Aufregung gibt es derzeit im Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) um eine Online-Verkaufsaktion von Lidl. Im Internet-Shop des Discounters gibt bzw. gab es seit Anfang Oktober zwei Winterreifen von Hankook und Goodyear, sowie zwei Komplettrad-Angebote mit Reifen von Goodyear und Fulda, zu Preisen zwischen 44,99 und 139 Euro. Die Kompletträder sind inzwischen ausverkauft.
"Die Margengefährdung dieser Aktivität steht außer Frage", so der geschäftsführende Vorsitzende des BRV, Peter Hülzer, in einem Mitglieder-Rundschreiben vom Freitag. "Hightech-Reifen im Onlineshop eines Discounters zu Kampfpreisen anzubieten zeigt die Verantwortungslosigkeit gegenüber den Bemühungen des Reifenfachhandels, eine qualitativ hochwertige Vermarktung, für die auskömmliche Erträge erforderlich sind, sicherzustellen." Daher bat der Verband die beiden beteiligten Reifenhersteller um Stellungnahmen zur Verkaufsaktion.
Diese veröffentlichte der BRV zusammen mit seinem Rundschreiben. Demnach haben weder Goodyear Dunlop noch Hankook Lidl direkt beliefert. Beide Hersteller distanzierten sich gegenüber dem BRV von der Verkaufsaktion und betonten die Notwendigkeit, Reifen über fachlich geschulte Mitarbeiter an Endkunden zu vermarkten. Goodyear Dunlop sagte dem BRV Recherchen nach dem Lieferweg der Reifen zu. "Dem müssen nun konkrete Taten folgen. Wir werden aufmerksam beobachten, ob es hierzu kommt", so Hülzer in seiner Rundmail.
Auch evtl. vorliegende Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht, z.B. hinsichtlich der EU-Reifenlabel-Richtlinie, müssten von den Reifenherstellern geahndet werden, so der BRV, der aber selbst ein rechtliches Vorgehen gegen den Discounter ablehnt. Es könne "nicht Aufgabe des BRV sein, in eine möglicherweise kostspielige juristische Auseinandersetzung mit Lidl über Marginalien einzutreten", begründete Hülzer seine Position. (ng)