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Kfz-Gewerbe Hessen: Gemischte Gefühle

02.11.2021 15:30 Uhr | Lesezeit: 6 min
Kfz-Gewerbe Hessen: Gemischte Gefühle
Diskutierten über die Vertriebsmodelle der Zukunft (v.l.n.r.): Patrick Haese (Autohaus Haese), Mark Karpinski (Auto Schmitt), Uwe Brossette (Osborne Clarke), Jürgen Karpinski (Präsident des hessischen Kfz-Gewerbes), Ralph M. Meunzel (AUTOHAUS) und Christoph Stricker (ZDK).
© Foto: Landesverband Hessen des Kfz-Gewerbes

Wiedersehen in Wetzlar: Erstmals seit über zweieinhalb Jahren kam der hessische Kfz-Landesverband im großen Rahmen zusammen. Bei der 90. Mitgliederversammlung gab es viel zu besprechen.

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Das Kfz-Gewerbe in Hessen steckt weiter im Krisenmodus. Die anhaltende COVID-19-Pandemie und die durch die Halbleiter-Engpässe verursachten Lieferprobleme erschweren die Geschäfte in den Autohäusern und Werkstätten. "Corona hat unsere Branche stark in Mitleidenschaft gezogen", sagte Landesverbandspräsident Jürgen Karpinski am vergangenen Freitag bei der 90. Mitgliederversammlung in Wetzlar. Zugleich unterstrich der Branchenvertreter: "Es werden weniger Fahrzeuge produziert, als wir verkaufen könnten."

Karpinski berichtete vor den Delegierten, dass der hessische Pkw-Neuwagenmarkt allein im September kräftige Verluste habe hinnehmen müssen. "21.000 Neuzulassungen bedeuten Einbußen von rund 6.000 Verkäufen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das Minus beträgt 23,3 Prozent, wobei Verbrenner stark verloren und E-Modelle wiederum stark gewonnen haben", sagte er. Auch bei den Gebrauchtwagen war der September mit 45.000 Halterwechsel und minus elf Prozent ein schwacher Monat. Der Rückgang sei auch darauf zurückzuführen, dass durch die Halbleiter-Problematik die besonders nachgefragten jungen Gebrauchten fehlten, erklärte Karpinski.

Positive Tendenz bei Ausbildungsverträgen

Weiterhin verbucht das hessische Kfz-Gewerbe eine pandemiebedingt negative Ausbildungsbilanz. Endgültige Zahlen für 2021 lägen noch nicht vor, die Tendenz mit plus acht Prozent zu 2020 bei der Anzahl der unterschriebenen Ausbildungsverträge zeige zumindest wieder nach oben. Karpinski hob hervor: "Mit neuen digitalen Lern- und Prüfungsmedien sind wir in Hessen nicht nur modern aufgestellt, sondern führend im Handwerk."

Nach über zweieinhalb Jahren und zahlreichen Webmeetings führte der hessische Landesverband erstmalig wieder eine Mitgliedversammlung als Präsenzveranstaltung durch. In Wetzlar kamen den Angaben zufolge über 60 Delegierte zum persönlichen Austausch zusammen. Zudem stand ein Live-Stream zur Verfügung. Gastgeber war die Kfz-Innung Lahn-Dill. Obermeister Andreas Groß richtete Grußworte an die Teilnehmer ebenso wie Landrat Wolfgang Schuster und der Oberbürgermeister von Wetzlar, Manfred Wagner.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion diskutierten Christoph Stricker (ZDK), Uwe Brossette (Osborne Clarke), Mark Karpinski (Auto Schmitt) und Patrick Haese (Autohaus Haese) über das Thema "Vertriebsmodelle der Zukunft". Deutlich in der Runde wurden "gemischte Gefühle" (Haese) mit Blick auf das Agenturmodell. Moderator und AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel formulierte in Bezug auf die Strukturkosten die klare Botschaft: "Es muss darum gekämpft werden, dass die Marge stimmt und man sich nicht mit sechs oder sieben Prozent zufriedengibt."

Qualität, Emotionen und Bindungen

Händler Mark Karpinski appellierte, sich die bestehende Beziehung zum Kunden nicht nehmen zu lassen: "Wir müssen Qualität walten lassen – und Emotionen und Bindungen erzeugen." Auch Branchenanwalt Brossette betonte: "Die Händler bringen die Autos auf die Straße. Das ist doch nicht nichts." Der Kunde kaufe sich kein Auto aufgrund einer Instagram-Anzeige – sondern weil der Handel die Marke im täglichen Leben repräsentiere.

Ebenfalls zur Sprache kam die wachsende Nachfrage nach E-Fahrzeugen. Stricker gab zu bedenken: "Ich weiß nicht, ob wir bei Elektromobilität jemals aus der Rohstoffknappheit rauskommen." Das betreffe paradoxer Weise in erster Linie die Hersteller – die das Thema E-Mobilität gleichzeitig intensiv vorantrieben.

Stricker und Brossette traten bei der Veranstaltung auch als Referenten auf. Neben einem Update zur Elektromobilität informierte der ZDK-Mann über Förderungen, Restwerte und neue Geschäftsbereiche. Brossette beleuchtete in seinem Vortrag die Vertriebsszenarien auf dem Weg zum Verbrenner-Aus und der damit verbundenen vertraglichen Transformation.

Ehrungen in persönlicher Atmosphäre

Präsident Karpinski nutzte die Präsenzveranstaltung zudem, um ausstehende Ehrungen nun in persönlicher Atmosphäre zu verleihen. So erhielt Wolfang Schwach die ZDK-Ehrennadel für seine Verdienste im Vorstand der Kfz-Innung Lahn-Dill. Ausgezeichnet mit der Silbernen Ehrennadel für ihr außergewöhnliches und langjähriges Engagement wurden Klaus Ruppelt, Andreas Groß, Gerhard Gandenberger und Karl Schwerer. Die Goldene Ehrennadel gab es für Rolf Herden und seinen "jahrzehntelangen vorbildlichen und unermüdlichen Einsatz für das hessische Kraftfahrzeuggewerbe".

Verbandsgeschäftsführer Joachim Kuhn führte durch die satzungsgemäßen Regularien und berichtete über die Akkreditierung der anerkannten Kfz-Werkstätten. Zur Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes informierten Pressesprecher Roger Seidl und Referentin Laura Diegelmann. Themen waren unter anderem ein Rückblick auf die diesjährigen PR-Aktionen, die Funkspots sowie das anstehende 75-jährigen Jubiläum des Landesverbandes im Mai 2022.

Im Anschluss legten Rechtsanwalt Marcus Kaiser und Dietmar Clysters von der Mannheimer Kanzlei Kaiser & Kollegen (K&K) dar, inwiefern Innungsmitglieder von dem neuen Schadenmanagementsystem "Das Autohauskonzept" profitieren könnten. Hierbei würde K&K mit Unterstützung der digitalen Schadenakte "autoclaim" die komplette Übernahme des Schadenmanagements im Haftpflichtfall übernehmen und sich auch um die kostenneutrale Prüfung der von den Versicherungen gekürzten Kaskoschadensfälle übernehmen. Darüber hinaus würde von K&K – exklusiv für Kfz-Innungsmitglieder – eine Prüfung der gekürzten Haftpflichtfälle erfolgen. Das Besondere an dem Angebot: Alle Leistungen seien für den Kfz-Betrieb kostenlos.

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