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Maserati GranCabrio Folgore: Allein auf weiter Flur

04.07.2024 06:08 Uhr | Lesezeit: 3 min
© Foto: Maserati

Auf das GranCoupé lässt Maserati jetzt das GranCabrio folgen. Auch für die Verdeck-Version ist alternativ zum V6-Motor ein vollelektrischer Antrieb erhältlich. Er macht den Luxus-Italiener zu einem weltweit einzigartigen Auto.

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Vor wenigen Jahren wäre ein solcher Schritt noch nahezu undenkbar gewesen. Ausgerechnet ein traditioneller Sportwagenhersteller wie Maserati macht Druck beim Wandel zur Elektromobilität. Bis Ende nächsten Jahres sollen alle Modelle der Italiener jeweils auch in einer vollelektrischen Version erhältlich sein. Ein Anfang ist gemacht. Das SUV Grecale und die neue Generation des GranCoupé gibt es bereits alternativ als Stromer. Pünktlich zum Sommer schickt Maserati nun das dritte Modell an den Start: das GranCabrio.

Die Marke aus Modena bewegt sich mit diesem offenen Viersitzer auf exklusivem Terrain. Kein weiterer Autobauer weltweit bietet bislang ein elektrisches Fahrzeug dieser Machart an. Dabei passt ein elektrischer Antrieb gerade für ein Cabriolet optimal, mit dem man ohnehin eher die gemächliche als forsche Gangart einlegt. Leises Cruisen bei geöffnetem Verdeck, entspannter lässt es sich unter blauem Himmel kaum unterwegs sein.

Maserati: Finanzieller Spielraum

Zuvor allerdings wird das Konto mit mindestens 206.700 Euro belastet. Kleiner Trost: Die Verbrenner-Variante Trofeo mit dem Nettuno-V6-Motor und "nur" 550 PS kostet mit 231.035 Euro noch deutlich mehr. Maserati scheint hier viel finanziellen Spielraum zu haben. Normalerweise liegen die Preise für elektrische Modelle immer über denen der konventionellen. Vermutlich will man den potenziellen Kunden die neue Fahrkultur besonders schmackhaft machen.

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Und wer einmal drinsitzt und den äußerst kräftigen und gleichzeitig sehr geschmeidigen Elektroantrieb spürt, dürfte augenblicklich überzeugt sein. Das GranCabrio Folgore (italienisch für Blitz) fährt sich fantastisch, was nicht nur auf die schiere Leistung von 560 kW / 760 PS zurückzuführen ist, sondern im Wesentlichen auf das Gesamtpaket. Lenkung, Fahrwerk, Bremsen und die Kraftübertragung sind absolut vorbildlich.


Maserati GranCabrio Folgore

Maserati GranCabrio Folgore Bildergalerie

Für Letztere sorgen insgesamt drei E-Maschinen. Zwei übernehmen jeweils ein Hinterrad, der dritte treibt die Vorderräder an. Das Zusammenspiel wird elektronisch geregelt und lassen das GranCabrio Folgore so dynamisch um die Kurven fliegen, dass man glaubt, die Gesetze der Fahrphysik gelten nicht mehr.

Dazu bei trägt ganz gewiss auch das Batterie-Layout. Steckt unter Elektroautos üblicherweise eine Art Skate-Bord-Chassis mit einem großen, rechteckigen Akku, entschieden sich die Maserati-Ingenieure für eine T-förmige Konstruktion. Wie ein dicker Balken zieht sich die Batterie unter dem gesamten Mitteltunnel sowie quer unter der Spritzwand entlang. Vorteil: Die Insassen müssen nicht auf der Batterie sitzen. Bei einem SUV mag das ohne Bedeutung sein, bei einem Sportwagen absolut inakzeptabel.

Wer die volle Leistung des GranCabrio Folgore ausnutzt, stürmt in nur 2,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und spielt damit in der Liga der Supersportwagen. Die Fahrmodi "Sport" und "Corsa" aktivieren dabei sogar noch einen dezent-bulligen Achtzylindersound. Ansonsten kann man das Cabrio aber auch flüsterleise am Café vorbei rollen lassen und erntet nicht weniger Blicke.

290 km/h Höchstgewschwindigkeit

Die Höchstgeschwindigkeit gibt Maserati mit 290 km/h an und versäumt nicht zu betonen, dass das GranCabrio Folgore damit das schnellste elektrische Cabrio auf dem Markt ist.

Bei derartigen Fahrwerten dürfte die 83 kWh große Batterie schneller leergesaugt sein als eine rettende Ladesäule auf dem Navi erscheint. Lässt man es aber ruhiger angehen, sind nach WLTP immerhin 447 Kilometer drin. Während der Testfahrt lag der Verbrauch bei 25 kWh/100 km, etwa zehn Prozent über der Norm, bedeutet: Der Maserati muss nach spätestens 300 Kilometer ans Kabel.

Bemüht um möglichst kurze Ladezeiten, spendierten die Techniker dem GranCabrio Folgore ein 800-Volt-System. An einem DC-Fast-Charger kann die Batterie mit einer Leistung von bis zu 270 kW geladen werden und liegt damit auf dem Niveau von Porsche und Audi. 80 Prozent der Kapazität sollen in unter 20 Minuten aufgefüllt werden können, vorausgesetzt die Batterievorkonditionierung übers Navi war zuvor aktiviert.


Maserati GranTurismo (Fahrbericht)

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Sehr luxuriöses Cockpit

Unabhängig, ob V6-Verbrenner oder E-Antrieb, im Cockpit zieht Maserati alle Register. Der Innenraum wirkt im höchsten Maße luxuriös und bildet einen angenehmen Mix aus Manufaktur und Hightech. Nirgendwo trüben billige Materialien den Blick. Erstmals im Automobilbau bietet ein Hersteller sogenanntes Econyl an, ein Recyclingmaterial aus Altplastik und Nylonabfällen wie zum Beispiel Fischernetzen, Stoffresten und Teppichen, die sonst auf der Mülldeponie landen würden. Die Kirsche auf der Sahne: Ein Laser perforiert in die oberste Schicht des Econyl-Stoffes ein Muster. Mit diesem Laser-Cut ließen sich sogar Wünsche der Kunden berücksichtigen und öffnet neue Türen der Individualisierung.

Maserati bezeichnet das GranCabrio als „vollwertigen“ Viersitzer. Das ist großzügig ausgedrückt. Trotz knapp fünf Meter Außenlänge bleibt hinter den Vordersitzen wenig Knieraum. Erwachsene finden dort nur dann halbwegs Platz, wenn die vorderen Sitze weit nach vorne geschoben werden. Auch was das mitzunehmende Gepäck angeht, verlangt das GranCabrio nach Zugeständnissen. Der Kofferraum ist arg mickrig, nimmt allenfalls zwei kleine, weiche Sporttaschen auf, zumal dort auch meist noch das Windschott (Aufpreis) und das Ladekabel ihre Plätze beanspruchen.

Mit dem GranCabrio schreibt Maserati seine Tradition der offenen und luxuriösen Sportwagen fort. Dem Kunden wird dabei erstmals die Möglichkeit geboten, zwischen Verbrenner (Trofeo) und Elektro (Folgore) zu wählen, wobei die Entscheidung glücklicherweise nicht zu einem anderen Design zwingt. Beide Versionen sind identisch.

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