nach der Firmengründung 1947 eine Hauptrolle. Denn nachdem ein gewisser Carlo Abarth, der eigentlich Karl hieß und Österreicher war, am Corso Marche im Westen Turins seine Officine Abarth ins Leben gerufen hatte und in den ersten Jahren nur Rennsportwagen, oft als Unikate, baute, stellte der Firmengründer 1957 den Fiat Abarth 500 Berlina als erstes getuntes, straßentaugliches Serienmodell vor. Die kleine Knutschkugel pustete er von 13 auf 20 PS, später sogar auf 23 PS auf.
Das Credo des leidenschaftlichen Rennfahrers war schon damals: "Leistung für alle." Seine leistungsgesteigerten Fahrzeuge sollten erschwinglich sein. Deshalb konzentrierte er sich auf das Kleinwagensegment. Die wichtigsten Tugenden der Abarth-Modelle waren: kleine Motoren, kerniger Sound und ein Charakter, im positiven Sinn giftig wie ein Skorpion. Nicht ohne Grund wurde Carlo Abarths Sternzeichen zum Markensymbol der PS-Schmiede.
An dieser Philosophie hat sich auch nach dem Neustart nichts geändert. Symptomatisch, dass die Wiedergeburt der Marke Abarth, die schon seit 1971 eine hundertprozentige Fiat-Tochter ist, nur wenige Monate nach der Premiere des neuzeitlichen Cinquecentos erfolgte. Der Retro-Kleinwagen ist der absolute Bestseller in der Fiat-Modellpalette, und er bildet auch die breite Basis für den Abarth-Auftritt in Deutschland. Erst in jüngster Zeit ist mit dem zweisitzigen 124 Spider ein weiteres Modell hinzugekommen.
Heißer Topolino
Auf das Konto des Fiat 500 gehen aber allein 70 Prozent aller Abarth-Verkäufe hierzulande. Er wird in vier Varianten angeboten, die allesamt das 1,4-Liter-T-Jet-Triebwerk an Bord haben. Allerdings in unterschiedlichen Leistungsstufen. Schon das Einstiegsmodell Abarth 595 mit 107 / kW145 PS und 206 Newtonmetern Drehmoment erweist sich als heißer Topolino, der den Tempo-100-Sprint in 7,8 Sekunden erledigt und bis zu 210 km/h rennt. Für einen Basispreis von 18.490 Euro ist er bereits ordentlich ausgestattet und mit einem Sportfahrwerk versehen.
Der Abarth 595 Pista (ab 21.190 Euro) betont, nomen est omen, noch mehr den Rennsport-Charakter, ist mit 118 kW / 160 PS unterwegs (230 Nm, 0 – 100 km/h in 7,3 Sekunden, 216 km/h Spitze). Der Abarth 595 Turismo (121 kW / 165 PS, 230 Nm, 7,3 Sekunden, 218 km/h, ab 22.490 Euro) soll unter anderem mit adaptiven Koni-Stoßdämpfern mehr die Werte einer klassischen italienischen Gran-Turismo-Limousine verkörpern. Der Abarth 595 Competizione (ab 25.190 Euro) ist ein puristisches Sportgerät mit 132 kW / 180 PS, das in nur 6,7 Sekunden die Tachonadel auf die 100 treibt und maximal 225 km/h schafft. Bei allen Abarth-500ern besteht die Wahl zwischen Limousine und rund 2.000 Euro teurerem Schiebedach-Cabrio. Der Normverbrauch liegt in allen Ausführungen bei rund sechs Litern.
Ebenfalls auf dem 500er basiert die Baureihe Abarth 695, bei der es sich allerdings um oft limitierte Sonderserien handelt. So ist das bisher spektakulärste Projekt, der 695 "biposto" als zweisitzige Rennsemmel mit 139 kW / 190 PS, gerade ausgelaufen. Aktuell umfasst das Angebot den Abarth 695 Rivale (ab 28.000 Euro), der in Kooperation mit der italienischen Motoryachtwerft Riva mit exklusiven Ledersitzen und Mahagoni-Holz auf edel macht und die 180-PS-Ausbaustufe des 1,4-Liters unter der Haube hat. Und den Abarth 695 XSR Yamaha (121 kW / 165 PS), Ausdruck der Verbindung zwischen Abarth und dem Werksteam des Motorrad-Herstellers und ab 24.890 Euro zu haben.
Vom 124 Spider werden in der Abarth-Variante zwei Alternativen angeboten, die als Neuinterpretation des klassischen Sportwagens den Abarth 124 Rally zitieren sollen, der in den 70er-Jahren erfolgreich unter anderem in der Rallye-WM eingesetzt wurde. Markenzeichen ist die schwarze Motorhaube. Dabei unterscheiden sich der "normale" Abarth Spider (ab 33.000 Euro) und der 124 GT (ab 40.900 Euro), beide mit 125 kW / 170 PS starkem Turbomotor, in erster Linie durch die Dachkonstruktion. Statt eines klassisches Stoffverdecks ist der GT-Roadster wie der historische Vorgänger mit einem Karbon-Hardtop ausgestattet.