Das Grazer Unternehmen CarCutter will in Zusammenarbeit mit der Horber AHG Gruppe die Fahrzeugfotografie revolutionieren. Gemeinsam wurde eine Lösung entwickelt, die direkt an den Problemen des Automobilhandels mit Digitalkameras ansetzt: volle oder vergessene Speicherkarten, mühsames auf den PC Kopieren, fehleranfällige und zeitaufwändige Zuordnung zum richtigen Fahrzeug sowie langwieriges Hochladen der viel zu großen Fotos ins Internet. Die neue App soll dies verändern, erleichtern und beschleunigen. Und es möglichen, dass jeder Benutzer ohne Einschulung standardisierte und ansprechende Fotos schießen kann, die nach wenigen Minuten direkt im Internet oder dem gewünschten Fahrzeugverwaltungssystem landen.
Ursprünglich war CarCutter auf die Bildfreistellung von Fahrzeugfotos mittels KI (Künstlicher Intelligenz) spezialisiert. Bis im Sommer des Jahres die AHG Gruppe vorschlug, eine App zu entwerfen, die nicht nur wie viele andere Fotos schießt, sondern auch prüft, ob die geforderte Ansicht des Fahrzeuges eingehalten wird. Drei Monate später war die Testversion der App auf dem Markt.
Vorteil Zeitersparnis
Die Lösung soll im gesamten Prozess wertvolle Zeit sparen und es dem Handel ermöglichen, seine Prozesse zu beschleunigen. "Oft vergehen mehrere Tage, bis die Fotos zu einem Fahrzeugangebot im Internet hochgeladen sind", sagt CarCutter-Mitgründer und CEO Stefan Fedl. Zeit, in der das Fahrzeug Standfläche blockiere und Geld koste, statt online schon potenzielle Kunden anzuziehen. Mit der App könnten die Aufnahmen in Echtzeit per WLAN-Zugang hochgeladen werden. In Kombination mit der Fahrgestellnummer würden sie automatisch dem Angebot in den jeweiligen Fahrzeugbörsen beziehungsweise dem Intranet des Kunden zugeordnet.
Die App integriert auch den Kern des Grazer Unternehmens, die automatische Bildfreistellung. Beide Komponenten sind miteinander optional kombinierbar: Ein Händler kann nur die Fotografie mit der App samt Upload in dessen System beziehen – oder aber auch die geschossenen Bilder direkt in der App freistellen und diese verwenden.
Die Funktionsweise im Detail: Die Ansichten und Winkel, von denen aus das Fahrzeug zu fotografieren ist, sind pro Kunde einstellbar und werden dann für den Anwender vorgegeben. Auch die Reihenfolge – vorne links, vorne, vorne rechts, seitlich rechts, etc. – legt der Kunde fest. So führt die App den Anwender gezielt ums Fahrzeug.
Fedl von Carcutter stellt fest: "Es ist die erste App weltweit, die eine geforderte Ansicht tatsächlich überprüft.“ Das schaffe die App, indem sie die Kamera erst auslösen lasse, wenn die am Gerät laufende Künstliche Intelligenz bestätige, dass das Kamera-Bild den richtigen Winkel vorweist. Bis dahin werde man per Farbleitsystem sowie Richtungs-Pfeilen samt gezielter Hinweise ums Auto geführt. Diese Validierung gehe so weit, dass ein bestimmter Lenkeinschlag der Räder überprüft und somit auch aufwändige Herstellervorgaben eingehalten werden könnten. Wie Fedl auf Nachfrage von AUTOHAUS erklärt, arbeite sein Unternehmen auch an einer Funktion, die in Verbindung mit dem HDR-Modus der Handykamera eine schlechte Belichtung erkennt und bei Bedarf automatisch verbessert - sie soll im nächsten Jahr hinzukommen.
Ist das eigentliche Bebildern des Fahrzeugs abgeschlossen, beginnt die optionale Fahrzeugfreistellung. Auf dem Smartphone lässt sich die Art der Freistellung auswählen. Der Kunde kann beipielsweise den "Virtuellen Showroom" (siehe Bild unten) verwenden, bei der er Boden, Hintergrund sowie Logo frei bestimmen kann und das Ergebnis direkt auf dem Smartphone sieht. So erlaubt es die automatische Freistellung, das Fahrzeug zum Fotografieren nur aus der Parkreihe rauszufahren - es braucht keinen expliziten Fotoplatz mit neutralem Hintergrund.
Zeitlicher Aufwand reduziert sich deutlich
Wie beide Unternehmen in einer Mitteilung erklären, ließe sich der gesamte Foto-Prozess für den Verkauf eines jeden Fahrzeugs im Schnitt von mindestens 30 auf circa 15 Minuten verkürzen (inkl. Schlüssel suchen, Aus- und Einparken etc.). Dadurch würden kumuliert jährlich mindestens 450.000 Minuten (gleich 937,5 Arbeitstage) an Zeit eingespart - bei 30.000 Fahrzeugen, die die AHG Gruppe jährlich verkauft. Neben dem beschriebenen Zeitvorteil erhöhe sich zudem die Klickrate aufgrund der freigestellten Fahrzeugbilder um rund 66 Prozent und bringe somit deutlich mehr Kunden auf die Webseite des Händlers. Durch die Hintergründe und immer gleichen Ansichten entstehe zudem ein einheitlicher Außenauftritt.
Der Roll-Out der CarCutter-App ist bei der AHG Gruppe bereits angelaufen - die Testversion ist bereits für Android-Systeme im Playstore erhältlich, eine iOS Version folgt im Januar 2020. Kosten im Produktivbetrieb: 9,99 Euro monatlich pro genutztem Gerät - ohne feste Vertragslaufzeit. Möchte der Kunde auch die automatische Freistellung nutzen, wird quartalsweise pro Bild abgerechnet. Je mehr Volumen, desto günstiger ist hier der Preis. (ah)
Bildfreistellung: "Virtueller Showroom" mit frei wählbarem Boden, Hintergrund und Logo