Die Anzahl der von einer Rückrufaktion betroffenen Fahrzeughalter hat sich 2011 in Deutschland halbiert. Wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) hervorgeht, hat die Flensburger Behörde im vergangenen Jahr 563.414 Halteradressen aus dem Zentralen Fahrzeugregister an die Hersteller weitergegeben. 2010 waren es noch knapp 1,2 Millionen. Die Anzahl der durchgeführten Aktionen blieb mit 186 hingegen fast unverändert (2010: 185), liegt jedoch nach wie vor auf hohem Niveau. Zum Vergleich: 2001 gab es genau 100 Rückrufaktionen weniger.
Die Hälfte der Rückrufe wurde von den Flensburgern wegen der besonderen Gefährlichkeit des Mangels überwacht (2010: 114), d.h. eine Mangelbeseitigung wurde tatsächlich behördlich sichergestellt. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden laut Statistik 157 (2010: 156) so genannte Nachfassaktionen durchgeführt. Rund 128.000 Halter wurden in diesen Aktionen mehrmals angeschrieben. Erscheint ein Halter trotz mehrfacher Aufforderung nicht in der Werkstatt, kann die örtliche Zulassungsbehörde sein Fahrzeug aus dem Verkehr ziehen. 7.543 Halter traf 2011 dieses Schicksal (2010: 7.571).
Wie schon in den Vorjahren war nicht die Fahrzeugelektronik sondern ein mechanischer Mangel häufigster Auslöser einer Rückrufaktion. An der Spitze der betroffenen Baugruppen bei überwachten Rückrufen steht laut KBA die Insassenschutzeinrichtung. Erstmals hat die Behörde auch die möglichen Folgen eines Fehlers katalogisiert und die Anzahl der Fahrzeugmängel den Gefahrenarten zugeordnet. Demnach bestand bei über einem Drittel der zurückgerufenen Fahrzeuge eine mehr oder weniger große Brandgefahr, z.B. durch auslaufenden Kraftstoff oder Kurzschlüsse.
Der Jahresbericht des KBA enthält nicht nur Statistiken zu Fahrzeugrückrufen, sondern auch zu den anderen Aufgabengebieten wie Zulassungsstatistiken und Verkehrssünderkartei. Da die Flensburger Behörde auch Typgenehmigungen erteilt, beschäftigte sie sich in den vergangenen Wochen und Monaten nach eigenem Bekunden intensiv mit dem Thema Klimaanlagen-Kältemittel. Der von der Industrie gewählte Nachfolger von R-134a, das umstrittene Kältemittel R-1234yf, sei "anhand einer für einen speziellen Fahrzeugtyp aufgestellten Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA) geprüft" worden. Ergebnis: R-1234yf ist laut KBA hinreichend sicher, "wenn bei der Konstruktion des jeweiligen Fahrzeugs ein geeigneter Standard (z.B. ISO 13043) sorgfältig angewendet wird". (ng)
Details zur KBA-Rückrufstatistik finden Sie unten in der Infobox unter "Dateidownload".
- Rückruf-Bilanz 2011: Aktionen (36.7 KB, IMAGE/GIF)
- Rückruf-Bilanz 2011: Anschreiben (25.0 KB, IMAGE/GIF)
- Rückruf-Bilanz 2011: Baugruppen (35.5 KB, IMAGE/GIF)
- Rückruf-Bilanz 2011: Gefahrenarten (29.2 KB, IMAGE/GIF)