Nachdem Skoda Mitte der 1970er-Jahre die Rallye-Szene aufmischte und auf den Bergen von Monte Carlo mit dem 130 RS die etablierte Konkurrenz vor sich herjagte, ist das Kürzel RS nicht mehr aus dem Modellprogramm wegzudenken. RS mag zwar für Rallye Sport stehen, könnte aber auch einfach "richtig schnell" bedeuten.
Denn schnell sind alle RS-Modelle, vorneweg der Octavia RS. Alle vier Generationen des Marken-Bestsellers wurden auch in Sportversionen aufgelegt, die sich in Sachen Leistung und Fahrdynamik deutlich vom restlichen Modellprogramm absetzen. Mal als Diesel, zuletzt mit Plug-in-Hybridantrieb, und jetzt nach dem Facelift der vierten Modellgeneration wieder als Benziner. Bis heute haben die Tschechen mehr als 350.000 Octavia RS ausgeliefert. Knapp die Hälfte davon nach Deutschland, dem Land ohne Tempolimit, in dem fast jeder fünfte Octavia als RS geordert wird.
Unter der Haube sitzt jetzt der bewährte, sonor klingende und drehfreudige 2.0 TSI, dessen Leistung mittlerweile auf 195 kW / 265 PS gestiegen ist. Der turboaufgeladene Vierzylinder-Benziner stammt aus der Motorenfamilie EA 888, genau wie das Triebwerk im Fabia RS Rally2, der in der Rallye-WM auf Punktejagd geht. Nur um das richtig einzuordnen: Wir sprechen hier von einem Fünftürer beziehungsweise Kombi der Golf-Klasse, der selbst auf dem Rennkurs eine gute Figur machen würde. Für das 250 km/h schnelle Power-Paket verlangt Skoda mindestens 47.700 Euro, der Kombi ist für 48.570 Euro zu bekommen.
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Dafür gibt es einen scharfen Motor mit einer Power, die den Wagen in knapp über sechs Sekunden auf 100 Sachen katapultiert und der die Gummis bei Vollgas schon mal schwarze Striche auf den Asphalt malen lässt. Trotzdem gehört das Auto eher zu den dezenten Vertretern seiner Art. Der RS stellt seine Leistung nicht mit übertriebenen Spoilern zu Schau und macht keinen auf dicke Hose.
Auf dem Sprung, aber nicht auf der Flucht
Außerdem treibt er seinen Piloten nicht wie ein Audi RS oder BMW M ständig an. Vielmehr lässt er sich genauso angenehm wie alle anderen Motorisierungen der Baureihe fahren. Der RS ist mehr wie ein gut durchtrainierter Sportler, immer auf dem Sprung, aber nicht auf der Flucht. Wer’s laufen lassen will, flippert per Schaltwippen hinterm Sportlenkrad durch die Gänge. Ansonsten überlässt man das Schalten dem DSG-Getriebe und hofft, dass sich die Doppelkupplungsautomatik nicht in den sieben Stufen verirrt – was sie manchmal tut, beispielsweise beim starken Abbremsen vor der Kurve und dem anschließenden Tritt aufs Gaspedal.
Was aber unterscheidet den RS von den restlichen Octavia-Versionen? Da wäre natürlich die Optik: Carbon-Applikationen, farbige Ziernähte, Sportpedale und Schalensitze innen. Außen etwas schwarzer Zierrat, dunkle Scheiben, eine dezente Spoilerlippe und Auspuffendrohre, die sich nicht verschämt unter dem Heckblech verstecken, sowie etwas größere Räder. Wirklich gut sieht der Wagen aber erst mit den 760 Euro teuren 19-Zoll-Felgen aus, auf denen er sehr viel satter steht als auf den serienmäßigen 18-Zöllern. Außerdem gibt’s einige nützliche Extras, die man bei den anderen Modellen teuer bezahlen müsste, beispielsweise Matrix-LED-Scheinwerfer oder beheizbare Rücksitze. Anderes kostet tatsächlich Aufpreis: lederbezogene, elektrisch verstellbare Klimasitze etwa (2.910 Euro) oder die 360-Grad Rundumsicht für die Rückfahrkamera (440 Euro).
Dass zusätzlich Lenkung, Bremsen und Fahrwerk der Leistung angepasst wurde, versteht sich von selbst. Eineinhalb Zentimeter abgesenkt, bietet Letzteres speziell in Kombination mit den empfehlenswerten adaptiven Dämpfern (770 Euro) einen guten Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort, ohne die Insassen mit übertriebener Härte zu malträtieren. Gleiches gilt für die Schalensitze: straff, aber nicht unbequem.
Ohne Einschränkungen alltagstauglich
Denn auch das macht das Auto aus: Es ist uneingeschränkt alltagstauglich, mit dem modell-üblich großzügigen Platzangebot und dem großen Kofferraum. Und natürlich finden sich auch im RS die markentypisch praktischen Gimmicks. Im Kombi können beispielsweise die hinten Sitzenden Trinkflasche, Handy und Kabel in einem eigenen Fach unterbringen. Im Kofferraum gibt es Haken, um Taschen und Tüten zu sichern, und der immer griffbereit in der Tankklappe untergebrachte Eiskratzer ist ja fast schon legendär.
Auch die elektro-mechanische Vorderachs-Differenzialsperre soll nicht unerwähnt bleiben. Sobald sich eines der Antriebsräder deutlich schneller dreht, bremst sie es ab, um Traktion aufzubauen und die Antriebskräfte auf die Straße zu bringen. Die Technik stammt eigentlich aus dem Rennsport, hat aber auch beim normalen Fahren seine Berechtigung. Auf glatten, kurvigen Straßen bleibt das Auto spürbar spurstabiler und vermittelt ein höheres Sicherheitsgefühl.
Skoda Octavia Combi RS – Kurzcharakteristik:
- Warum: Weil er Sport mit hoher Alltagstauglichkeit kombiniert
- Warum nicht: Weil ihn Hinz und Kunz fährt
- Was sonst: Cupra Leon Sportstourer VZ, VW Golf Variant R
- Wann kommt er: bestellbar