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Pneumatisches Werkzeug: Unter Druck

21.04.2017 11:00 Uhr
Druckluftwerkzeug
Druckluftwerkzeuge sind seit vielen Jahrzehnten Standard in jeder Kfz-Werkstatt. Sie sind stark und robust.
© Foto: Marcel Schoch

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Grundsätzlich lassen sich Druckluftwerkzeuge überall dort einsetzen, wo auch Elektrowerkzeuge Verwendung finden. Im direkten Vergleich bieten jedoch Druckluftwerkzeuge, zum Beispiel bei Schraub- oder Schleifarbeiten, wegen ihrer hohen Leistungsabgabe und Robustheit, einen klaren Vorteil. Nicht zuletzt aber entscheiden sich viele Kfz-Profis für Druckluftwerkzeuge, weil ihr Aufbau im Fall einer Reparatur im Vergleich zu elektrischen Werkzeugen sehr einfach ist. Reparaturkosten halten sich daher meist in überschaubaren Grenzen.

Zur Leistungsfähigkeit und problemlosen Handhabung trägt wesentlich das Herzstück vieler Druckluftwerkzeuge, der so genannte Lamellenmotor, bei. Er wird dort eingesetzt, wo nur wenig Platz zum Einbau im Werkzeug vorhanden und ein hohes Drehmoment bereits beim Start erforderlich ist, wie zum Beispiel bei Bohrern, Schlagschraubern oder Schleifern. Lamellenmotoren sind vom Aufbau her mit einer Turbine vergleichbar. Im Gegensatz zu dieser lassen sich aber moderne Lamellenmotoren über ventilgesteuerte Ein- und Auslassöffnungen in der Drehrichtung umschalten. Nachteil dieses leistungsstarken Antriebes ist nach wie vor seine Lautstärke, wenn auch in den letzten Jahren hier erhebliche Verbesserungen erzielt wurden.

Richtige Luftleistung

Um Druckluftwerkzeuge in der Werkstatt sinnvoll einzusetzen, ist vor allem ein Kompressor mit ausreichender Luftleistung Grundvoraussetzung. Vorzugsweise sollte man einen elektrisch betriebenen Kolben-Kompressor verwenden, da dieser für einen intermittierenden Betrieb (ständiges Ein- und Abschalten) in der Werkstatt am besten geeignet ist.

Kolbenkompressoren werden heute als einfach oder doppelt wirkend, ölfrei oder ölgeschmiert und mit verschiedener Zylinderanzahl in unterschiedlichen Anordnungen angeboten. Die Zwei- Zylinder-V-Anordnung ist neben dem Reihenzweizylinder bei einfach wirkenden Kolbenkompressoren die heute gebräuchlichste Bauart. Lediglich bei kleinen Kompressoren finden sich stehende Einzylinder.

Die Auswahl eines geeigneten Kolbenkompressors richtet sich grundsätzlich nach dem geplanten Einsatzzweck, da sich hieraus die benötigte Kompressorengröße und der -typ ergeben. Wer Druckluft lediglich zum Befüllen von Reifen oder zum Sauberblasen von Werkstücken benötigt, für den sind kleine kostengünstige mobile Einzylinder-Kleinkompressoren mit 230-Volt-Anschluss zumeist völlig ausreichend.

Wer aber plant, Druckluftwerkzeuge zum Schleifen, Bohren, Schrauben oder Sandstrahlen zu betreiben, überfordert einen solchen Kleinkompressor sofort, da sein Verdichter nicht genug Luft für diese Werkzeuge liefert. Im Praxis-Alltag bedeutet dies, dass entsprechende Druckluftwerkzeuge nur wenige Minuten bzw. Sekunden vernünftig arbeiten, da der Druckluftvorrat im Drucklufttank nicht konstant gehalten werden kann. Bis der Tank durch den Verdichter dann wieder gefüllt ist, herrscht "Zwangspause".

Um Druckluftwerkzeuge mit hohem Luftbedarf zu betreiben, ist ein Kompressor notwendig, dessen Abgabeleistung immer geringer ist als dessen Ansaugleistung. Ferner darf der Luftbedarf des Werkzeugs nicht höher sein, als die Abgabeleistung des Kompressors. Stimmen diese Faktoren, steht einem Dauerbetrieb des Druckluftwerkzeugs nichts im Wege.

Schäden vermeiden

Für den störungsfreien Betrieb von Druckluftwerkzeugen ist auch die Qualität der Druckluft entscheidend. Sie darf keine Feuchtigkeit, Spuren von Kompressorenöl oder Staubpartikel enthalten. Diese Verunreinigungen führen zu ernsthaften Schäden durch Bildung von Korrosionsnestern oder Ablagerungen im Druckluftsystem und den Werkzeugen. Speziell bei Lackierarbeiten ist eine völlig öl-, staub- und feuchtigkeitsfreie Druckluft wichtig, da sonst die Qualität der Lackierung stark beeinträchtigt wird. Öl- und Wassertropfen und feste Partikel (Staub) lassen sich leicht mit (nachrüstbaren) Faser-Filtern aus der Druckluft aussondern. Dampfförmiges Öl wird von diesen Filtern jedoch nicht erfasst. Hierfür benötigt man spezielle Aktivkohle-Filter. Hochwertige Kompressoren sind bereits serienmäßig mit diesen Filtern ausgerüstet.

Viele ältere Druckluftwerkzeuge benötigen zur Schmierung Druckluft, die über einen so genannten Nebelöler mit Öl versetzt wird. Sollen solche Werkzeuge auch nach der Neu-Anschaffung ölfreier Werkzeuge weiter betrieben werden, ist hier zu beachten, dass ein eigener Druckanschluss mit Nebelöler bereitgestellt wird.

Pneumatisch betriebene Werkzeuge sind in der Anschaffung und im Unterhalt im Vergleich zu Elektrowerkzeugen der gleichen Leistungskategorie günstig. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die für ihren Betrieb benötigte Infrastruktur, wie zum Beispiel Kompressor, Druckleitungen, Filtersysteme, bereits vorhanden ist. Soll sie erst noch angeschafft beziehungsweise eingebaut werden, sind schnell fünfstellige Beträge zu investieren. Jedoch wird kaum eine Werkstatt, wenn sie wettbewerbsfähig arbeiten möchte, um diese Investitionen herumkommen.

Peitschenschlag

Zum Schluss noch ein Sicherheitstipp: Als Energieträger oder zur Reinigung hat Druckluft in der Kfz-Werkstatt meist einen Druck von 8 bis 10 bar. Durch plötzliches Entspannen, zum Beispiel beim Trennen einer Druckluftverbindung, kann es bei Pneumatikschläuchen zum so genannten Peitschenhiebeffekt kommen. Um ihn zu vermeiden, ist der Einsatz von Sicherheitsschnellkupplungen nach ISO Norm 4414 und Sicherheitsnorm EN 983 zu empfehlen. Sie gewährleisten auch, dass die Sicherheitsentriegelung mit einer Hand leicht getrennt werden kann.

Kurzfassung

Druckluftwerkzeuge sind eine kostengünstige Alternative zu Elektrowerkzeugen.Voraussetzung hierfür ist, dass die Infrastruktur, wie Kompressor und Druckluftnetz, zu ihrem Betrieb vorhanden ist. Doch auch dann können Druckluftwerkzeuge teuer werden, vor allem, wenn Unterhalt und Pflege aus dem Rahmen laufen. Damit hier nichts schiefgeht, haben wir die wichtigsten Tipps für Sie zusammengetragen.

Worauf beim Kauf zu achten ist

Die nachfolgenden Fragen helfen, Schwierigkeiten und Ärger bei der Anschaffung von Druckluftwerkzeugen und Zubehör von vornherein zu vermeiden.Reicht das maximale Drehmoment zum Beispiel eines Schlagschraubers mit und ohne Schalldämpfer aus, die geplanten Arbeiten durchzuführen?Eignet sich das Werkzeuggewicht, um das Druckluftwerkzeug sicher und ermüdungsfrei über längere Zeit während des Arbeitsvorgangs führen zu können?Ist die Größe des Druckluftwerkzeugs geeignet, auch an schwer zugänglichen Stellen am Fahrzeug (oder Bauteil) arbeiten zu können?Bietet der Hersteller für sein Druckluftwerkzeug einen Wartungs- und/oder Reparaturservice an?Sind Ersatzteile ohne lange Lieferzeiten sofort lieferbar?Kann die Bedienungsanleitung vom Hersteller kostenlos bezogen werden?Sind passende Verbrauchsmaterialien (Schleifmittel, Bürsten, Bohrer) problemlos und schnell lieferbar?Entsprechen die Druckluftwerkzeuge einer DIN oder sonstigen Qualitäts- oder Sicherheitsnorm?

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