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Elektroauto: Experten raten zu Zellfertigung in Deutschland

17.03.2016 09:13 Uhr
Die Entscheidung über eine mögliche Zellfertigung für Elektroauto-Batterien in Deutschland muss laut NPE spätestens 2017 fallen.

Unter welchen Bedingungen könnten Batteriezellen für Elektroautos in Deutschland produziert werden? Nach einer Skizze der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) könnte dies in fünf Jahren starten. Doch wer trägt die Kosten?

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In fünf Jahren könnte nach Einschätzung von Experten eine deutsche Zellfertigung für Elektroautos an den Start gehen - theoretisch. "Im Prinzip ist eine wirtschaftliche Zellfertigung in Deutschland möglich", sagte der Vorsitzende der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), Henning Kagermann, am Donnerstag beim Technischen Kongress des Autoverbands VDA in Ludwigsburg. Angesichts der wachsenden Konkurrenz müsse die Entscheidung darüber aber spätestens 2017 gefällt werden.

Bislang zweifelte die Branche an der Wirtschaftlichkeit einer solchen ProduktionDaimler hatte Ende 2015 seine Zellfertigung im sächsischen Kamenz wegen der hohen Überkapazitäten am Markt eingestellt. Nur die Batteriesysteme selbst bauen die deutschen Autobauer zusammen. Die Zellen für Batterieantriebe von E-Autos kommen vor allem von asiatischen Herstellern wie Panasonic oder LG. Der Elektroauto-Pionier und Tesla-Gründer Elon Musk plant mit Panasonic derzeit eine Riesenfabrik für Batteriezellen in den USA.

Nun ist sich die deutsche Branche einig wie noch nie: Die NPE, deren Lenkungskreis sich aus Vertretern von Industrie, Politik, Wissenschaft und Gewerkschaften zusammensetzt, empfiehlt in einem Maßnahmenplan einen Produktionsstart von Batteriezellen im Jahr 2021. Dann könnte der Bedarf so hoch sein, dass sich der Markteintritt lohne. Auch die nächste Generation von Lithium-Ionen-Akkus sei dann verfügbar, so die Schätzung der NPE. Das Produktionsvolumen könnte bis 2025 auf Batterien für 325.000 Elektroautos pro Jahr steigen.

Jede Menge Durchhaltevermögen nötig

Für den Aufbau seien Investitionen von etwa 1,3 Milliarden Euro notwendig - und jede Menge Durchhaltevermögen: Erst 2030 dürften die Kosten den Berechnungen zufolge wieder eingespielt sein. In Produktion, Entwicklung und Vertrieb könnten allerdings 1.050 bis 1.300 Menschen Arbeit finden, im Umfeld könnten den Schätzungen zufolge zusätzlich 3.100 Jobs entstehen.

Der Chef von Boschs Kfz-Sparte, Rolf Bulander, Mitglied der zuständigen NPE-Arbeitsgruppe für Batterietechnologie, sagte, die Lohnkosten bewegten sich auch in Deutschland in einem überschaubaren Rahmen. Voraussetzung sei, dass Lohnkosten-Vorteile zum Beispiel in den neuen Bundesländern weiterhin genutzt werden könnten.

Neben einem entsprechenden Marktumfeld sehen die Experten der NPE auch stabile Energiekosten als wichtiges Kriterium. Flankiert werden soll der Produktionsaufbau von Forschungsprojekten mit einem Volumen von etwa 220 bis 230 Millionen Euro. Wer das unternehmerische Risiko tragen soll, ist noch unklar. Die Bundesregierung sollte nach Einschätzung von Kagermann die Branche noch in diesem Jahr an einen Tisch holen. Eine Entscheidung sei 2017 zu fällen. Das ist auch der Zeitraum, den sich der Zulieferer Bosch für eine Entscheidung über eine deutsche Zellproduktion gesetzt hat.

Bulander wollte sich am Donnerstag allerdings noch nicht festlegen, ob man einsteige. Daimlers Entwicklungsvorstand Thomas Weber schloss eine direkte Beteiligung direkt aus. "Wir sind Kunde", sagte Weber. Der Autobauer werde sich auf die Montage von Batterien konzentrieren.

Die Betriebsratsvorsitzenden von Daimler, Volkswagen und BMW appellierten an die Politik, die Empfehlungen der NPE zügig umzusetzen. Sie hatten sich schon früher für eine gemeinsame Zellproduktion der Autoindustrie in Deutschland stark gemacht. Auch VW-Markenchef Herbert Diess hatte hier ein Umdenken gefordert. (dpa)

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