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Diesel-Fahrverbote: Kurzfristig keine Besserung in Sicht

05.03.2018 09:38 Uhr
Fahrverbote Stau
Viele Autofahrer sind ohne nötige grüne Plakette in Umweltzonen unterwegs.
© Foto: Matthias Balk/dpa

Deutschland diskutiert über mögliche Diesel-Fahrverbote. Die Debatte führt zu einer Bewegung im Autohandel. Umweltzonen werden indes bisher oft ignoriert.

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In vielen Städten drohen Diesel-Fahrverbote - doch schon jetzt sind Tausende Autofahrer nicht mit den vorgeschriebenen Plaketten in den Umweltzonen unterwegs. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen zum Beispiel halten sich etliche Autobesitzer nicht an die Regeln und fahren ohne grüne Plakette in Umweltzonen ein, wie Ordnungsämter und Polizei mitteilen.

Die Stadt Köln erfasste im vergangenen Jahr etwas mehr als 11.000 Verstöße. Das waren zwar 17.000 weniger als noch 2014. Ein Grund für den Rückgang sei aber vor allem eine insgesamt höhere Zahl modernerer Fahrzeuge, sagte ein Sprecher. Andererseits hätten viele Autofahrer einen für die Umweltzone geeigneten Wagen, jedoch keine Plakette.

Derweil nimmt die Diskussion über eine bundesweite gültige, zusätzliche blaue Plakette für saubere Dieselautos wieder Fahrt auf. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann forderte im Falle von Fahreinschränkungen eine "bundeseinheitliche Regelung". Sonst drohe in Deutschland ein "Flickenteppich" und kaum ein Autofahrer wisse, in welche Stadt er reinfahren dürfe und in welche nicht, sagte der Grünen-Politiker der "Bild am Sonntag". Auch befürchte er einen hohen Aufwand und kaum Kontrollmöglichkeiten. "Deswegen plädiere ich seit langem für die Einführung der blauen Plakette: die Plakette für den sauberen Diesel der jüngsten Generation oder für umgerüstete ältere." Das CSU-geführte Verkehrsministerium lehnt solch eine blaue Plakette bisher ab.

Kurzfristig keine Verbesserung der Luftqualität

Der neue Chef des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, bekräftigte die Skepsis der Branche. Zu Nachrüstungen an Katalysatoren und Motorsteuerung für weniger Schadstoffausstoß sagte er: "Die Umsetzung dauert mindestens zwei bis drei Jahre und bringt kurzfristig keine Verbesserung der Luftqualität in Städten. Zweitens ist jede Hardware-Nachrüstung mit höherem Verbrauch und damit höheren CO2-Emissionen verbunden. Das hilft dem Klimaschutz nicht."

Auch unter den Führungskräften in der Autobauerbranche sieht man in der Diesel-Thematik große Herausforderungen: Vor allem klimapolitische Vorgaben mit strengeren Emissionsgrenzwerten (78 Prozent) und die Dieselkrise (76 Prozent) betrachten sie als potenzielle Risiken im laufenden Jahr. Das ergab eine Studie von Strategy&, der Strategieberatung des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungskonzerns PwC. "Die drohenden Diesel-Fahrverbote in einigen deutschen Städten verdeutlichen die Aktualität einer Verkehrswende", sagte Strategy&-Partner Felix Kuhnert. In der E-Mobilität sehen die Manager dagegen einen Hoffnungsschimmer.

Experten rechnen mit weiteren Preisnachlässen

Bereits jetzt sorgen die möglichen Diesel-Fahrverbote dazu, dass Branchenexperten mit weiteren Preisnachlässen für Neuwagen rechnen: Kunden würden die bereits angebotenen Verschrottungs- und Eintauschprämien noch stärker als bislang in Anspruch nehmen, teilte der Leiter des CAR-Centers der Universität Duisburg-Essen, Ferdinand Dudenhöffer, unter Berufung auf eine Studie seines Instituts mit. Auch neue Offerten der Hersteller seien zu erwarten, die den ohnehin schon angespannten Markt für gebrauchte Diesel-Fahrzeuge weiter belasten könnten.

Leidtragende seien die Händler, die gebrauchte Diesel bereits jetzt nur nach langen Standzeiten und mit hohen Abschlägen weiterverkaufen könnten. "Die Eintauschprämien wälzen das schmutzige Diesel-Problem auf den Handel ab", so Dudenhöffer. Die Klima-Wirksamkeit der Eintauschprämien halte er angesichts eines Bestandes von knapp 12,5 Millionen Diesel-Autos mit der Schadstoffnorm Euro 5 oder schlechter für überschaubar. Selbst wenn 500.000 "Schmutzdiesel" verschrottet würden, mache das lediglich vier Prozent des Bestandes aus. (dpa)

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