Von Alexander Junk
"Mobilität ist eine deutsche Kernkompetenz. Wir möchten auch weiter an der Spitze des Fortschritts stehen", sagte Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, in seinem Vortrag zur Mobilität der Zukunft. Der Minister war der Top-Redner auf der Veranstaltung "Mobilität 4.0 – Aufgaben, Chancen, Potenziale", die vom Automobilclub Mobil in Deutschland e.V. in der Konzernzentrale von TÜV SÜD in München am Dienstagabend veranstaltet wurde. Mit dabei waren auch Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V., Axel Stepken, Vorsitzender des Vorstands TÜV SÜD AG, Patrick Fruth, Leiter der Division Auto Service TÜV SÜD AG und Hans Hammer, Vorsitzender des Wirtschaftsbeirates Bayern.
Dobrindt machte in seiner Rede klar, dass für die Mobilität der Zukunft nicht nur die passende Infrastruktur, sondern auch Investitionen und Innovationen notwendig sind. Investitionen müssten nicht nur in Straßen, sondern auch in die Bahn, Flughäfen und die Wasserwege fließen. Um künftige Projekte schneller umzusetzen, sei laut Dobrindt auch weniger Bürokratie notwendig. Der Verkehrsminister hat deshalb ein Planungsbeschleunigungsgesetz auf den Weg gebracht. Dobrindt macht sich zudem dafür stark, den Bau von Autobahnen auf Bundesebene zu bündeln, damit alle Bundesländer gleichermaßen berücksichtig werden. "Bayern hat eine sehr komfortable Situation, aber in anderen Regionen Deutschlands müssten die Autobahnen auch ausgebaut werden", sagte der Minister. Dafür möchte er eine zentrale Autobahngesellschaft schaffen, in der 14.000 Mitarbeiter künftig Planung und Bau der Autobahnen vorantreiben.
Digitalisierung schafft Wachstum
Auch das Thema Digitalisierung ist für den Verkehrsminister wichtig. Wachstum, Arbeit und Wohlstand in Deutschland seien von der Digitalisierung abhängig, so Dobrindt. Die Digitalisierung der Fahrzeuge müsse deshalb weiter gefördert werden, denn Deutschland sei Vorreiter beim autonomen Fahren. Dem autonomen Fahren sagte der Minister eine große Zukunft voraus und prophezeite, dass künftig alle "begeistert autonom unterwegs" sein werden. Die Autobahn A9 werde mittlerweile von Entwicklern aus der ganzen Welt genutzt, um autonom fahrende Autos zu testen. Auch in Städten werden digitale Testfelder in Zusammenarbeit mit Frankreich aufgebaut und erprobt. Um ethische Fragen des autonomen Fahrens zu klären, hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur zudem eine Ethik-Komission gegründet, die von dem ehemaligen Bundesverfassungsrichter Professor Udo Di Fabio geleitet wird.
Die Sicherheit spiele bei der Mobilität der Zukunft ebenfalls eine wichtige Rolle, betonte Axel Stepken vom TÜV SÜD. Da Fahrzeuge heutzutage eine große Menge Daten untereinander austauschen, wird autonomes Fahren für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen und Unfälle reduzieren. Die Kehrseite der Medaille seien aber neue Daten-Schnittstellen, die ein Einfallstor für Hacker sind. Im schlimmsten Fall könnten Hacker die Kontrolle über das Fahrzeug gewinnen.
Es müssten deshalb ordnungspolitische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Sicherheit für den Nutzer garantieren. Der Zugang zu den Daten im Fahrzeug müsse aber nicht nur sicher, sondern auch offen für alle Marktteilnehmer sein. Es soll zudem für den Nutzer ersichtlich sein, wer seine Daten nutzt. Das Regelwerk für digital vernetzte Fahrzeuge müsse deshalb erweitert werden und grenzüberschreitend gelten. "Erst wenn Menschen der Sicherheit von Technologien vertrauen, werden sie diese nutzen. Alle Beteiligten müssen hier an einem Strang ziehen", so der Appell von Stepken.
Michael Haberland machte in diesem Zusammenhang auf die Kampagne "Be Smart! Hände ans Steuer – Augen auf die Straße" aufmerksam, die Mobil in Deutschland in Kooperation mit TÜV SÜD gestartet hat und die unter der Schirmherrschaft von Alexander Dobrindt steht. Die Botschaft der Kampagne ist klar: Smartphones sollten vom Fahrzeuglenker nicht während der Fahrt genutzt werden, da sie ein großes Sicherheitsrisiko darstellen. Bis zu 500 Unfalltote sind pro Jahr durch die Ablenkung im Verkehr zu beklagen.
Mehr E-Autos und bessere Infrastruktur
Was die Antriebsform der Zukunft angeht, ist sich Dobrindt sicher, dass die Elektromobilität das Rennen machen wird, auch wenn die Verkäufe der Autos momentan unter den Erwartungen liegen. "Wenn die Infrastruktur da ist, werden die Leute E-Autos kaufen", ist Dobrindt überzeugt. Bis Ende des Jahres soll auch die Ladeinfrastruktur auf Raststätten entlang der Autobahnen fertiggestellt sein. Die Autohersteller müssten laut Dobrindt eine breitere E-Auto-Produktpalette anbieten, um zusätzliche Kaufanreize zu schaffen.