Die Kamei GmbH hat in der vergangenen Woche Insolvenzantrag eingereicht. Das Amtsgericht Wolfsburg bestellte Justus von Buchwaldt von der Kanzlei BBL zum vorläufigen Insolvenzverwalter des traditionsreichen Dachboxen-Herstellers. Der Geschäftsbetrieb gehe vorerst vollumfänglich weiter, erklärte von Buchwaldt einer Mitteilung zufolge. "Alle Aufträge werden wie gewohnt weiterbearbeitet, es wird weiter gefertigt und ausgeliefert." Die Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzgeld für die nächsten drei Monate gesichert.
Der Wolfsburger Familienbetrieb in dritter Generation war 1952 von Karl Meier, ehemals Konstrukteur für Innenausstattung bei VW, gegründet worden. Im Jahr 1955 brachte man die erste "flatterfreie Schutzhülle mit Gepäckträger" auf den Markt und schaffte so den Vorgänger der heutigen Dachbox. Zuletzt erzielte das Unternehmen mit 42 Mitarbeitern rund sechs Millionen Euro Umsatz, der größte Kunde ist der Volkswagen-Konzern. Neben Dachboxen stellt Kamei auch weiteres Zubehör her, darunter passende Trägersysteme, Stau- und Pritschenboxen für Nutzfahrzeuge, Schutzfolien sowie Mittelarmlehnen.
Hohe Kosten, schwache Auftragslage
Als Gründe für die aktuelle Schieflage werden vor allem die unter anderem infolge des Krieges in der Ukraine deutlich gestiegenen Materialkosten genannt. Die höheren Kosten konnten zunächst nicht entsprechend an die Kunden weitergereicht werden, zudem verzögerte sich die Einführung eines neuen Produktes. Auch die Preisverhandlungen mit den Automobilherstellern seien schleppend gelaufen. Zuletzt habe sich die Situation erheblich durch eine schwache Auftragslage verschärft, die üblicherweise sehr hohe Nachfrage in der Sommersaison sei bisher ausgeblieben, hieß es.
"Viele Endverbraucher haben die Anschaffung einer Qualitätsdachbox infolge von Inflation und allgemeiner Kaufzurückhaltung bisher hinausgeschoben", erklärte von Buchwaldt. In den nächsten Tagen und Wochen wolle er eine tiefergehende Analyse erstellen und mit seinem Team und der Geschäftsführung genaue Sanierungsmöglichkeiten erarbeiten. Denkbar seien etwa der Einstieg eines Investors oder ein sogenannter "Insolvenzplan", d. h. eine Art Vergleich mit den Kamei-Gläubigern. Welcher Weg erfolgversprechend ist, werde sich erst in den kommenden Monaten herauskristallisieren. "Unser Ziel ist ganz klar eine Sanierung", betonte der Insolvenzverwalter.