Der Internetportal-Betreiber Scout24 verkauft seine Ableger Autoscout24 und Finanzcheck an den amerikanischen Finanzinvestor Hellman & Friedman. Der Kaufpreis liege bei rund 2,9 Milliarden Euro, teilte das im MDax gelistete Unternehmen am Dienstagabend in München mit. Vorstand und Aufsichtsrat hätten dem Deal zugestimmt.
Den Angaben zufolge könnte der Preis aber noch angepasst werden. Zudem müssen die Aufsichtsbehörden dem Geschäft noch zustimmen. "Durch die Transaktion schaffen wir einen erheblichen Wert für Scout24 und seine Aktionäre", sagte CEO Tobias Hartmann laut einer Mitteilung. Man wolle nun die verbliebene Immobilien-Plattform Immoscout24 noch fokussierter ausbauen.
Gegenüber dem "Handelsblatt" sagte Hartmann, der Rekordpreis von knapp 2,9 Milliarden Euro sei eine "ausgezeichnete Prämie". Die Transaktion solle in der ersten Jahreshälfte 2020 abgeschlossen werden. "Einen Teil des Verkaufserlöses werden wir an die Aktionäre ausschütten, mit einem Teil werden wir Schulden tilgen", so Hartmann. Die Summe bedürfe noch genauerer Abstimmung.
Blake Kleinman, Partner bei Hellman & Friedman, erklärte: "Wir sind fest überzeugt von Autoscout24 und seiner starken Kundenorientierung. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unseren Händlern, um bei der weiteren Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle wertschöpfende Marketinglösungen anzubieten."
Branchenführer in Europa
Laut Geschäftsbericht arbeitete die Fahrzeugbörse Ende 2018 in Deutschland mit knapp 24.000 Händlern zusammen. In den weiteren europäischen Ländern waren es gut 22.000. Die Plattform gilt damit als Marktführer in Europa. Hierzulande hat Dauerrivale Mobile.de die Nase vorn. Das Kreditvergleichsportal Finanzcheck.de hatte Scout24 erst Mitte vergangenen Jahres übernommen.
Scout24 hatte die Gespräche mit Hellman & Friedman bereits am Montag bestätigt. Der Finanzinvestor hatte den Portalbetreiber erst vor gut vier Jahren an die Börse gebracht. Im Februar hatte er die Gesellschaft wieder zurückkaufen wollen. Sein zusammen mit Blackstone vorgelegtes Übernahmeangebot für das gesamte Unternehmen scheiterte jedoch an der fehlenden Bereitschaft der Aktionäre (wir berichteten).
Anfang Juni erhöhte der aktivistische Investor Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott seine Anteile an dem Konzern. Er forderte Scout24 auf, die Gebrauchtwagenbörse zu verkaufen und sich auf Immobilienscout24 zu konzentrieren. Für das Autoportal hatten sich laut Medienberichten zuletzt auch andere Finanzinvestoren sowie der australische Online-Marktplatz Carsales.com interessiert. (dpa/rp)