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Ukraine-Krieg und Corona: Lieferstress und Preisdruck bei Conti

29.04.2022 14:09 Uhr | Lesezeit: 4 min
Continental Fahnen
Continental will die Preise aufgrund der angespannten Situation erhöhen. 
© Foto: Continental

Schon das vergangene Jahr war trotz zurückkehrender Gewinne hart, das laufende dürfte für Continental nicht minder anspruchsvoll werden. Die Konzernführung bereitet die Aktionäre auf unsichere Zeiten vor.

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Beim Autozulieferer Continental müssen sich Anteilseigner, Belegschaft und Kunden in diesem Jahr auf einen ruppigen Geschäftsverlauf und womöglich weiter steigende Kosten einrichten. Der Ukraine-Krieg, neue Corona-Probleme in China sowie die Versorgung mit Chips und Rohstoffen bleiben große Risikofaktoren, wie auf der Hauptversammlung am Freitag deutlich wurde.

Zudem ist die Aufarbeitung der mutmaßlichen Verstrickung in die VW-Dieselaffäre nicht abgeschlossen. Den Ende 2021 zurückgetretenen Finanzvorstand Wolfgang Schäfer entlasteten die Aktionäre vorerst nicht - auch über Abfindungszahlungen wird erst später entschieden.

Der Dax-Konzern hatte seine Gewinnerwartungen und Einschätzungen zur Welt-Autokonjunktur für 2022 gerade herabgesetzt. An die Eigentümer gerichtet ergänzte Vorstandschef Nikolai Setzer: "Allgemein sind die Lieferketten und die Rohstoffmärkte sehr angespannt." Neben teurerer Energie erschwerten weitere Pandemie-Lockdowns in Asien Logistik und Transport. Letzteres hemmt vor allem die Versorgung mit Halbleitern, wobei Conti erst in der zweiten Jahreshälfte mit Entspannung rechnet.

Mehrausgaben werden auf Produktpreise übergreifen

Die Hannoveraner kalkulieren 3,5 Milliarden Euro an Mehrausgaben ein. Einiges davon dürfte auf Produktpreise übergreifen, möglicherweise auch in das Endverbrauchergeschäft mit Reifen und Ersatzteilen. "Wir verhandeln mit unseren Kunden, um angesichts der aktuellen Inflation Preisanpassungen vorzunehmen", berichtete Setzer aus den Gesprächen mit der Auto- und Maschinenbauindustrie. Die Beschaffung von Elektronik soll durch bessere Frühwarnsysteme und den Aufbau von Pufferbeständen abgesichert werden. Zur Nutzung von Gas, das auch aus Russland stammt, sagte er: "Grundsätzlich stellt Erdgas im Energiemix von Continental in Deutschland einen bedeutenden Anteil dar."

Jüngst war bekanntgeworden, dass der Konzern seine im russischen Werk Kaluga zunächst ausgesetzte Fertigung zeitweise wiederaufnimmt, um Beschäftigte dort vor angedrohter Strafverfolgung zu schützen. Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle rechtfertigte den Schritt gegen Vorwürfe, man knicke so gegenüber Moskau ein: "Unsere Verantwortung für die Mitarbeiter hat Vorrang." Es gehe um Pkw-Reifen-Produktion und Fürsorge für die lokale Belegschaft. Und man beobachte "genau, welche Konsequenzen sich aus dem Krieg für den Welthandel ergeben".

Untersuchungen zum Abgas-Skandal laufen noch

Teile des Online-Aktionärstreffens drehten sich allerdings auch um Vergangenheitsbewältigung. Firmeninterne und staatsanwaltschaftliche Untersuchungen zur Rolle von Continental im Abgas-Skandal laufen wohl noch eine längere Zeit weiter. "Die Ermittlungen dauern an", erklärte Reitzle. Deshalb könne man sie nach wie vor nicht öffentlich bewerten, sondern müsse erst "sicherstellen, dass der Sachverhalt rückhaltlos und umfassend aufgeklärt" wird.

Nach Angaben der neuen Finanzchefin Katja Dürrfeld hat Continental für mögliche Bußgelder und Haftungsrisiken durch das Diesel-Verfahren inzwischen Rückstellungen gebildet. Die bisherige Vorsorge hierzu belaufe sich auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.

Schäfer hatte seinen Posten im Herbst räumen müssen, da in Prüfungen zur "VW-Dieselthematik" Unregelmäßigkeiten aufgetaucht waren. In Hannover und Frankfurt ermitteln Staatsanwälte wegen des Verdachts der Beihilfe zum Betrug. Conti-Techniker sollen demnach über Software-Lieferungen Bescheid gewusst haben, die der Großkunde später vermutlich in manipulierten Dieselmodellen eingesetzt habe.

Entwicklung von Continental "durchaus zufriedenstellend"

Christian Retkowski von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger sagte, die Geschäftsentwicklung von Continental sei zuletzt wieder "durchaus zufriedenstellend" gewesen. Zu klären seien jedoch die "Verwicklungen in den Dieselskandal und die Aufarbeitungskultur". Der Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Alexander Vietinghoff-Scheel, meinte, die meisten Herausforderungen für Conti kämen derzeit von außen. "Ärgerlich war aber vor allem die VW-Problematik und die damit verbundene Personalie Schäfer."

Zur Frage, warum die Entlastung nicht vorsorglich für alle Mitglieder des Vorstands verschoben werde, meinte Reitzle: "Abgesehen von Herrn Schäfer bestehen keine Anhaltspunkte dafür, dass sie mit der Dieselthematik befasst waren." Die Auswertungen der Strafverfolger müsse man abwarten, über die Abfindung Schäfers werde man im Lichte jener Ergebnisse beraten. Auch Setzer sagte, "verbunden mit seinem Ausscheiden bleiben noch viele Fragen offen. Das ist unbefriedigend."

Dem Dividendenvorschlag von 2,20 Euro je Aktie und allen übrigen Anträgen stimmten die Anteilseigner mehrheitlich zu. Die langjährige Aufsichtsrätin Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann, Witwe des Gründers des Conti-Hauptaktionärs Schaeffler, verlässt das Kontrollgremium. Auch Siegfried Wolf - jetzt bei der abgespaltenen Antriebssparte Vitesco - wird ersetzt. Neue Aufsichtsratsmitglieder sind die Chefin von Lufthansa Cargo, Dorothea von Boxberg, und Stefan Buchner.

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