Liqui Moly hat den Gewinn im Geschäftsjahr 2021 kräftig gesteigert. Der Ertrag vor Steuern legte um gut 40 Prozent auf 38 Millionen Euro zu, wie Geschäftsführer Ernst Prost am Donnerstag bei der Vorstellung seiner letzten Unternehmensbilanz in Ulm sagte. "Das ist ein tolles Ergebnis für ein schwieriges Jahr." Prost schränkte ein, dass man noch ein ganzes Stück entfernt vom Vor-Pandemie-Niveau sei. Den Gewinnsprung führte er auf die antizyklische Investitionsstrategie im ersten Corona-Jahr 2020 zurück.
Wie bereits berichtet, schloss der Öl- und Additivspezialist das Jahr 2021 mit einem Rekordumsatz von 733 Millionen Euro ab. Mit 105.000 Tonnen produzierte Liqui Moly so viele Schmierstoffe wie noch nie – und auch die Zahl der Beschäftigten erreichte mit 1.008 einen neuen Höchstwert. "Wo viele in Kurzarbeit gingen, stockten wir ordentlich auf und schafften Arbeitsplätze", erklärte Prost.
Das Wachstum fiel im Exportgeschäft (plus 30 Prozent) erneut größer aus als im saturierten Heimatmarkt Deutschland (plus 13 Prozent). Dabei half auch das starke Plus von 50 Prozent im wichtigsten Auslandsmarkt USA. Rund zwei Drittel seiner Erlöse erziele man inzwischen im Export, so Prost. "In Deutschland wird es für uns natürlich immer schwieriger zu wachsen, weil wir hier schon eine sehr gute Marktdurchdringung erreicht haben. Aber wir legen auch in der Heimat immer weiter zu, was zeigt, dass wir vieles richtig machen." Hierzulande sei besonders das neu strukturierte Tankstellengeschäft und der Autozubehörfachhandel gewachsen.
Für Belastungen sorgte 2021 der Aufwand für Material wie Rohstoffe oder Verpackungen. "Unser Gewinn wäre noch höher ausgefallen, wenn die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte nicht so durch die Decke geschossen wären", sagte der Geschäftsführer. Den Gewinn wolle man für künftige Investitionen nutzen. Dazu zähle insbesondere der Ausbau der Produktionskapazitäten und die Verbesserung der komplexen Logistik mit den rund 4.000 Artikeln.
Wachstum mit Bordmitteln
Auch jenseits dieser Investitionen müsse das Wachstum finanziert werden, unterstrich Prost und verwies unter anderem auf größere Warenbestände (plus 43 Prozent) und höhere Forderungen (plus 18 Prozent). "Das ist der Preis für Wachstum. Wachstum muss man sich leisten können." Er sei stolz darauf, dieses aus Bordmitteln stemmen zu können. "Keine Kredite, keine Subventionen, keine staatlichen Zuschüsse. Wir haben unsere Gewinne stets thesauriert und hüten unsere Eigenkapitalquote von circa 80 Prozent wie einen Augapfel. Ohne die gefüllte Kriegskasse hätten wir die Krise nicht so einfach wegstecken können."
Prost wechselt am 22. Februar 2022 in den Ruhestand. Er war 1990 als Leiter Marketing und Vertrieb zu Liqui Moly gekommen. In den folgenden Jahren kaufte er sukzessive das Unternehmen den Vorbesitzern ab. Unter seiner Führung entwickelte sich der Mittelständler zu einem erfolgreichen "Global Player", allein seit der letzten Weltwirtschaftskrise 2008 hat sich der Umsatz verdreifacht und die Anzahl der sogenannten "Mitunternehmer" mehr als verdoppelt. Ende 2017 verkaufte Prost seine Firmenanteile an die Würth-Gruppe, blieb aber als Geschäftsführer in der Verantwortung. Künftig übernimmt der zweite Geschäftsführer Günter Hiermaier das alleinige Liqui Moly-Steuer.