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Trauer um VW-Patriarch: Ferdinand Piëch ist tot

27.08.2019 10:00 Uhr
Trauer um VW-Patriarch: Ferdinand Piëch ist tot
Ferdinand Piëch war einer der schillerndsten Automanager der Welt.
© Foto: dpa-bildfunk / Julian Stratenschulte

Ferdinand Piëch, in Wolfsburg auch "der Alte" genannt, prägte viele Jahre den VW-Konzern. Nun ist der einstige Topmanager im Alter von 82 Jahren gestorben.

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Er prägte Deutschlands größten Autokonzern Volkswagen über Jahrzehnte: Der frühere VW-Vorstands- und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch ist tot. Die Witwe Piëchs, Ursula Piëch, bestätigte den Tod ihres Ehemannes. Ihr Mann sei am Sonntag "plötzlich und unerwartet im Alter von 82 Jahren verstorben", hieß es in einer Mitteilung Ursula Piëchs, die der Deutschen Presse-Agentur am Montagabend vom Anwalt der Familie, Christian Schertz, zugeschickt wurde.

Ursula Piëch schrieb: "Das Leben von Ferdinand Piëch war geprägt von seiner Leidenschaft für das Automobil und für die Arbeitnehmer." Er sei bis zuletzt ein begeisterter Ingenieur und Autoliebhaber gewesen. Die Beisetzung finde im engsten Familienkreis statt, hieß es weiter. Piëch hinterlasse eine große Familie mit dreizehn Kindern und über doppelt so vielen Enkelkindern.

Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung den Todesfall gemeldet. Nach dem Bericht ist Piëch am Sonntag in einem Sterne-Restaurant in Aschau im Chiemgau vor den Augen seiner Frau Ursula kollabiert. Rettungskräfte hätten ihn in eine Rosenheimer Klinik gebracht, wo er kurze Zeit später verstorben sei.

"Genialer Ingenieur und visionärer Unternehmer"

Am Dienstag würdigten Volkswagen sowie die Familien Porsche und Piëch das Lebenswerk und die Verdienste des Gestorbenen. "Ferdinand Piëch hat Automobilgeschichte geschrieben – als leidenschaftlicher Manager, genialer Ingenieur und als visionärer Unternehmer", sagte der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch am Dienstag. Konzernchef Herbert Diess bezeichnete Piëch als mutig, unternehmerisch konsequent und technisch brillant. "Vor allem hat Ferdinand Piëch Qualität und Perfektion bis ins Detail in den Automobilbau gebracht und tief in der Volkswagen-DNA verankert", sagte Diess.

Zum Gedenken sollten in verschiedenen VW-Werken die Fahnen auf halbmast gesetzt werden. "Wir trauern mit der Familie um Ferdinand K. Piëch, den außergewöhnlichen Manager und Ingenieur, den Strategen und ganz einfach auch den Auto-Enthusiasten, der er zeitlebens war", betonte Wolfgang Porsche, Aufsichtsratschef der VW-Dachgesellschaft Porsche SE und Cousin Piëchs, in einer Mitteilung.

Als Reaktion auf den Tod des langjährigen Volkswagen-Chefs drückten zahlreiche Wegbegleiter aus dem Unternehmen und aus der Politik ihren Respekt vor der Lebensleistung des Managers aus. "Mir persönlich war Ferdinand Piëch ein jahrzehntelanger Förderer und Wegbegleiter", sagte Martin Winterkorn, der von 2007 bis 2015 VW-Chef war. Die visionäre Kraft und großen Fähigkeiten als Ingenieur hätten ihn über viele Jahre geprägt. 2015 hatte sich Winterkorn im Machtkampf mit Aufsichtsratschef Piëch durchgesetzt, musste kurz darauf aber im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden des Abgas-Skandals zurücktreten.

VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh würdigte Piëch als "großen Manager und Ingenieur". "Volkswagen stünde ohne Ferdinand Piëch nicht da, wo wir jetzt stehen. Dafür schulden wir ihm unseren Dank und unsere Anerkennung", sagte Osterloh. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil erklärte, Piëch sei "einer der großen Unternehmer in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" gewesen. Der Manager habe VW 1993 in einer tiefen Krise übernommen. "Mit seinem Namen ist der Aufstieg von Volkswagen zum Weltkonzern verbunden." Viele Tausend Arbeitsplätze in Niedersachsen prägten die wirtschaftliche Grundlage des Landes bis heute. Altkanzler Gerhard Schröder sagte über Piëch: "Er hat die globale Automobilbranche über mehrere Jahrzehnte geprägt."

Der in Wien geborene Piëch stand viele Jahre mitten im Machtzentrum des VW-Konzerns. Der frühere Audi-Chef war von 1993 bis 2002 Vorstandsvorsitzender von Volkswagen und führte danach lange Zeit den Aufsichtsrat – als maßgeblicher Protagonist der Familien Porsche und Piëch, der VW-Großaktionäre. Seine Macht schien zeitweilig unbegrenzt, 2012 hievte er sogar seine Frau Ursula in den VW-Aufsichtsrat. Piëch galt als mächtiger Strippenzieher und Königsmacher hinter den Kulissen.

2015 kam es zum Bruch

Der detailverliebte Autonarr lenkte das immer größer werdende VW-Imperium schließlich zusammen mit dem damaligen Konzernchef Martin Winterkorn mit strenger Hand, ehe er sich von seinem Lebenswerk entfremdete. Im Jahr 2015 sorgte er mit der Äußerung für Aufsehen, er sei "auf Distanz" zum damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn - er verlor schließlich den Machtkampf und warf im Zorn hin.

Winterkorn, ein enger Vertrauter Piëchs, aber musste 2015 zurücktreten, im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden des Diesel-Skandals. Nachfolger wurde Matthias Müller.

Der Diesel-Skandal um manipulierte Fahrzeuge kostete VW Milliarden. 2018 wurde Müller als Konzernchef von VW-Markenchef Herbert Diess abgelöst. Diess kündigte in der Folge einen grundlegenden Umbau des Konzerns an – hin zu Elektroautos. Grund dafür sind auch schärfere Klimavorgaben der EU.

Ostern 2017 wurde Piëch 80 Jahre alt. Zum Geburtstag würdigte VW die Verdienste des Auto-Managers: "Ferdinand Piëch hat das Automobil, unsere Industrie und den Volkswagen-Konzern in den vergangenen fünf Jahrzehnten maßgeblich geprägt", sagte ein VW-Sprecher. "Sein Lebenswerk ist gekennzeichnet von mutigem Unternehmertum und technologischer Innovationskraft."  Dabei hatte Piëch zuvor an Verwandte sein milliardenschweres Aktienpaket an der VW-Dachholding Porsche SE verkauft. (dpa)


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