asp: Sie mussten als Messeveranstalter lange warten, bis es wieder möglich war, eine Präsenzveranstaltung durchzuführen. Wie ist die Stimmung derzeit?
I. Riedeberger: Stimmt, die Durststrecke war lang, umso mehr freuen wir uns, dass wir seit letztem Herbst wieder Fahrt aufnehmen. Die Stimmung ist sehr gut, wir sind voll im Zeitplan und können es kaum erwarten, die Hallen zur The Tire Cologne zu öffnen. Und auch die Branche fiebert der Veranstaltung entgegen und freut sich auf Gelegenheiten, sich endlich wieder persönlich begegnen zu können. Ein Eindruck, den wir auch bei den ersten Messen am Standort Köln im letzten Herbst gewonnen haben. Auch hier wurde sehr deutlich, dass die physische Begegnung und das Networking auf persönlicher Ebene durch nichts zu ersetzen sind.
asp: Wie groß ist das Interesse der Branche?
I. Riedeberger: Grundsätzlich groß, aber wir haben natürlich immer noch einschränkende Rahmenbedingungen. Insgesamt werden zur The Tire Cologne 2022 rund 300 Unternehmen und Marken aus über 35 Ländern in Köln erwartet, die ihre Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Zahlreiche namhafte nationale und internationale Branchenplayer sind dabei. Mit einigen Unternehmen sind wir sogar noch in der Verhandlungsphase, aber die Pandemie hat natürlich vieles auf den Kopf gestellt. Bei dem einen oder anderen ist nach wie vor eine gewisse Zurückhaltung zu spüren. Alle Veranstaltungen werden sich auch im kommenden Jahr noch in einer anderen Form und Größenordnung abbilden, im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Aber das Wichtigste ist doch: Sie finden statt und wir kehren Schritt für Schritt in eine Normalität zurück.
asp: Mit Blick auf die Ausstellerseite - wo liegen die Schwerpunkte?
I. Riedeberger: Ganz klar auf dem Segment Reifen und Räder - das ist unsere Kernkompetenz: die Branchenabbildung aus dem In- und Ausland über alle Reifen- und Räderthemen - von Innovationen über den Werkstattbedarf bis hin zur Altreifenverwertung und -entsorgung.
asp: Kommen trotz Corona auch internationale Aussteller?
I. Riedeberger: Wie gesagt, wir haben Unternehmen aus 35 Ländern am Start. Aber Corona spielt leider immer noch eine Rolle, vor allem im ostasiatischen Raum. Je nach Land ist es eben aktuell schwierig, es gelten zum Teil harte Quarantäneregeln. Das sind nun einmal die aktuellen Bedingungen und damit müssen wir, wie ja viele Branchen, klarkommen.
asp: Spüren Sie bereits Auswirkungen des Krieges in der Ukraine?
I. Riedeberger: Bei der Koelnmesse verfolgen wir, so wie derzeit die Menschen aller Nationen überall auf der Welt, die Entwicklungen in der Ukraine. Der russische Angriff, wie wir ihn dort erleben müssen, steht in absolutem Gegensatz zu unserem Selbstverständnis. Als Messeveranstalter stehen wir voller Überzeugung für ein freiheitliches Miteinander und für den freien Handel auf internationaler Ebene ein. Da infolge des Krieges aktuell eine hohe Unsicherheit und Dynamik in Bezug auf die Möglichkeiten des freien Leistungs-, Geld- und Personenverkehrs zwischen Russland, Belarus und Europa beziehungsweise Deutschland herrscht, setzen wir zunächst die Teilnahme russischer und belarussischer Aussteller auf unseren physischen und digitalen Plattformen aus. Wir bleiben aber mit unseren zum Teil langjährigen Partnern in Russland, die von der Entscheidung zum Krieg sicherlich ebenfalls überrascht sind und die nun leider nicht an unseren Kölner Messen teilnehmen können, im Gespräch.
asp: Welche Auswirkungen auf die Reifenbranche sind zu erwarten?
I. Riedeberger: Ukraine und Russland sind wichtige Absatzmärkte, die nun nicht erreichbar sind. Wie und in welchem Umfang die aktuellen Ereignisse sich auf die Reifen- und Räderbranche genau auswirken, ist schwer einzuschätzen.
asp: Wie wichtig ist die digitale Komponente über TTC @home?
I. Riedeberger: Das digitale Content-Angebot der The Tire Cologne unterstützt. So werden die Sessions der Tire Stage live gestreamt und Beiträge auch als VOD - also Video on Demand - über den Messezeitraum hinaus zur Verfügung gestellt. Netzwerken und Kontakteknüpfen sind doch eines der wesentlichen Ziele bei Messebeteiligungen und -besuchen. Dies kann man sehr gut digital unterstützen. Aussteller und Besucher können hierfür die TTC-App nutzen. Gezielt können Ansprechpartner gesucht, kontaktiert und direkt Termine vereinbart werden.
asp: Was sind Schwerpunkte der Messe und im Rahmenprogramm?
I. Riedeberger: Nachhaltigkeit wird das zentrale Thema der The Tire Cologne sein, das sich auch im Eventprogramm der Veranstaltung, beispielsweise in der Sonderschau "Boulevard of Sustainability", widerspiegelt. Hier stellen wir den nachhaltigen Lebenszyklus des Reifens ins Rampenlicht. Aber auch die Themen Digitalisierung, Recycling oder Flottenmanagement spielen in diesem Jahr eine wichtige Rolle. Das breit gefächerte Event- und Kongressprogramm mit hochkarätig besetzten Konferenzen, Themenflächen und Sonderschauen sorgt für zusätzliche Informationen und emotionale Inspiration. Im Mittelpunkt steht die "Tire Stage" als die Bühne, auf der die branchenrelevanten Themen gespielt werden, im Mittelpunkt: In Kooperation mit Partnern werden hier beispielsweise "Flottenmanagement", "Recycling" oder auch "Digitalisierung" in Sessions behandelt und diskutiert. Das gesamte Programm der Tire Stage wird live gestreamt und steht zudem im Nachgang als Video on Demand auf der Website der The Tire Cologne zur Verfügung. Hier ist ja auch die asp als Partner mit an Bord und widmet sich in einem Talk dem Thema Digitalisierung. Zum Programm gehören auch die Global Retreading Conference des europäischen Runderneuerungsverbandes BIPAVER oder auch die Aktionsflächen des Bundesverbands Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV).
asp: Warum sollte ein Werkstatt-Inhaber auf die Messe kommen?
I. Riedeberger: Grundsätzlich natürlich, um sich zu informieren, Geschäftsbeziehungen zu pflegen und das Business wieder anzukurbeln. Darüber hinaus ist aus Sicht der Servicebetriebe unser Bühnenprogramm sicherlich spannend. Auf der Tire Stage werden in Sessions beispielsweise Themen behandelt, die auch für Werkstätten von Bedeutung sind. So steht das Thema "Zugriff auf Fahrzeugdaten" bei einer von den Verbänden ZDK (Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe e.V.), wdk (Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e.V.) und BRV (Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V.) organisierten Paneldiskussion im Fokus. Denn für die Teilnehmer des automobilen Ersatzmarktes, darunter Kfz-Werkstätten genauso wie Reifenserviceunternehmen, ist ein möglichst "hürdenloser" und uneingeschränkter Zugriff auf Fahrzeug- und fahrzeuggenerierte Daten ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Und auch die Workshops, die in Kooperation mit BRV und Ausrüstern durchgeführt werden, sind gerade für Werkstätten hochinteressant. Die Vorführung der wdk-zertifizierten Montage von Großreifen sowie UHP- und Runflat-Reifen ist kein "08/15-Prozess".
Interview: Dietmar Winkler
- Ausgabe 04/2022 S.16 (124.8 KB, PDF)