Von Dietmar Winkler/asp AUTO SERVICE PRAXIS
asp AUTO SERVICE PRAXIS sprach mit Dr. Ekkehard Pott, Leiter Vorentwicklung Dieselmotoren bei Volkswagen, über den aktuellen Stand der Rückrufe bei Euro-5-Dieselfahrzeugen.
asp: Wie ist der aktuelle Stand bei der Rückrufaktion für Euro-5-Diesel?
Dr. Ekkehard Pott: In Deutschland waren im Rahmen der Rückrufaktion bereits 90 Prozent aller betroffenen Fahrzeuge in der Werkstatt, wo je nach Motor entweder ein Softwareupdate durchgeführt oder ein Strömungsgitter nachgerüstet wurde. Europaweit sind durchschnittlich 70 Prozent der Fahrzeuge abgearbeitet.
asp: Welche Norm erfüllen die Fahrzeuge hinterher?
Dr. Ekkehard Pott: Die Fahrzeuge bekommen die im Fahrzeugschein ausgewiesene Abgasnorm – das ist in der Mehrheit nach dem Update die Euro-5-Norm, die wenigen EU-6 Fahrzeuge, die nachgerüstet werden, haben dann entsprechend die EU 6-Norm. Die zugesagten Produkteigenschaften werden damit vollumfänglich erreicht.
asp: Ändert sich was beim Verbrauch der Fahrzeuge?
Dr. Ekkehard Pott: Es zeigt sich, dass sich der Verbrauch durch den Eingriff de fakto nicht ändert. Wir verbessern das Schadstoffemissionsniveau, aber nicht zulasten des Verbrauchs. Beim Verbrauch des Reduktionsmittels, besser unter dem Markennamen AdBlue bekannt, haben wir kein einheitliches Bild. Hier sehen wir je nach Fahrzeugtyp teils einen leichten Mehrverbrauch, teils aber auch geringere Verbräuche. Das ist sehr stark vom gefahrenen Zyklus abhängig.
Wir sehen zu, dass wir in einem gemischten Fahrverkehr beim Ad-Blue-Verbrauche keine gravierenden Änderungen bekommen. Dennoch wird es Kunden geben, die sehr dynamisch unterwegs sind, und einen leicht höheren AdBlue-Verbrauch feststellen werden.
asp: Wie sieht es mit der Leistung aus?
Dr. Ekkehard Pott: Zum Thema Leistung, Verbrauch und Drehmoment gab es diverse unabhängige Studien in denen nachgewiesen wurde, dass sich bezogen auf diese Kenngrößen kein signifikanter Unterschied einstellt. Zum Teil hatten Fahrzeuge in der Leistungsmessung sogar mehr Drehmoment als vorher. Man muss sich aber auch immer vor Augen halten, dass Umwelteinflüsse und Messtechnik schon eine Streuung von dre bis fünf Prozent mit sich bringen.
asp: Die neuen Euro-6-Diesel-Fahrzeuge von VW übererfüllen die Abgasnorm sogar?
Dr. Ekkehard Pott: Das Thema Nachrüstung bezieht sich fast ausschließlich auf die Euro-5-Fahrzeuge. Mit den neuen Euro-6-Motoren sind wir ganz vorne im Feld mit dabei, das zeigen auch unabhängige Studien, beispielsweise von Emissions Analytics und vom ADAC. Volkswagen hat die Lektion gelernt. Wir sorgen dafür, dass uns so etwas nicht nochmal passiert. Die geltenden Abgasnormen werden heute eingehalten oder sogar übertroffen.
asp: Welche Maßnahmen sorgen dafür, dass die neuen Fahrzeuge so sauber sind?
Dr. Ekkehard Pott: Wir haben an zwei Stellschrauben gedreht: zum einen haben wir uns um die Rohemissionen gekümmert, denn alles was man in der Verbrennung an Schadstoffen vermeiden kann, muss hinterher nicht gereinigt werden. Hier haben wir die Softwarestruktur der Gemischaufbereitung auf einen modellgestützten Algorithmus umgestellt, der uns eine deutlich präzisere Verbrennung und damit eine Schadstoffminderung wie auch eine Verbrauchsminderung ermöglicht. Wir haben zudem die Leistung der Ladeluftkühlung erhöht. Das ist zum einen gut für das Ansprechverhalten des Fahrzeugs, zum anderen werden damit auch die Stickoxid-Rohemissionen gemindert. Wir haben die Abgasrückführung weiter optimiert, sowohl Hard-als auch Softwaremäßig durch Hinzunahme der Niederdruck-AGR und einen neuen Algorithmus der uns eine präzisere Zumessung des rückgeführten Abgases ermöglicht. Wir haben noch EU-6-Fahrzeuge mit Speicherkat-Technik im Markt, aber wir führen die SCR/AdBlue-Abgasreinigungstechnologie sukzessive bei allen Modellen ein.
asp: Kombiniert kommen die beiden Techniken noch nicht zu Einsatz?
Dr. Ekkehard Pott: Nein, in Kombination ist das bei VW noch nicht im Markt. Wir wissen aber, dass es entsprechende Aktivitäten bei Lieferanten solcher Systeme aber auch bei Wettbewerbern gibt. Wir schauen uns das an und prüfen, wo das ggf. Sinn macht, auch im Hinblick auf die EU-Abgasgesetzgebung nach 2023.
Vielen Dank für das Gespräch.