Twinner hat weiteres Geld von Kapitalanlegern eingesammelt. Im Rahmen einer Serie-B-Finanzierungsrunde habe man unter anderem zwei prominente Familien als Investoren gewinnen können, teilte der Digitalisierungsspezialist am Donnerstag in Halle (Saale) mit. Zu den neuen Partnern zählten die Convergenta Holding und die Sojitz Corporation aus Japan. Dieses Industrie- und Automobilkonglomerat wolle gemeinsam mit Twinner die Digitalisierung des japanischen Automarktes beschleunigen, hieß es.
Mit einem Investitionsvolumen von mehr als 40 Millionen Euro gehöre man zu einer exklusiven Gruppe von Technologieunternehmen mit internationalen Ambitionen, sagte Twinner-Geschäftsführer Silvan Cloud Rath. Das Unternehmen wolle die technologische Entwicklung weiter vorantreiben und mittelfristig einen Standard für die Visualisierung und Bewertung von Fahrzeugen schaffen, "um damit weltweit einen fairen Automobilhandel zu etablieren".
Das Start-up war 2017 gegründet worden. Es entwickelt und betreibt eine Hard- und Softwarelösung für die digitale Fahrzeugvermarktung. Auf Basis von Sensortechnologien und KI-Erkenntnissen werden in einem sogenannten "Twinner Space" digitale Zwillinge von Autos erzeugt. Mit Hilfe einer Cloud werden die dabei entstandenen Daten mit Fakten zum Fahrzeugtyp und weiteren Bilddaten analysiert und verknüpft. Diese 360-Grad-Darstellung soll Autohändlern, Werkstätten, Leasingfirmen und Versicherern helfen, den Zustand der Fahrzeuge zeit- und kosteneffizient zu bewerten sowie neue Geschäfts- und Mobilitätsmodelle in der Online-Vermarktung oder Schadensermittlung aufzubauen.
Der Online-Handel von Gebrauchtfahrzeugen gewinnt aktuell massiv an Bedeutung, das zeigte nicht zuletzt der erfolgreiche Börsengang der Auto1 Group mit einer Startbewertung von 7,6 Milliarden Euro. Twinner-Chef Rath betonte: "Mit Twinner schaffen wir auch für das stark wachsende Online-Geschäft Vertrauen in einer Branche, die aufgrund der hohen Transaktionswerte genau darauf angewiesen ist. Damit fällt eine entscheidende Barriere, wegen der sich Händler und Kunden bisher oft gegen den Online-Kauf entschieden haben."
"Dem E-Commerce gehört die Zukunft"
Convergenta-Geschäftsführer Jürgen Kellerhals sieht seine Twinner-Beteiligung deshalb auch als strategisches Investment: "Dem E-Commerce gehört die Zukunft. Technologische Lösungen wie Twinner ermöglichen Kunden – unabhängig von Raum und Zeit – ein Fahrzeug so in Augenschein zu nehmen, als wäre es physisch präsent", erklärte der Sohn des Media-Markt-Gründers.
Derzeit setzt das Unternehmen nach eigenen Angaben verstärkt auf die Zusammenarbeit mit etablierten Branchenpartnern wie beispielsweise CarNext, der Fahrzeugbörse von Leaseplan. Mit Volkswagen habe man im Rahmen eines Pilotprojekts bereits zehntausende digitale Fahrzeug-Zwillinge erzeugt, hieß es. Ein ähnliches Vorhaben läuft mit dem Automobillogistiker Mosolf am Standort Kippenheim, wo "Digital Twinns" für den digitalen Vertrieb von Rückläufern aus dem Mitarbeiterleasing eines schwäbischen Premium-Herstellers generiert werden.