Das Kfz-Gewerbe Baden-Württemberg fordert einen Kurswechsel auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Mobilität. "Mit den richtigen Rahmenbedingungen können wir die Klimaziele erreichen, aber dafür brauchen wir Anreize statt Verbote, Ermutigung statt Bevormundung", erklärte Verbandschef Michael Ziegler am Donnerstag. Durch die richtigen Weichenstellungen ließen sich Klimaschutz und Wohlstand gleichermaßen sichern. Sonst gebe es keine Akzeptanz bei den Kunden.
Ziegler verwies auf den starken Rückgang der E-Auto-Zulassungen im Bundesland – ein Minus von über 20 Prozent. Das abrupte Ende der staatlichen Förderung Ende 2023 habe das Vertrauen der Verbraucher nachhaltig erschüttert. "Der Preisunterschied zwischen E-Autos und vergleichbaren Verbrennern von 10.000 bis 15.000 Euro bleibt die zentrale Hürde für den Hochlauf der Elektromobilität", so Ziegler. 2025 werde daher zum entscheidenden Jahr für die E-Mobilität.
Der Kfz-Landesverband präsentierte in Stuttgart konkrete Lösungsvorschläge für die Transformation der Mobilität – einen Dreiklang aus Technologie, Bezahlbarkeit und Infrastruktur – sowie ein Fünf-Punkte-Sofortprogramm für den Automobilstandort Deutschland. Mit Blick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit sagte Ziegler: "Der Standort Deutschland steht unter Druck wie nie zuvor."
CO2-Bepreisung großes Problem
Besonders problematisch ist aus seiner Sicht die aktuelle CO2-Bepreisung. Deutsche Hersteller müssten CO2-Zertifikate von ausländischen E-Auto-Produzenten kaufen, um Strafzahlungen zu vermeiden. "Allein Tesla generierte 2024 etwa 2,73 Milliarden US-Dollar durch den Verkauf solcher Zertifikate – Geld, das wir dringend für unsere eigene Transformation bräuchten." Ziegler plädierte daher für Technologieoffenheit: "Wir können und müssen Technologieführer für alle Formen klimafreundlicher Mobilität werden – sowohl bei der E-Mobilität als auch bei effizienten, umweltfreundlichen Verbrennern."
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Ziegler lobte den am Mittwoch vorgestellten Aktionsplan der EU-Kommission zur Stärkung der europäischen Automobilwirtschaft. Die vorgesehenen Flexibilisierungen bei CO2-Grenzwerten, das 1,8-Milliarden-Euro-Paket für Batterietechnologie und die vorgezogene Überprüfung des Verbrenner-Verbots im Herbst seien ein erster wichtiger Schritt. Dennoch sei eine umfassende Reform weiterhin dringend erforderlich.
Gewicht legte Ziegler auch auf notwendige Verbesserungen für den Mittelstand. "Kleine und mittlere Betriebe, die als Personengesellschaften geführt werden, müssen ihre Gewinne mit bis zu 45 Prozent Einkommensteuer versteuern – zusätzlich zur Gewerbesteuer", führte er aus. Die hohe Bürokratiebelastung stelle für viele Betriebe mittlerweile eine existentielle Bedrohung dar. Man habe daher ein Fünf-Punkte-Sofortprogramm erarbeitet, das eine Entbürokratisierung, eine Steuerreform und Kostenbremse bei der Sozialversicherung, eine Digitalisierungsoffensive in der Verwaltung, eine Reform des Arbeitszeitgesetzes sowie eine effektive Energiepreisbremse umfasse.
Dacia Bigster (2025)

Gebrauchtwagen als Stabilitätsfaktor
In seiner Jahresbilanz 2024 zeichnete der Landesverband ein zweigeteiltes Bild des baden-württembergischen Automobilmarkts. Während der Gebrauchtwagenmarkt mit 866.720 Besitzumschreibungen und einem Plus von 6,6 Prozent deutlich zulegte, ging das Neuwagengeschäft leicht um 0,6 Prozent auf 404.124 Einheiten zurück. Alternative Antriebe machten 2024 erstmals die Mehrheit aus (54,8 Prozent). Reine Elektrofahrzeuge hingegen erlebten einen Einbruch um 21,3 Prozent auf nur noch 66.479 Neuzulassungen.
Trotz aller Diskussionen über alternative Mobilitätskonzepte zeige sich mit insgesamt 1,27 Millionen Autokäufen, dass Baden-Württemberg weiterhin ein Land der Autofahrer sei, unterstrich Verbandssprecherin Birgit Leicht. Für 2025 prognostiziert das Kfz-Gewerbe einen stabilen Neuwagenmarkt im Südwesten, während der Gebrauchtwagenabsatz voraussichtlich um weitere vier bis fünf Prozent wachsen werde.
"Brutaler Margendruck"
Leicht warnte in diesem Zusammenhang: "Der bevorstehende Preiskampf wird auch den Gebrauchtwagenmarkt erschüttern. Hohe Rabatte bei Neuwagen drücken direkt auf die Restwerte älterer Fahrzeuge und sorgen für brutalen Margendruck in unseren Betrieben." Dies bedeute weniger Ertrag trotz steigender Verkaufszahlen.