Geringes Gewicht, tiefer Schwerpunkt, kurzer Radstand. Der Alpine A290 liefert alle Zutaten für Go-Kart-Feeling im E-Auto. Äußerlich sieht er erste elektrische Sportwagen der Marke aus wie eine Renault R5 E-Tech. Schließlich ist Alpine ein Renault-Tochterunternehmen.
Doch unter der Fronthaube arbeitet der größere E-Motor aus dem Megan E-Tech. „Dazu haben wir die Motoraufhängung in der Front verstärkt“, sagt Charlie Biardean, Produktmanager bei Alpine. Mit 160 kW/218 PS in der GTS-Variante ist der Wagen in 6,4 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Vom R5 wurde die 52 kWh Batterie für bis zu 364 km (WLTP) übernommen. An dem Wert sieht man, der Alpine A290 ist nicht für die Fahrt in den Urlaub konzipiert. Die Grand Turismo-Zusätze (große Fahrt) sind etwas fehl am Platz. „Wir bringen damit mehr Spaß in die Fahrt zur Arbeit oder zum nächsten Termin in der Stadt“, sagt Biardean. Das schaffen die Ingenieure mit dem, für ein E-Auto, niedrigen Gewicht von 1.479 kg. Hinzu kommt ein kurzer Radstand von 2,53 m. Der verschafft dem 3,99 m langen A290 Wendigkeit. Falls es mal in die andere Richtung gehen soll, wendet der sogenannte Hot Hatch in 10,2 Metern.
Alpines elektrisches Auftaktmodell basiert auf der Renault-Plattform AmpR Small (gesprochen: Ampere). Mit einer Verteilung des Gewichts von 57 Prozent in der Front und 43 Prozent im Heck, erreicht das Elektroauto eine ziemlich gleichmäßige Aufteilung. Die Batterie sorgt für einen tiefen Schwerpunkt und auch die erwünschte Steifigkeit, um Wankneigungen in Kurven gering zu halten. Das funktioniert hervorragend und auf kurvigen Landstraßen spielt der sportliche Kleinwagen seine Stärken voll aus. Wer sein fahrerisches Können ausreizen möchte, deaktiviert das elektronische Stabilisierungsprogramm.
Fahrbericht: Alpine A290

Mit der Telematrics-Anwendung auf dem zentralen Bildschirm (10,1 Zoll Diagonale) erfährt der Fahrer sämtliche Daten von Rundenzeiten über G-Kräfte bis zum Reifendruck. Wer erst noch lernen möchte, sportlicher unterwegs zu sein, nutzt die Rubrik „Coaching“ und wer seine Rundenzeit zur Arbeit verbessern möchte, findet unter „Challenges“ entsprechende Herausforderungen.
Hier lebt Alpine seine Motorsport-Historie aus. Vor 70 Jahren gründete Jean Rédélé im nordfranzösischen Dieppe die nach den Bergen im Süden des Landes benannte Sportmarke. Zum Einsatz in den Renn- und Rallyefahrzeugen kamen Motoren von Renault. Dieses Erbe zeigt der A290 deutlich. Die vier Scheinwerfer mit X-Signatur erinnern an Rallye-Autos. Die Spur wurde im Vergleich zum R5 um 6 Zentimeter verbreitert. Das gibt dem 2,02 m breiten Fahrzeug einen soliden Stand. Trotz 1,52 m Fahrzeughöhe und Batterie im Boden, hat man im Inneren das Gefühl tief zu sitzen. Die Sitze mit ihren seitlichen Stützen unterstreichen das Rennsportgefühl. Das wird akustisch noch vom Alpine-Sound verstärkt. Dabei gibt die 615 Watt starke Soundanlage mit neun Lautsprechern von Devialet das Rotationsgeräusch eines E-Motors wieder. Wer das nicht mag, kann es abstellen.
Lenkrad: Gefühl eines Rennwagens
Auch das Lenkrad gibt dem Fahrer das Gefühl, in einem Rennwagen zu sitzen. Neben den bekannten Druckfeldern für Fahrassistenten, Infotainment und Telefon gibt es noch drei weitere Schalter. Der blaue Drehschalter (RCH) unten links steuert die vier Rekuperationsstufen. In der höchsten Stufe sorgt die Bremswirkung des E-Motors für eine starke Verzögerung, bringt den Wagen aber nicht zum vollständigen Stopp. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Knopf für die Fahrmodi Normal, Sport und Persönlich. Oberhalb der drei Speichen liegt ein roter OV-Knopf. Das Akronym steht für Overtake (Überholen). Drückt man den Knopf wird für zehn Sekunden die volle Systemleistung freigesetzt. Ein Kick-Down des Beschleunigungspedals hätte die gleiche Wirkung, doch geht es Alpine um das Rennsportgefühl. Den roten Knopf drückt man auch für einen sportlichen Start (Launch Control). Dabei hat man die Füße auf Bremse und Gaspedal. Der OV-Knopf aktiviert die Startkontrolle und hebt die Front des A290 leicht an. Nimmt man den Fuß von der Bremse, beschleunigt der Wagen mit maximaler Leistung.
Das Infotainment-System nutzt Googles Android. Damit kommen ein Sprachassistent, der Play-Store für weitere Anwendungen sowie Google Maps zur Routen- und Ladeplanung zum Einsatz. Geladen wird am Schnellader mit 100 kW Gleichstrom. Eine Ladung von 15 bis 80 Prozent dauert 30 Minuten. Die Ladeleistung mit Wechselstrom liegt bei 11 kW. Der A290 gibt Energie an externe Geräte wie ein E-Bike oder Elektrogrill mit bis zu 3,7 kW ab. Die Funktion Vehicle-to-Grid zur Stromabgabe an den eigenen Haushalt kommt mit dem Angebot Mobilize Power Service noch im Laufe des Jahres. Der Plug and Charge-Standard zum Hinterlegen einer Ladekarte im Fahrzeugsystem ist vorgesehen.
A290 als Fünfsitzer
Der A290 ist als Fünfsitzer konzipiert. Doch für Erwachsene wird es auf der Rückbank sehr eng. Der Kofferraum bietet 326 Liter Stauraum. Die Rückbank lässt sich im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel umklappen. Damit stehen bis zu 1.107 Liter Stauraum zur Verfügung. Für einen Kleinwagen ein guter Wert. Doch die Entwickler legen beim A290 ihren Schwerpunkt eindeutig auf Sportlichkeit und hohen Spaßfaktor. „Für die meisten unserer Kunden wird der A290 das erste E-Auto sein“, sagt Biardean. Die Sportmarke erweitert ihr Angebot bis 2030 auf sieben Modelle. Als nächstes folgt mit dem A390 ein Crossover für längere Strecken. Auch der Alpine-Klassiker A110 kommt in einer elektrifizierten Version auf die Straße.
So zukunftsgewandt sich Alpine gibt, so traditionell unterscheidet der Hersteller die beiden Motorisierungen beim A290: Hier werden aufgerundete PS-Werte genommen. Preislich startet die GT-Variante bei 38.700 Euro. Zusammen mit der GT Premium Version zählt sie zur Kategorie Elektro 180. GT Performance, GTS sowie die Premieren-Edition verfügen über den stärkeren Motor und gehören zu Elektro 220. Die Startversion mit voller Ausstattung ist auf 1955 Stück limitiert. Die Zahl entspricht dem Gründungsjahr der französischen Marke.