Vor zwei Jahren flogen die Manipulationen beim ADAC-Autopreis "Gelber Engel" auf. Bei der Preisverleihung am 16. Januar 2014 hatte der damalige ADAC-Geschäftsführer den Bericht der "Süddeutschen" noch als unwahre Unterstellung zurückgewiesen und gehöhnt, in die Zeitung "packt man den Fisch ein". Wenig später musste der Club einräumen, dass die Wahl des "Lieblingsautos der Deutschen" jahrelang gefälscht worden war. Der ADAC stand vor einem Scherbenhaufen und versprach, radikal aufzuräumen. Was wurde umgesetzt? Ein Faktencheck:
Personal: Der damalige ADAC-Präsident Peter Meyer, der Geschäftsführer sowie der Pressechef und Chefredakteur der Vereinszeitschrift «Motorwelt» nahmen 2014 ihren Hut. Meyer ist aber weiterhin Chef des mächtigen ADAC-Regionalclubs Nordrhein. Der ADAC-Vizepräsident und Schatzmeister Klaus-Peter Reimer - im Mai 2015 wiedergewählt - warf im Juli 2015 das Handtuch, weil ihm die Vergabe millionenschwerer Bauaufträge ohne Ausschreibung an einen Bekannten vorgeworfen wurde. Der neue ADAC-Präsident August Markl brachte zusammen mit einem unabhängigen Beirat einen Reformplan auf den Weg.
Entflechtung: Der zentrale Punkt der "Reform für Vertrauen", die von der ADAC-Hauptversammlung im Dezember 2014 beschlossen wurde, ist die Trennung des Vereins mit der Pannenhilfe von den wirtschaftlichen Aktivitäten. Das Geschäft mit den Schutzbrief-Versicherungen, Autokrediten und Büchern, mit dem der ADAC jährlich über eine Milliarde Euro umsetzt, soll in einer eigenständigen AG gebündelt werden. 25 Prozent der Aktien sollen eine ADAC-Stiftung mit Sperrminorität halten, die mit ihrem Anteil am Gewinn gemeinnützige Aufgaben wie Unfallforschung oder Luftrettung finanziert.
Versprechen gehalten? Bisher ja, sagte der unabhängige Beirat. Es sei eine gewaltige Aufgabe, Deutschlands größten Verein mit gut 19 Millionen Mitgliedern und fast 9.000 Beschäftigten neu aufzustellen. 2.000 Mitarbeiter müssten vom Verein zur AG oder zur Stiftung wechseln, Verträge geschlossen, behördliche Genehmigungen eingeholt werden. Aber die neue Struktur könne Vorbild sein für viele Vereine in Deutschland. Ab Juli sollen Verein, AG und Stiftung getrennt arbeiten, bis zum Jahresende soll die Aufteilung abgeschlossen sein.
Produkttests: Wenn der ADAC Tunnel, Fähren oder Kindersitze testet, hat sein Wort als Verbraucherschützer Gewicht. Aber anders als etwa die Stiftung Warentest hat der ADAC getestete Produkte auch selbst verkauft und daran verdient. Das ist inzwischen abgestellt worden. Kindersitze werden weiter getestet, aber nicht mehr verkauft. Umgekehrt verkauft der ADAC wegen der großen Nachfrage der Mitglieder weiterhin Autobatterien, Schneeketten und Fährtickets - aber er testet sie nicht mehr. Die Mitgliederzeitschrift "Motorwelt" startet im Februar neu. Einen Reifentest und eine Hersteller-Werbung für Reifen im selben Heft werde es nicht mehr geben, versichert der ADAC.
Verein: Das Amtsgericht München prüft noch, ob der Verein seinen steuersparenden Status behält. Die Entscheidung wird wohl positiv ausfallen, sagt der Ex-Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier. Ein Gericht dürfe den Vereinsstatus nur entziehen, wenn das Geschäft Hauptzweck des Vereins sei. Mit der Reform dürfte der Vereinsstatus des ADAC gesichert sein.
Politik: Sind wirklich alle Mitglieder des ADAC gegen ein Tempolimit auf Autobahnen? Künftig will der Autoclub die Meinung seiner Mitglieder repräsentativ erheben lassen, bevor er Stellung bezieht. Im vergangenen Jahr hat er sich mit öffentlichen Forderungen auffallend zurückgehalten. Nur zur Neuordnung der Abgastests hat er sich öffentlich geäußert.
Compliance: Der ADAC hat sich ein Regelwerk für saubere Unternehmensführung gegeben, wie es in der Wirtschaft schon lange üblich ist. Darin ist zum Beispiel geregelt, bis zu welchem Wert die Pannenhelfer von dankbaren Autofahrern Geschenke annehmen dürfen. Auch die 18 Regionalclubs haben die Regeln unterschrieben. Eine Compliance GmbH wacht über die Einhaltung. Monika Hornik trat als Compliance-Wächterin im Oktober 2015 ihr Amt an. (dpa)