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"Das Marktvakuum füllen"

09.04.2019 10:59 Uhr
Dimitri Grübel Cartesy
Dimitri Grübel, Mitglied der Geschäftsführung der Cartesy GmbH in Mühldorf
© Foto: Cartesy

Interview | Nicht jeder Bremsprüfstand, der nicht der HU-Bremsenrichtlinie von 2011 entspricht, muss erneuert werden. Auch eine Nachrüstung kann infrage kommen. Dimitri Grübel von Cartesy erklärt, wie die Lösung des Mühldorfer Unternehmens funktioniert.

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Das Unternehmen Cartesy stellt Mess-, Prüf- und Steuerungssysteme für die Fahrzeugprüftechnik her. Schon 2014 kamen die Elektronikspezialisten auf die Idee, eine separate Nachrüstlösung für Bremsprüfstände, die nicht der HU-Bremsenrichtlinie von 2011 entsprechen, zu entwickeln. Seit einem Jahr ist das Produkt inzwischen auf dem Markt und kommt gut an, wie Dimitri Grübel im Interview mit der asp AUTO SERVICE PRAXIS erzählt.

asp: Für welche Bremsprüfstände ist die Cartesy Nachrüstlösung verfügbar?

D. Grübel: Unsere Nachrüstlösung gibt es für Bremsprüfstände der Hersteller MAHA, Beissbarth, Bosch, Cartec/Hofmann, AHS Prüftechnik und ATT Nussbaum. Mit 16 Nachrüstsätzen decken wir rund 80 Modelle ab. Dabei haben wir uns auf die Modelle fokussiert, die in der Breite im Markt vertreten sind. Eine Liste der nachrüstbaren Modelle gibt es auf unserer Homepage.

asp: Wie sieht die Nachrüstlösung genau aus?

D. Grübel: Als Grundvoraussetzung müssen natürlich die technischen Voraussetzungen aus der Richtlinie wie Prüfgeschwindigkeit, Rollendurchmesser und Fehlergrenzen des Messsystems gegeben sein. Durch unsere Lösung wird nichts Wesentliches am Prüfstand verändert. Es muss kein einziger Draht vom Rollensatz zum Anzeigenschrank nachgezogen werden, weil das häufig einfach nicht möglich ist. Es werden zwei Elektronikboxen mit Sensoren in den Rollensatz und einer mit Kabelbaum in den Schaltschrank montiert. Die Signale werden parallel zu der Messleitung, die vom Rollensatz kommt, abgegriffen und an der ASA-Schnittstelle bereitgestellt. Im Prinzip ist das wie ein Anbauteil, weshalb sich, das ist auch durch ein externes Gutachten bestätigt, nichts an der EG-Konformitätserklärung, der Bauartzulassung oder Produkthaftungsansprüchen gegenüber dem Bremsprüfstandshersteller ändert.

asp: Aber Sie stehen mit Ihrem Produkt ja teilweise in direkter Konkurrenz zu den Bremsprüfstandsherstellern, die für einige der 80 Modelle selber Nachrüstlösungen im Angebot haben...

D. Grübel: Grundsätzlich ist das abhängig vom OEM-Hersteller. Mit MAHA haben wir beispielsweise eine Kooperation, andere Hersteller sind uns gegenüber neutral, da sie wissen, dass wir ein Spezialist und Know-how-Träger auf diesem Gebiet sind. Wieder andere Hersteller feinden unsere Nachrüstlösung eher an. Das bestätigt uns in unserer Auffassung, dass wir etwas richtig gemacht haben. Nichtsdestotrotz, es gibt ein Marktvakuum, welches bedient werden muss. Unser Ziel ist es, die Markposition der deutschen Hersteller zu stärken und den Werkstätten zu helfen.

asp: Von welchem Marktvakuum gehen Sie aus?

D. Grübel: Wir gehen davon aus, dass bei 65 Prozent der Prüfstände im Markt noch Handlungsbedarf besteht, bei einem Gesamtbestand von ca. 40.000 Prüfständen. Diese Betriebe rüsten entweder nach, tauschen die Prüfstände aus oder stellen ab dem 1.1.2020 den HU-Betrieb ein. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten besteht hier massiv und zeitnah Handlungsbedarf durch die Werkstätten.

asp: Mit welchen Kosten muss eine Werkstatt für die Cartesy Nachrüstlösung rechnen?

D. Grübel: Der Marktpreis für die Nachrüstlösung von Cartesy im Bereich Pkw liegt aktuell bei ca. 1.500 Euro netto, inklusive Anfahrt und Montage.

asp: Wie verläuft die Bestellung, Lieferung und Installation?

D. Grübel: Interessierte Werkstätten können anhand eines Fragebogens kostenlos prüfen lassen, ob ihr Bremsprüfstand nachrüstbar ist. Vertrieb und Installation übernimmt unser Servicepartner TDS Rietberg. Der Einbau selbst funktioniert sehr gut. In der Regel ist die Pkw-Nachrüstlösung in 2,5 Stunden installiert.

asp: Wie hat sich die Nachfrage nach Ihren Nachrüstlösungen entwickelt?

D. Grübel: Aktuell haben wir über 4.000 Anfragen bearbeitet mit einer Nachrüstquote von 60 Prozent. Über 1.000 Prüfstände wurden bereits von uns nachgerüstet.

asp: Und was kommt nach 2020?

D. Grübel: Das Nachrüstgeschäft ist für uns auf dem deutschen Markt zeitlich begrenzt, allerdings bieten wir mit unseren innovativen Produkten dem Kunden einen Mehrwert auch nach 2020. Sobald dieser über eine ASA-Livestream-Schnittstelle verfügt, kann er sie auch für sich nutzen. Bereits jetzt ist unsere NPC-Produktreihe verfügbar. Diese setzt an der ASA-Livestream-Schnittstelle an. Der Netman-Dienst, der die Kommunikation der ASA-Livestream-Teilnehmer koordiniert, ist in unsere Netman-PC-Produkte (NPC) integriert. Mit einer App können Werkstätten darüber selbst mit einem 30 Jahre alten Bremsprüfstand, der nachgerüstet wurde, beispielsweise PDFs ausdrucken, Bremskurven visualisieren oder Prüfberichte generieren.

Interview: Valeska Gehrke

Kurzfassung

Viele HU-Werkstätten müssen in Sachen Bremsprüfstand noch aktiv werden. Vor der Investition in einen neuen Prüfstand sollten Betriebe auch die Nachrüstmöglichkeiten prüfen. Nicht nur die Hersteller selbst, auch das Unternehmen Cartesy bietet für bestimmte Modelle eine Nachrüstlösung an.

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