Die Deutsche Automobil Treuhand hat das neueste "DAT Diesel-Barometer" veröffentlicht. Demnach gibt es Zeichen für eine Marktstabilisierung – gewisse Probleme bestehen aber weiterhin, vor allem aufgrund der Diskussion um Fahrverbote und der damit verbundenen Verunsicherung bei den Verbrauchern. Die Ergebnisse im Überblick:
Bezogen auf alle Gebrauchtwagen, die beim Handel derzeit im Angebot sind, machen die Euro-5-Diesel-Gebrauchtwagen nur 22 Prozent aus. Aus allen Fahrzeugen, die künftig aus noch laufenden Leasing- und Finanzierungsverträgen zum Handel zurückkommen und vermarktet werden müssen, haben die Euro-5-Modelle einen Anteil von 23 Prozent. Bei allen verkauften Diesel-Gebrauchtwagen liegen die Euro-6-Varianten mit 69.620 Einheiten mengenmäßig vorne (37 Prozent). Mit rund 48.500 Euro-5-Diesel-Gebrauchtwagen im Oktober wurden seit Jahresbeginn die wenigsten Pkw mit dieser Schadstoffklasse verkauft
59 Prozent der Händler bilden Rückstellungen für drohende Verluste aufgrund der Diesel-Problematik. Im April waren es 61 Prozent. 18 Prozent nehmen derzeit keine Diesel-Pkw in Zahlung. Beide Ergebnisse liegen somit etwas unter den Zahlen der Befragung im April dieses Jahres (61 bzw. 22 Prozent).
Im Handel stehen gebrauchte Diesel-Pkw im Schnitt 102 Tage, bis sie verkauft werden, Benziner dagegen nur 83 Tage. Die Standkosten pro Diesel-Pkw pro Tag sind aktuell auf 30 Euro gestiegen.
Nach dem starken Rückgang im September konnte sich der GW-Markt wieder erholen: Mit knapp 445.000 gebrauchten Benzinern wurde ein Jahreshöchstwert erreicht, die verkauften Diesel-Gebrauchtwagen erreichten knapp die 190.000er-Grenze. Bei den Neuzulassungen gingen die Zahlen im Vergleich zum September ebenfalls nach oben.
60 Prozent der Händler haben wegen der Umweltprämien mehr neue Benziner verkauft. Nur 14 Prozent, statt wie vor einem Jahr noch 27 Prozent, gaben an, mehr neue Pkw mit alternativen Antrieben verkauft zu haben.
Hohe Beratungsleistung - auch wegen Euro 6
Die so genannten Diesel-Gipfel haben aus Sicht von fast allen Händlern (94 Prozent) zu noch mehr Verunsicherung bei den Kunden geführt. Die Beratungsleistung ist weiter angestiegen, da zusätzlich mehr Fragen zu den Euro-6-Normen gestellt werden.
Erstmals wurde im DAT Diesel-Barometer danach gefragt, ob die Händler hierzulande häufiger direkt von Händlern aus dem Ausland kontaktiert werden, die dann auch Diesel-Gebrauchtwagen abkaufen. Bei 32 Prozent der Befragten ist das so. Insgesamt nutzen 61 Prozent der Händler vermehrt so genannte B2B-Vertriebskanäle für ihre Diesel-Gebrauchtwagen, darunter zum Beispiel Auktionen oder der Verkauf an Zwischenhändler.
Die Verläufe der Fahrzeugwerte von dreijährigen Gebrauchtwagen entwickelt sich bei Diesel- und Benzin-Pkw wie erwartet weiterhin nahezu parallel. Für einen drei Jahre alten Benzin-Gebrauchtwagen können derzeit im Bundesdurchschnitt 57,1 Prozent des ehemaligen Listenneupreises erzielt werden. Das sind 0,5 Prozentpunkte mehr als im Vorjahresmonat. Der Durchschnittswert für dreijährige Diesel-Gebrauchte liegt mit 52,1 Prozent des ehemaligen Listenneupreises 1,8 Prozentpunkte unter dem Vorjahresmonat.
"Angespannte Stimmung"
Frank Münzenmayer, Geschäftsführer Gebrauchtwagen bei Hahn Automobile, Fellbach und Mitglied im DAT Experten-Arbeitskreis Diesel, erklärte: "Durch die Umweltprämien der Hersteller gab es eine Belebung im Gebrauchtwagen- und Neuwagengeschäft, dennoch befinden wir uns im dritten schwierigen Jahr in Folge. Viele unserer Kunden würden gerne wieder zu einem Diesel zurückkehren, aber durch die aktuelle Situation in Bezug auf CO2-Messungen herrscht sehr viel Verunsicherung - beispielsweise dahingehend, welche Besteuerung der Pkw-Halter am Ende zu erwarten hat. Zu diesem Punkt kommt die weiter anhaltende öffentliche Diskussion um Diesel und Fahrverbote. Eine angespannte Stimmung im Automobilhandel insgesamt und speziell bei den Verkäufern ist die Folge. Dabei sind es gerade unsere Verkäufer, die eine hohe Beratungsleistung bieten und die wir heute mehr denn je benötigen." (AH)