Das gestern veröffentlichte schlechte Abschneiden des Brilliance BS6 beim ADAC-Crashtest zieht keinen offiziellen Rückruf nach sich. Dies sagte ein Sprecher des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) auf Anfrage von AUTO SERVICE PRAXIS Online. Das Fahrzeug erfülle das gesetzliche Mindestniveau im Rahmen der EU-Richtlinien und sei somit zwar "nicht so sicher wie andere Produkte, jedoch auch nicht so unsicher, dass es nach dem Geräte- und Produktsicherheitsgesetz zurückgerufen werden müsste." Ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen Vorschriften und Euro NCAP bestehe in den Frontalaufprallanforderungen, erklärte der Sprecher. "Im Euro NCAP muss mit 64 km/h geprüft werden, nach den Vorschriften jedoch nur mit 56 km/h, das heißt nach Euro NCAP muss die Fahrzeugstruktur 30 Prozent mehr Energie 'insassenverträglich' abbauen können." Die ADAC-Sicherheitsexperten hatten beim Frontcrash vor allem die zuwenig formstabile Sicherheitszelle des BS6 bemängelt. So wurde durch die Wucht des Aufpralls der Vorderwagen samt A-Säule auf der Fahrerseite weit in den Innenraum hineingeschoben. Der Türschweller knickte nach unten durch und die Tür verkeilte sich stark. Zudem drangen Pedale und Armaturenbrett bis zu 32 Zentimeter tief ein. Auch wurde das Lenkrad zur Seite weggedrückt, sodass der Airbag relativ wirkungslos blieb, weil der Kopf des Fahrers daran vorbeischrammte und hart auf dem Armaturenbrett aufschlug. Im Ernstfall hätte laut Club auch ein Seitenaufprall tödlich für den Fahrer geendet. Die dabei auftretenden hohen Belastungswerte im Brust- und Bauchbereich führten auch zur Streichung eines zunächst verliehenen zweiten Sterns. Bei der Kindersicherheit habe der Brilliance mit 30 von 49 Punkten noch am besten abgeschnitten, hieß es. Dies sei letztlich aber auf die Qualität der beim Test eingesetzten Kindersitze zurückzuführen. Hersteller will schnell Abhilfe schaffen Nach dem kritischen Testergebnis wollen der chinesische Autobauer Brilliance Jin Bei und sein europäischer Vertriebspartner HSO mit Hochdruck an der passiven Sicherheit des BS6 arbeiten. In einer Mitteilung hieß es, dass das Unternehmen sich dafür die Unterstützung des ADAC gesichert habe. Eine solche Kooperation konnte ein Sprecher des Autoclubs am Mittwoch auf Anfrage weder dementieren noch bestätigen. "Der ADAC kann und wird auch in Zukunft keine Autos bauen", sagte der Sprecher. (rp/ng)
Fahrzeugsicherheit: Kein Rückruf nach Brilliance-Crashtest
KBA: Fahrzeug erfüllt Mindestniveau im Rahmen der EU-Richtlinien / Fahrzeug erhält nur einen von fünf Sternen / Mit Bildergalerie